Wissen Sie, was eine Schmiege ist? Gesprochen: Schmieche. Damit bezeichnet die sächsische Mundart einen Zollstock, der ja eigentlich Gliedermaßstab heißt. Sächsisch galt früher als eigene Sprache mit eigenem Wortschatz, deshalb also Schmiege.
Wie mit so vielen alten Dingen: Sie sterben aus. Worte, Dialekte und Zollstöcke. Denn Lasermessgeräte passen besser zur digitalen Datenwelt, wo Gebäude, Räume und Dächer als dreidimensionale Modelle im Computer liegen.
Für Photovoltaiker ist der Laser eine vertraute Sache: gebündeltes Licht zwischen 400 und 700 Nanometern Wellenlänge. Der Laser markiert einen Zielpunkt, aus der Phasenverschiebung im Empfangsteil berechnet er die Rücklaufzeit und die Entfernung.
In allen Dimensionen
Damit lassen sich Räume ausmessen, die Maße von Gebäuden und Dächern aufnehmen, auch Kettenmaße, Abstände, Minima, Maxima und Neigungen werden ermittelt. Um Neigungen zu bestimmen, braucht das Messgerät einen integrierten Neigungssensor. Die Daten werden in einer, zwei oder drei Dimensionen gesammelt, ausgelesen und – gleichfalls optional – per Datenschnittstelle (Bluetooth) an das Smartphone oder auf den Laptop übertragen. Dort lassen sie sich problemlos in Aufmaßprogramme übernehmen.
Sie bilden die Grundlage für die Auslegung von Solargeneratoren, für die Installation der Kabelschächte im Gebäudeinnern, für die Montage der Wechselrichter und Zähler. Auch Heizungstechnik lässt sich damit auslegen: Denn die Maße der Räume, Wohnbereiche, Funktionsbereiche, Treppen, Fenster oder Türen sind zur Berechnung von Heizlasten und Lüftungssystemen unerlässlich.
Der Zollstock stirbt nicht aus
Keine Bange, ein ordentlicher Handwerker hat die gute, alte Schmiege immer noch in der Hosentasche, für die schnelle Messung, vor allem kürzerer Abstände. Überlegen sind Lasergeräte immer dann, wenn es um größere Entfernungen und vor allem größere Genauigkeit geht.
Auch 30 Meter lange Räume lassen sich bequem und schnell ausmessen, ohne zweiten Mann, ohne Messfehler aufgrund durchhängender Bandmaße, auf den Millimeter genau. Auch misst der Laser stets genau, ohne temperaturbedingte Ausdehnung wie bei einer Schmiege aus Metall beispielsweise.
Höchstens 1,5 Millimeter Abweichung
Je nach Bauart wird das Messgerät mit der Hinterkante, mit der Vorderkante oder mit dem Stativ (Lot) am Startpunkt ausgerichtet. Der Zielpunkt avisiert die zu messende Distanz, Messtaste auslösen, das war es dann schon. Die Messwerte erscheinen auf den Zehntelmillimeter genau auf der kleinen Anzeige. Per Bluetooth und Handy lassen sich diese Daten sogar direkt ins Büro schicken.
Marktübliche Geräte messen zwischen 30 Zentimeter und 50 Meter, dabei erlauben sie höchstens 1,5 Millimeter Abweichung. Mit optionaler Zusatzausrüstung können einige Geräte sogar bis 200 Meter ausmessen. Einige Geräte erlauben es durch ausklappbare Endstücke, aus Fugen oder Ecken heraus zu messen. Auch die Höhenmessung ist ohne Leiter oder Gerüst möglich, wenn sich ein Zielpunkt findet, den man anpeilen kann, etwa eine Dachkante.
Manche Geräte integrieren mathematische Formeln wie den Satz des Pythagoras. Dann kann man Höhen berechnen, auch wenn sich der oberste Messpunkt nicht direkt anvisieren lässt. Auch Flächen, Volumen, Absteckmaß und Diagonalmaß werden vom Mikroprozessor aus den Messdaten ermittelt.
Ein digitaler Messcomputer
So mutiert die Schmiege zum digitalen Messcomputer mit Touchdisplay, der bei einigen Geräten sogar mit einer Digitalkamera kooperieren kann. Mit einem Akkusatz lassen sich zwischen 5.000 und 30.000 Messungen erledigen. Deshalb ist es ratsam, immer ausreichend Ersatzbatterien parat zu haben.
Problematisch wird es bei sehr tiefen Temperaturen. Die meisten Messgeräte steigen bei minus zehn Grad Celsius aus, auch sind die kleinen Tastaturen mit Handschuhen nur schwerlich zu bedienen.
Ganz ohne zweiten Helfer geht es nicht, wenn keine Fläche zur Reflexion des Lichtstrahls vorhanden ist. Dann bietet eine Tafel oder eine Folie Abhilfe, die allerdings vom Helfer gehalten werden muss. Sehr grelles Sonnenlicht kann die genaue Ausrichtung des Laserstrahls erschweren.
ISO 16331-1 sortiert die Vielfalt
Ein ordentliches Messgerät verfügt über eine Libelle, um es waagerecht auszurichten. Weil die Geräte auf der Baustelle zum Einsatz kommen, sollte die Schutzart IP 54 mindestens erreicht werden.
Wer sich vor dem Kauf einen Überblick über die Parameter solcher Messgeräte verschaffen will, dem sei die ISO 16331-1 empfohlen, die Laser-Distanzmesser klassifiziert und beschreibt. Im Handel kosten die Geräte zwischen 50 und 250 Euro (mit Bluetooth), sicher gibt es auch gebrauchte Geräte für wenig Geld.