Der skandinavisch-deutsche Modulhersteller Innotech Solar hat Insolvenz angemeldet. Davon sind auch die deutschen Tochtergesellschaften in Halle, Köln und München betroffen. Die Unternehmensführung ist aber optimistisch, bald einen Investor zu finden.
Der skandinavische Modulhersteller Innotech hat am Dienstag in Norwegen einen Insolvenzantrag beim zuständigen Gericht gestellt. Von der Zahlungsunfähigkeit der Muttergesellschaft sind auch die deutschen Töchter ITS Innotech Solar Module in München, die Zellproduktion in Halle/Saale und der Systemanbieter Energiebau Solar Power in Köln betroffen. Alle drei Unternehmen haben gestern einen vorläufigen Insolvenzantrag bei den Amtsgerichten in Halle und Köln gestellt. Die schwedische Modulfabrik von Innotech Solar in Glava hatte bereits vor zwei Wochen Insolvenz angemeldet.
Dies teilt der vorläufige Insolvenzverwalter der ITS Innotech in Halle Rüdiger Bauch mit. Der Leipziger Anwalt wird das Eröffnungsverfahren im Interesse der Gläubiger beaufsichtigen, den Sanierungskurs begleiten und die wirtschaftliche Lage des Unternehmens überwachen.
Eine eigentlich perfekte Liaison
Für Energiebau in Köln wurde bisher noch kein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Mit dem jetzigen Insolvenzantrag musste das Kölner Unternehmen gleich zum zweiten Mal in kurzer Folge den Weg zum Amtsgericht antreten. Erst von zwölf Wochen hatte Innotech Solar den Systemanbieter übernommen und damit aus der Insolvenz gerettet. „In dieser schwierigen Marktsituation Innotech Solar als Investor zu finden, war für uns ein wichtiger Schritt für das Fortbestehen von Energiebau“, betont Michael Schäfer, Geschäftsführer von Energiebau, trotz der jetzigen Schwierigkeiten. „Die Kombination aus Photovoltaikgroßhandel und Herstellervertrieb hatte bereits erste Erfolge erzielt. Die Verbindung von Innotech und Energiebau schien perfekt. Aber schließlich ist die Finanzierung der wichtigste Aspekt und wir müssen der Realität ins Auge sehen.“
Innotech hat interessante Technologie zu bieten
Auch wenn die Lage derzeit schwierig ist, blickt man bei Innotech Solar optimistisch in die Zukunft. Immerhin verfügt das Unternehmen über einen interessanten Optimierungsprozess für defekte Solarzellen, aus denen die Mitarbeiter voll funktionsfähige Module bauen. Denn die von anderen Herstellern angelieferten defekten Zellen werden in Halle so behandelt, dass die Fehler behoben werden. Damit kann Innotech Solar garantieren, dass keine weiteren Fehler in den Zellen stecken. Auf der Intersolar im vergangenen Jahr hatte ITS Innotech außerdem einen Leistungsoptimierer auf Zellebene vorgestellt, der gleich in das Modul mit eingebaut wird. Dadurch spart sich der Hersteller sogar die Anschlussdose.
Geschäftsmodell hat funktioniert
Trotzdem konnte das Unternehmen keine finanzielle Stabilität aufbauen. „Diese Stabilität ist jedoch in den stürmischen Zeiten in der Photovoltaikindustrie unverzichtbar“, erklärt Jerry Stokes, Geschäftsführer der skandinavischen Muttergesellschaft von Innotech Solar. „Nach meiner Einschätzung ist nicht unser Geschäftsmodell für das Scheitern verantwortlich, sondern die generelle Unsicherheit im europäischen Photovoltaikmarkt sowie die häufigen Konzeptwechsel der Politik. Auch das bis vor kurzem wenig harte Durchgreifen der Europäischen Union bezüglich des Mindestimportpreises für Module aus China und der saisonbedingte Nachfragerückgang in den vergangenen Monaten haben ihren Teil zur finanziellen Destabilisierung beigetragen.“
Stokes ist aber überzeugt, dass führende Zellhersteller in Europa großes Interesse an der Technologie des Unternehmens haben werden und Innotech Solar bald einen Investor finden wird. Derzeit ist die Lage für die insgesamt 120 Mitarbeiter von Innotech Solar in Deutschland ungewiss. Immerhin sind die Löhne und Gehälter bis einschließlich Mai dieses Jahres über das Insolvenzgeld abgesichert. (su)