Die Gesamtleistung dieser neuen Anlagen beträgt insgesamt rund 650 Megawatt. Zum Vergleich: Im vierten Quartal 2023 lag die Zahl der neuen Anlagen in diesem Leistungsbereich noch bei knapp 1.050 mit einer gesamten Erzeugungsleistung von 360 Megawatt. Es geht aus einer Analyse des Softwareanbieters Carbonfreed basierend auf aktuellen Zahlen aus dem Marktstammdatenregister hervor.
Im gesamten Jahr 2023 sind in Deutschland demnach insgesamt rund 4.100 Gewerbeanlagen installiert worden. Diese verfügen über eine Leistung von 1,4 Gigawatt. Die Zahl der Neuanlagen mit einer Leistung zwischen 135 und 950 Kilowatt ist damit im vergangenen Jahr gegenüber 2022 um mehr als das Dreifache gestiegen. Im ersten Quartal 2023 sind noch knapp 580 gewerbliche Solaranlagen ans Netz gegangen mit einer Nennleistung von insgesamt 200 Megawatt.
Lange Wartezeiten beim Netzanschluss
Die steigende Anzahl der Neuanlagen im gewerblichen Bereich ist zwar gut für die Energiewende. Allerdings bringt das laut Carbonfreed auch Nachteile mit sich: Denn bevor große Solaranlagen ins Stromnetz integriert werden dürfen, fordert der Netzbetreiber von den Anlagenbetreibern ein Anlagenzertifikat einer akkreditierten Zertifizierungsstelle. „Erst wenn das Anlagenzertifikat vorliegt, stellt der Netzbetreiber die Betriebserlaubnis aus“, sagt Gründer Marko Ibsch. Leider seien die Ingenieure sowohl in den Zertifizierungsstellen als auch bei den Netzbetreibern sehr stark ausgelastet, so dass es häufig zu langen Wartezeiten komme, bis die Anlagen ans Netz gehen.
Um den Stau beim Netzanschlussverfahren zu verringern, hat sich die Bundesregierung entschieden, mit Einführung des Solarpaket 1 die Regeln zum Anlagenzertifikat zu ändern. Allerdings wartet das Paket weiter auf die Verabschiedung. Zukünftig dürften demnach Anlagen bis zu einer Wechselrichterleistung von 500 Kilowatt und einer maximalen Netzeinspeisung von 270 Kilowatt ohne ein Zertifizierungsverfahren ans Netz angeschlossen werden.
Zertifizierung müssten digitalisiert und verzahnt werden
„Die betroffenen Anlagen werden zukünftig nur noch auf Komponentenbasis geprüft, was den Prozess zwar zeitlich etwas verkürzt“, Ibsch. Das Problem sei aber, dass niemand mehr genau hinsieht, ob auch die Gesamtanlage am Ende wie gefordert in Betrieb genommen wurde. „Mit der jetzigen Gesetzesänderung werden nur die Symptome behandelt, aber nicht das Problem an sich gelöst“, sagt der Carbonfreed-Gründer. Die Prozesse der verschiedenen Marktteilnehmer im Rahmen der Zertifizierung müssten digitalisiert und miteinander verzahnt werden, fordert Ibsch. (nhp)
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