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Schwäbische Akribie

Unser Beitrag zur Energiewende: Dieser Slogan steht auf der großformatigen Broschüre, darüber zwei Bilder. Eins zeigt einen Handwerker, der Dämmplatten montiert, von Linzmeier Bauelemente. Das andere Foto lenkt den Blick des Betrachters auf das Dach der Firmenzentrale in Riedlingen. Besser gesagt auf die Dächer: Denn das Unternehmen hat in Photovoltaik investiert, um den eigenen Strombedarf möglichst kostengünstig und ökologisch zu decken. Zwei Bilder, eine Botschaft: Hier geht es um den konsequenten, professionellen und verantwortungsvollen Umgang mit Energie. Willkommen in Schwaben.

Gegründet wurde die Unternehmensgruppe Linzmeier im Jahr 1946, damals als Zimmerei und Holzbaubetrieb. Heute arbeiten in Riedlingen und einer zweiten Produktionsstätte im thüringischen Königshofen annähernd 300 Mitarbeiter. Die Geschicke des prosperierenden Unternehmens lenkt die Familie Linzmeier in der mittlerweile dritten Generation. Wer ein wenig hinter die Kulissen des Unternehmens schaut, gewinnt den Eindruck: Wenn es um die Energiewende geht, ist Geschäftsführer Andreas Linzmeier offenbar ein Überzeugungstäter.

Denn die Photovoltaikanlagen gehören zu einem umfassenden Gesamtkonzept, das Andreas Linzmeier mit zwei Sätzen umschreibt: „Wer konkurrenzfähig bleiben will und Verantwortung für die Zukunft übernimmt, darf heute ökologische Faktoren niemals aus den Augen lassen.“ Und: „Wir wenden im Unternehmen selbst an, was wir anderen empfehlen.“

Energie sparen, Energie gewinnen

Die Linzmeier Bauelemente GmbH stellt Wärmedämmplatten und Fassadenelemente aus Polyurethan-Hartschaum her. Wärmedämmung ist ein wichtiges Mittel, um den Energieverbrauch eines Gebäudes zu senken. Energie zu sparen öffnet zudem das Tor zur Eigenerzeugung von Strom durch Photovoltaik, BHKW, kleine Windrotoren oder Wasserkraft. Auch Bauprodukte für den Innenausbau und Trockenbau stellt Linzmeier her, beispielsweise Bohlen und Konstruktionsbauplatten.

Also begann Linzmeier vor rund zehn Jahren, die Solarenergie als neuen Geschäftszweig aufzubauen. Über die gestandenen Bauprodukte hatte das Unternehmen ohnehin schon Zugang zu Bauherren und Architekten.

Seit 2006 im Solargeschäft

Verantwortlich für Linzmeier Solare Systeme ist Thomas Zirkel. „In den ersten zwei, drei Jahren haben wir um die 100 Anlagen projektiert und aufgebaut, überwiegend mit einer Kapazität von 20 bis 40 Kilowatt“, berichtet der Geschäftsführer des Tochterunternehmens. „Abnehmer waren vor allem die Landwirte in der Region. Sie nutzten ihre Anlagen fast ausschließlich, um von der damals hohen Einspeisevergütung zu profitieren.“ Im nachfolgenden Photovoltaikboom lief das Geschäft blendend. „Bis heute haben wir rund 1.000 Photovoltaikanlagen installiert.“

Die eigenen Firmendächer waren immer dabei. Einer der ersten Solargeneratoren mit 180 Kilowatt wurde 2006 auf das Dach des Linzmeier-Baustoffhandels im benachbarten Ochsenhausen gesetzt, gleichfalls als einspeisende Anlage am öffentlichen Netz.

Zudem reiften die Pläne, die Energiewende im Unternehmen wesentlich konsequenter als bislang umzusetzen. Erklärtes Ziel: alle Möglichkeiten zum effizienten und sparsamen Einsatz von Energie auszuloten und ausschöpfen. Vorausgesetzt, sie lassen sich wirtschaftlich darstellen. Denn für Linzmeier gilt wie für alle Unternehmen, dass die Energiewende kostenneutral gelingen muss. Idealerweise spart sie sogar Kosten ein. Inzwischen erbringt Linzmeier den Nachweis, dass diese Strategie aufgeht.

Im Jahr 2010 ging eine Solaranlage mit 37 Kilowatt Leistung auf dem Riedlinger Verwaltungsgebäude in Betrieb. Damals gab es eine Einspeisevergütung von fast 40 Cent pro Kilowattstunde. Also gebot es die kaufmännische Vernunft, den gewonnenen Solarstrom komplett einzuspeisen.

Auf dieses durchaus lukrative Prestigeprojekt folgte im Sommer vergangenen Jahres ein großer Schritt zur Eigenversorgung. Ende Juli 2014 ging die Photovoltaikanlage auf allen Dächern der Werkshallen in Riedlingen in Betrieb. Installiert wurden polykristalline Module des sächsischen Herstellers Solarwatt mit jeweils 250 Watt Leistung. Verkabelt wurden sie mit 69 Stringwechselrichtern der Serie Powador TL3 von Kaco New Energy. Linzmeier hat sich für einzelne Stringgeräte statt für einen großen Zentralwechselrichter entschieden. Die Gründe erläutert Thomas Zirkel: „Einzelne Geräte sind leichter zu handhaben, die Wartung ist einfacher und die Ausfallsicherheit höher.“ Die Unterkonstruktion kommt von Würth.

Mehr als 6.000 Quadratmeter Module

Zusammen mit den Solarmodulen auf dem Verwaltungsgebäude verfügt Linzmeier jetzt über mehr als 6.000 Quadratmeter Modulfläche. Die Gesamtleistung summiert sich auf fast ein Megawatt, genau: 988,24 Kilowatt. Der prognostizierte Ertrag pro Jahr liegt bei knapp 900 Megawattstunden. Rund 70 Prozent davon, etwa 630 Megawattstunden, werden im Unternehmen genutzt, der Löwenanteil in der Produktion. Der Rest fließt derzeit noch ins Netz.

Noch, wie Thomas Zirkel meint: „Wir sind mit dieser Anlage schon relativ weit, was die Produktion von Solarstrom angeht. Aber noch haben wir nicht alle Möglichkeiten zum Eigenverbrauch ausgeschöpft.“ Insgesamt verbraucht Linzmeier in Riedlingen rund 2.500 Megawattstunden Strom im Jahr.

Inzwischen hat Unternehmer Andreas Linzmeier alle Fassaden und Dächer seiner Gebäude gegen Wärmeverluste gedämmt, auch die Hallen für Produktion und Logistik. Durch die energetische Sanierung des Verwaltungsgebäudes erzielte er einen beachtlich niedrigen Wärmedurchgangskoeffizienten, kurz U-Wert, von 0,11 Watt pro Quadratmeter und Kelvin an den Außenwänden. Der U-Wert beim Flachdach liegt sogar bei 0,09 Watt. Mit diesen und weiteren Maßnahmen sank der Primärenergiebedarf um mehr als 75 Prozent. Dadurch erfüllt das Gebäude nun alle Kriterien eines Nullemissionshauses.

Energieteam im Dauereinsatz

Zudem gibt es in der Firma ein „Energieteam“ unter Leitung von Wilhelm Elser. Die Truppe arbeitet permanent daran, den Energieverbrauch systematisch zu reduzieren. Im Laufe des Jahres 2015 soll das Energiemanagementsystem des Unternehmens nach DIN EN ISO 50001 zertifiziert werden. „Dazu haben wir in den vergangenen Jahren alle Energieverbraucher und deren Leistungsbezug und Nutzungsgrad übers Jahr erfasst, aufgelistet und bewertet“, sagt Wilhelm Elser. „Danach folgte eine Priorisierung nach den jeweiligen Verbrauchsgrößen. Dadurch wissen wir, wo wir den größten Hebel haben und zuerst ansetzen müssen.“ So wurden 2013 alle fossilen Heizungen durch Wärmepumpen ersetzt. Das neu errichtete Infocenter wurde als Passivhaus konzipiert und gebaut.

Stromverbrauch drastisch gesenkt

Bereits seit 2011 arbeitet im Stammwerk eine neue Anlage zur Herstellung der Polyurethan-Dämmstoffe. „Dazu brauchen wir eine definierte Temperatur, um die gewünschte chemische Reaktion des Materials auszulösen“, erklärt Wilhelm Elser. „Die neue Anlage arbeitet wesentlich effizienter, wodurch unser Energieeinsatz pro Kubikmeter erzeugtem Schaum um rund 50 Prozent gesunken ist.“

Auch die Verpackung hat das Energieteam unter die Lupe genommen. „Bisher haben wir zur Verpackung in unserem Werk in Königshofen Schrumpffolie eingesetzt“, berichtet der Experte. „Dabei kommen die zu verpackenden Produkte in einen beheizten Tunnel. Die Anlage benötigt für den Schrumpfprozess eine Heizleistung von 64 Kilowatt.“

Seit Beginn des Jahres 2015 wird das Prinzip der Straffpackung angewandt, bei dem die Folie mechanisch über das Produkt gezogen wird. „Danach wird nur noch die Schnittkante verschweißt und abgeschnitten.“ Das Ergebnis: Die Verpackungen sind schöner als bisher. Sie lassen sich problemlos bedrucken, was vorher nur bedingt möglich war. Und: Die neue Anlage kommt mit einem Zehntel der Energie aus – mit 6,5 Kilowatt.

Derzeit werden bei Linzmeier alle Beleuchtungsmittel untersucht und sukzessive gegen LEDs oder energiesparende Leuchtstoffröhren ausgetauscht. „Dabei achten wir vor allem auf Beleuchtungsstärke, Brenndauer und darauf, dass sich der Austausch betriebswirtschaftlich rechnet“, gibt Wilhelm Elser zu Protokoll.

Wirtschaftliche Kriterien entscheiden

Fast selbstverständlich, dass er auch die Firmenflotte mit rund 100 Fahrzeugen unter die Lupe nimmt. Deren durchschnittlicher Dieselverbrauch liegt zwischen fünf und sieben Litern, was rund 120 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer entspricht. Thomas Zirkel liebäugelt bereits mit Elektromobilen, „allerdings sind sie leider für einen täglichen Einsatz auf mittleren und langen Strecken noch nicht wirklich geeignet“.

Thomas Zirkel weiß auch schon, wie sich der Eigenverbrauch weiter erhöhen lässt. Bisher deckt der Sonnenstrom etwa 25 Prozent des Gesamtbedarfs. „Wir haben die Möglichkeit, auf weiteren Flächen rund 200 Kilowatt zu installieren“, rechnet er vor. „Und natürlich denken wir über den Einsatz von Speichersystemen nach.“ Damit könnte die Gesamtleistung der Photovoltaikanlagen von Linzmeier auf rund 1.200 Kilowatt steigen, der Ertrag auf mehr als 1.000 Megawattstunden. Die Investition wird sich nach rund zehn Jahren amortisiert haben.

https://www.linzmeier.de/

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