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Bongossi trotzt Schietwetter

Wie ein Museum für Photovoltaikmodule erscheint der Solarpark auf Pellworm. Module der Firmen AEG Telefunken sind dort zu sehen, ebenso wie Modelle von Shell und BP Solar. „Acht Prozent Wirkungsgrad leistete das AEG-Modul aus den 1980ern“, berichtet Werner Wulf, Elektriker beim Anlagenbetreiber Hansewerk. Schon sein ganzes Leben wohnt Wulf auf der Insel. „Rund 1.000 Besucher kommen jährlich ins Besucherzentrum, das neben dem Solarpark steht“, erzählt er. Auch ein moderner Hybridspeicher aus Lithium- und Redox-Flow steht auf dem Gelände für intelligente Energieversorgung.

Fast täglich führt er oder sein Kollege die Touristen und Fachbesucher durch die Anlage. Dabei prüft Wulf auch die Wechselrichter und Generatoren auf dem Feld. Die Wechselrichter des Hersteller SMA sind in einem Betriebsgebäude untergebracht. Darüber hinaus ist die Anlage bis auf Stringebene fernüberwacht. Der Standort ist durchaus attraktiv für Photovoltaik: Experten rechnen auf Pellworm mit bis zu 1.150 Kilowattstunden pro Kilowatt.

Zuschlag für Max Solar

Bereits 1983 wurde der erste Teil der heutigen Anlage mit einer Leistung von 300 Kilowatt gebaut. Auch damals war Wulf schon im Dienst. Nach über 20 Jahren im Einsatz wurde die erste Anlage 2005 abgebaut und recycelt. Heute stehen auf Pellworm vier neuere Anlagen mit insgesamt 800 Kilowatt Leistung. Aber auch diese Anlagen müssen nach den Jahren im salzig-feuchten Nordseeklima geprüft, gewartet und saniert werden. Deshalb hat Anlagenbetreiber Hansewerk für drei der vier Anlagenabschnitte die Sanierung ausgeschrieben. Den Zuschlag erhielt der Projektierer Max Solar mit Sitz im bayerischen Traunstein.

Zwei der vier Photovoltaikanlagen wurden auf einer Stahlunterkonstruktion errichtet. Eine ist durch das Meerwasser und die salzhaltige Luft stark korrodiert und musste nun getauscht werden. Sie wird durch eine Unterkonstruktion aus Aluminium ersetzt. Die zweite aus Stahl errichtete Unterkonstruktion ist noch in gutem Zustand. Sie wurde nun vom Rost befreit und anschließend mit einem neuen Schutzanstrich versehen.

Auf Bongossi gebaut

Die dritte Anlage wurde technisch überprüft. Sie befindet sich seit den 90er-Jahren zu Testzwecken auf einer Unterkonstruktion aus Tropenholz. Die Unterkonstruktion ist zwar die älteste aller Pellwormer Anlagen, aber auch die am besten erhaltene. „Bongossi heißt das Holz“, weiß Wulf zu berichten. Im englischsprachigen Raum wird es auch Red Ironwood genannt.

Beim Bau der Anlage in den 90e-Jahren erwartete man, dass Photovoltaik künftig vor allem in südlichen Ländern verbaut werden würde, also in Afrika, Südasien und Südamerika. Mit der Unterkonstruktion aus Tropenholz sollte geprüft werden, wie sich der Baustoff für den Einsatz in der Photovoltaik eignet, da er in den damals angedachten Einsatzgebieten günstig verfügbar war. Heute ist allerdings klar: Die tropischen Hölzer dürfen nicht verbaut werden, auch wenn sie dem rauen nordfriesischen Klima und der salzhaltigen Luft am besten standhalten.

Insgesamt 135 Strings messen

Anfang September begann die achtwöchige Sanierung. Zuerst wurden eine Kennlinienmessung und eine genaue Sichtprüfung durchgeführt, um die Leistung und den Zustand der Anlage zu bewerten. Da kam von den Fundamenten über die Unterkonstruktion bis zur Steckverbindung alles auf den Prüfstand. Drei Tage lang haben zwei Mitarbeiter den Park vor Ort inspiziert. „Das hätte locker gereicht, um 135 Strings durchzumessen, Unterkonstruktion und Komponenten zu prüfen“, erzählt Projektleiter Christoph Schindler von Max Solar.

Der Projektierer hatte allerdings die Rechnung ohne das nordfriesische „Schietwetter“ gemacht, wie die Norddeutschen sagen. Denn eine Messung der Kennlinien kann bei Regen nicht durchgeführt werden. So verlängerte sich der Messzeitraum auf eine Woche. „Wir haben immer wieder in knöcheltiefem Wasser gearbeitet, bei Wind und Regen“, sagt Schindler. Da fällt einem besser nichts aus der Hand, sonst muss man im braunen Wasser nach Werkzeug und Teilen tasten.

Schott-Module recyceln

Den Zustand der Module in der Freiflächenanlage beschreibt Schindler als „überraschend gut“. Die Module lieferten demnach die Leistung, die sie nach Herstellerangaben und Datenblatt nach der Zeit bringen sollten – bis auf wenige Ausnahmen. „Beispielsweise war ein Tisch mit Schott-Modulen bestückt“, beschreibt er. Die Module mussten entsorgt werden, weil sich die Rückseitenfolie gelöst hatte. „Das hat uns überrascht, weil Schott eigentlich als guter Hersteller bekannt ist“, meint Schindler.

Die weitere Bilanz: Insgesamt hat Max Solar 24 Module in der Größe von zwei Meter mal 1,30 Meter mit jeweils 50 Kilogramm Gewicht demontiert und zum Recycling gegeben. Dann gab es Probleme mit Hotspots bei monokristallinen BP-Modulen, bei PST-Dünnschichtmodulen mit ASI-Technologie und bei polykristallinen AEG-Modulen. Alle Module hatten Hotspots in Form von auffälligen braunen Brandflecken auf der Zellenseite entwickelt, erzählt Schindler.

Qualität bringt Leistung

Gut erhalten waren die Shell-Module mit 160 Watt Leistung, die 2004 montiert wurden und nach elf Jahren im Schnitt gerade fünf bis sechs Prozent weniger leisteten. „Ein guter Wert innerhalb der Herstellertoleranz“, meint der Projektleiter. Lediglich ein Modul hatte bei einem Sturm einen Glasbruch erlitten. Ersetzt wurden sie durch Module mit 255 und 266 Watt von Astronergy und Suntech-Module mit 285 Watt. „Pellworm ist der Beweis, dass Module tatsächlich 20 Jahre und mehr die versprochene Leistung liefern können, auch unter widrigen Bedingungen, wenn die Qualität stimmt“, resümiert Schindler.

Die Unterkonstruktion der Anlage war nicht gerammt und wurde auf ein Meter mal 2,5 Meter großen Fundamenten montiert, die 80 Zentimeter in die Erde eingelassen sind. Die Fundamente waren aber alle in Ordnung. „Sorgenkind auf Pellworm sind die Unterkonstruktionen aus Stahl“, weiß Schindler. Die korrodierten wegen des hohen Salzgehaltes in der Luft extrem.

Aluminium doppelt so teuer

Für die Sanierung wurden zuerst die Module eines Systems demontiert, um dann die Unterkonstruktion aus Stahl durch eine neue aus Aluminium zu ersetzen. „Aluminium verwittert zwar oberflächlich in der Salzluft, korrodiert aber nicht wie Stahl“, erklärt er. Der verzinkte Stahl sei einfach durch gewesen, während Aluminiumkomponenten an anderen Systemen auf der Insel keinerlei Korrosion zeigten. Aluminium ist allerdings auch doppelt so teurer wie Stahl.

Doch wie haben Kabel und Stecker das Nordseeklima verkraftet? „Die Kabel waren alle in gutem Zustand, flexibel und ohne Risse in der Isolation“, berichtet Schindler. Probleme haben jedoch die alten MC3-Stecker mit der Gummihülle gemacht. Die waren so stark korrodiert, dass viele Steckverbindungen nicht mehr zerstörungsfrei zu trennen waren. „Allerdings lagen die auch im Wasser, das sich durch Niederschlag im Kabelkanal gesammelt hat“, sagt Schindler. Nun wurden Stecker der neuen Generation verbaut und so angebracht, dass sie trocken liegen.

64 Tische ausgetauscht

„Die Unterkonstruktion aus Tropenholz ist top in Schuss“, berichtet Schindler. Sie wurde von Regen, Sonne, Wind und Salzwasser nicht angegriffen, von etwas Verwitterung mal abgesehen. Die Stahlkonstruktionen werden trotz Zinkoberfläche vom Rost zerfressen und sind offensichtlich für einen mehrere Jahrzehnte dauernden Einsatz in salzhaltigem Klima einfach nicht geeignet. Neben einem kompletten Feld mit 63 Tischen wurde noch ein weiterer Tisch aus dem frei zugänglichen Ausstellungsbereich als sanierungswürdig eingestuft.

Der Projektierer ging wie folgt vor: Zuerst wurde der Stahl mit dem Hochdruckreiniger behandelt, um Salz und losen Schmutz abzuwaschen. Im Anschluss wurden die Profile mit Trennschleifern, Bohrmaschine und Drahtbürstenaufsatz bearbeitet, bis Rost und Verwitterungen entfernt waren. „Bei den vielen verwinkelten Profilen ein echter Knochenjob“, stöhnt Schindler.

1.800 Liter Farbe verbraucht

Anschließend wurde wieder mit dem Hochdruckreiniger gesäubert, denn nach zwei Tagen hatte der Stahl bereits wieder eine Salzschicht angesetzt. Als der Stahl getrocknet war, erfolgte der erste Anstrich mit einer Grundierung, berichtet der Projektleiter.

Die Farbe konnte aber nur bei trockenem und warmem Wetter aufgetragen werden. Zudem waren Mindesttrockenzeiten zu beachten. Fünf separate Anstriche seien nach DIN-Regelung vorgegeben. Dabei wurden insgesamt 1.800 Liter Farbe auf der Unterkonstruktion verstrichen.

Repowering in Aussicht

Nach acht Wochen ist die Arbeit von insgesamt 14 Mitarbeitern erledigt. Die Unterkonstruktionen, Steckverbindungen und Module sind für die kommenden Jahre saniert. Ein Repowering könnte in naher Zukunft noch anstehen, hat der Betreiber Hansewerk angedeutet.

Schindler frohlockt: „Da wäre ich gerne wieder mit dabei.“ Und nicht nur er. Vielleicht heißt der Elektriker auf der Nordseeinsel dann immer noch Werner Wulf.

Max Solar

Bürgersolarpark Wachenbrunn

Projektentwickler Max Solar aus Traunstein und die Energiegenossenschaft Inn-Salzach, kurz Egis, haben Mitte Mai einen Bürgersolarpark ans Netz gebracht. Er verfügt über eine Anlagenleistung von rund 8,7 Megawatt. Der Projektierer sieht den Bürgersolarpark auch als „Mutmacher“ für neue Bürgerprojekte, sagt Christoph Strasser, Vertriebsleiter bei Max Solar.

Die Erträge der Anlage werden jeden Tag live auf der Homepage von Egis gezeigt. Rund 34.000 Module und 6.000 Fundamente wurden in nur 19 Tagen aufgebaut. So schnell wurde der Bürgersolarpark im thüringischen Themar aus dem Boden gestampft. Denn in der Konstellation mit Bürgerenergie und einer Vorfinanzierung durch Eigenkapital von Max Solar gelang es, in nur drei Monaten das komplette Projekt bis zum Netzanschluss fertigzustellen. Auch Sicherheitsleistungen seien so zukünftig kein Problem mehr.

Mit dem erfolgten Netzanschluss beendete Max Solar das Projekt in nur zwei Monaten Bauzeit. Der jährliche Ertrag der Anlage wird auf rund 755.000 Euro geschätzt. Über das Beteiligungsmodell der Egis wurden insgesamt 10.440 Anteile an Genossen verkauft.

www.maxsolar.de

Bundesverkehrsministerium

Führerschein für Drohnenpiloten

Das Bundesverkehrsministerium will den Betrieb von Drohnen in Deutschland neu regeln. Minister Alexander Dobrindt (CSU) plant, Drohnen künftig zu registrieren, um deren Eigentümer bei einem Unfall leichter zu identifizieren. Denn immer mehr Leute in Deutschland kaufen Drohnen. Auch für die Fehleranalyse von Solarparks und Photovoltaikanlagen sind sie wichtig und werden immer öfter eingesetzt.

Der Gesetzgeber unterscheidet zwischen privater (Sport und Freizeit) und gewerblicher Nutzung. Drohnen dürfen grundsätzlich nicht außerhalb der Sichtweite geflogen werden. Drohnen von privaten Piloten können in der Nähe zu Flughäfen nur bis zu 30 Meter aufsteigen, gewerbliche bis zu 50 Meter.

Künftig soll sich aber einiges ändern: Alle Drohnen mit mehr als 500 Gramm Gewicht sollen ein Kennzeichen tragen. So kann bei einem Unfall oder einem Missbrauch der Besitzer identifiziert werden. Drohnenpiloten, die etwa aus gewerblichen Gründen professionelle Fotos machen, sollen künftig eine Prüfung ablegen – und eine Art Drohnenführerschein machen. Auch Luftrecht werde dabei abgefragt. Die Lizenz soll vom Luftfahrt-Bundesamt erteilt werden.

Die neuen Regeln sehen zudem ein Verbot für private Nutzer über bestimmen Gebieten vor. Darunter Industrieanlagen, Gefängnisanstalten sowie militärische Anlagen und Unfallorte, auch Wohngebiete sind in der Diskussion.

www.bmvi.de

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