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Geschäftsmodelle

Dächer klug ausnutzen

Holger Laudeley ist Inhaber von Laudeley Betriebstechnik und seit 30 Jahren Experte für Photovoltaikanlagen. Er hat eine innovative Lösung entwickelt, um große Dächer zu erschließen – auch wenn der Strombedarf im Gebäude gering ist. Laudeley kombiniert eine große Anlage zur Volleinspeisung mit einer kleinen Anlage für den Eigenverbrauch.

Laudeley führt zusammen mit seiner Frau einen kleinen Betrieb und installiert seit drei Jahrzehnten Photovoltaikanlagen. In dieser Zeit hat der Solarteur fast alles gemacht, was man mit Solarenergie anpacken kann.

Rund um sein eigenes Betriebsgebäude beispielsweise hat sich der ehemalige Berufssoldat ein kleines Solar Valley aufgebaut. Gebäude und Carports sind ebenso mit Photovoltaik bedeckt wie viele Nachbargebäude im Gewerbegebiet in Ritterhude bei Bremen.

Neue Möglichkeiten im EEG

Doch die Anlage, die Laudeley Betriebstechnik Ende 2023 installiert hat, ist ein echtes Novum. Einer seiner Nachbarn besitzt ein großes Lagergebäude mit einem Dach aus Trapezblech, das für Photovoltaik ideal ist. Im Gebäude selbst sind jedoch nur das kleine Büro eines Autohandels sowie eine Lagerfläche untergebracht. Lediglich tagsüber wird Strom gebraucht.

Der ungefähre Bedarf liegt bei überschaubaren 4.000 Kilowattstunden pro Jahr. Eine kleine Photovoltaikanlage, die diesen Eigenverbrauch mit mehr als 90-prozentiger Quote abdecken könnte, hätte nach den Berechnungen Laudeleys etwa 2,2 Kilowatt Leistung. Aber wer installiert in Zeiten des Solarbooms eine solch kleine Anlage?

Stromkosten wegzaubern

Das ist für Handwerker vollkommen unwirtschaftlich. „Letztlich geht es um drei Computer im Büro, einen Kopierer und Licht”, erklärt Laudeley. Dafür lohne sich keine klassische Dachanlage – auch nicht, wenn der Autohandel um einen Abschleppbetrieb erweitert wird.

Aber Laudeley hat sich ein Konzept ausgedacht, das auf diesen bundesweit nicht untypischen Fall perfekt zugeschnitten ist. „Ich habe den Eigentümer Herrn Carstens gefragt, ob ich sein Dach 20 Jahre lang verwenden darf, wenn ich im Gegenzug seine Stromkosten wegzaubere”, berichtet Laudeley schmunzelnd.

Einspeisung und Eigenverbrauch

Das war im August 2023. Die Idee: Einerseits entsteht auf dem Dach eine Volleinspeiseanlage mit 29,96 Kilowatt, die Laudeley selbst finanziert. Andererseits baut er zusätzlich eine kleine Eigenverbrauchsanlage, um den Strombedarf des Eigentümers erneuerbar zu decken. „Vor einem Jahr etwa hat die Bundesregierung das EEG verändert und die Einspeisevergütung für Volleinspeiseanlagen erhöht”, erklärt Laudeley.

Das bedeutet: 13,4 Cent für Anlagen über zehn Kilowatt und 10,9 Cent für Anlagen mit mehr als zehn Kilowatt. Diese Vergütung ändert sich Anfang 2024 nach unten, aber nur minimal. Und: Die Regierung machte es damals möglich, Anlagen mit unterschiedlicher Nutzung auf dem gleichen Dach zu betreiben.

Dach vom Eigentümer gepachtet

Durch die Kombination der beiden Anlagen relativieren sich die Kosten der kleinen Anlage deutlich. Also schließt Laudeley mit dem Halleneigentümer einen Pachtvertrag. Einen Mustervertrag kann man auf Anfrage über die Website von Laudeley kostenlos erhalten. Der Deal: Dachnutzung gegen Reduktion der Stromkosten. Nach 20 Jahren geht die Anlage vollständig in den Besitz des Dacheigentümers über.

Aber rechnet sich ein solches Konstrukt überhaupt? „Ja!”, bekräftigt Holger Laudeley ohne Umschweife. Er empfiehlt Solarteuren, nach ähnlichen Gelegenheiten Ausschau zu halten. Denn: „Zehn Prozent Rendite sind absolut drin.” Schließlich gebe es in Deutschland Tausende Lagerhallen, für die sich keine Eigenverbrauchsanlage lohne.

Rendite berechnet

Für die Berechnung der Rendite nutzte Laudeley die Software Solinvest pro, die zwar altmodische Grafiken liefert, aber zuverlässige Berechnungen bietet. Installiert wurden Solarmodule von Futura Sun. Ihre Betriebsdauer kalkulierte er mit 30 Jahren. Konkret nutzt Laudeley folgende Parameter zur Kalkulation der kleinen Anlage:

  • 2,2 Kilowatt mit Südausrichtung und 15 Grad Dachneigung,
  • Solarertrag 2.000 bis 2.100 Kilowattstunden,
  • Performance-Ratio 98 Prozent,
  • Degradation drei Prozent,
  • Vierfach-Wechselrichter von Deye (ca. 400 Euro), Austausch nach 15 Jahren,
  • Albedo-Effekt durch Reflexionen aus der Umgebung,
  • keine Finanzierung der Anlage,
  • Gesamtaufwand: 3.800 Euro inklusive anteiliger Tausch des Zählerschranks,
  • vorhandener Strompreis: 33 Cent (Erhöhung 0,5 Prozent pro Jahr),
  • nach Auslaufen der Einspeisevergütung wird mit sieben bis acht Cent je Kilowattstunde für die eingespeiste Strommenge kalkuliert,
  • keine Versicherung.
  • Mit diesen Bedingungen erwirtschaftet er in 30 Jahren einen Überschuss von ungefähr 13.000 Euro. „Das ergibt eine Eigenkapitalrendite von ungefähr 17,2 Prozent”, rechnet Laudeley vor. Da der Dachbetreiber keine Anfangsinvestitionen hatte – diese hat Laudeley übernommen – ist die Rendite deutlich höher.

    Mehr als 17 Prozent Rendite

    Auch die größere Anlage rechnet sich. Dafür fallen Zusatzkosten von 28.900 Euro für den Wechsel des Zählerschranks an und ein paar Euro für eine Haftpflichtversicherung. Die Berechnung ergibt einen Einspeiseerlös von 100.000 Euro, bei einem Überschuss von 67.000 Euro (11,6 Cent Vergütung, 10,8 Prozent Rendite).

    So werden Dächer genutzt, die sonst kein Installateur ernsthaft anpacken würde. „Aus Netzbezug wird hoher Eigenverbrauch“, fasst Laudeley zusammen. „Das entlastet die Netze. Und die Volleinspeiseanlage hilft, den Energiebedarf im Gewerbegebiet drumherum abzudecken.” Die Grundidee des Konzeptes ist es, die Energiewende von unten und in Bürgerhand zu ermöglichen. In Soltau hat Laudeley solch ein Solarprojekt mit Blockheizkraftwerk umgesetzt, um mehrere Häuser im Quartier ganzjährig zu versorgen.

    Mehr Fantasie, mehr Dächer!

    Starke Gebäude wie in diesem Fall ein Neubau mit großem Dach versorgen schwache Gebäude wie beispielsweise ein denkmalgeschütztes Haus. Stromspeicher begrenzen die Einspeisung ins Netz. Auch in Hamburg arbeitet Laudeley Betriebstechnik an einem Vorzeigeprojekt für die Energiewende: Dort wird ein großer, typischer Wohnblock mit Dachkraftwerken und Speichern ausgerüstet.

    Auch diese Anlage speist kaum ins Netz ein. „Neu bei der Planung dieses Vorhabens ist, dass wir die einfache Anmeldung von Balkonkraftwerken auf Dachkraftwerke übertragen“, gibt der Installateur einen Ausblick. ­„Damit machen wir Mieterstrom unbürokratisch und einfach.” Davon profitieren Mieter und Vermieter gleichermaßen.