Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) haben zusammen mit dem Anbieter von Witterungsschutzsystemen für die Landwirtschaft VOEN Vöhringer leichte Photovoltaikmodule entwickelt. Diese lassen sich direkt in Hagelschutznetze integrieren, die als Witterungsschutz für Sonderkulturen wie Obstbäume oder Beerensträucher errichtet wurden. Klassische Module sind aufgrund der beschränkten Tragfähigkeit dieser Konstruktionen dafür ungeeignet. Sie sind viel zu schwer, um sie auf den Stahlsystemen zu montieren, die für Hagelschutznetze errichtet wurden. Dafür wäre eine separate Unterkonstruktion notwendig.
Erste Demonstrationsanlage gebaut
Die beiden Projektpartner erproben derzeit ihre Neuentwicklung auf einer Kirschanbaufläche bei Obstanbau Vöhringer in Berg bei Ravensburg in Oberschwaben. Die Demonstrationsanlage überdacht zwei Reihen von Kirschbäumen mit einer Länge von etwa 40 Metern. Dafür nutzen sie die bestehenden Unterkonstruktionen, die ursprünglich für die Schutznetze und Folien errichtet wurden. Auf diese haben sie die Module montiert, die weniger als fünf Kilogramm wiegen. Das Projektteam überwacht den Stromertrag der Anlage und den Ernteertrag der Kirschbäume über das Jahr hinweg und wertet die Daten Ende 2025 aus.
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Lösungen für die Montage entwickelt
Mit den Modulen ist es möglich, 420 Kilowatt pro Hektar zu installieren. „Das neue Konzept adressiert zwei Faktoren, die Agri-PV-Anlagen im Vergleich zu Freiflächenphotovoltaik teurer machen: die höheren Kosten für den Bau der Aufständerung und für die Montage der Solarmodule“, erklärt Felix Basler, Projektleiter am Fraunhofer ISE. „Neben der Entwicklung der günstigen Leichtbaumodule haben wir unterschiedliche Lösungen für ihre unkomplizierte Anbringung auf den klassischen Witterungsschutzsystemen im Sonderkulturanbau ausgelegt und getestet.“
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Agri-PV-Konzept auf Landwirtschaft abstimmen
Damit sind sie besonders geeignet für die Nachrüstung bestehender Schutzsysteme. „Der Aufbau ist als Neubau- oder Nachrüstlösung denkbar einfach“, sagt Leo Vöhringer, Projektbetreuer bei VOEN. „Uns war wichtig, ein Agri-PV-Konzept auf die obstbauliche Praxis abzustimmen und nicht andersherum. Der etablierte Kulturschutz vor Witterung und anderen Schadeinflüssen bleibt bei unserem Konzept weiterhin bestehen.“
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Folien und Hagelschutznetze einpacken
Das System, das die beiden Projektpartner entwickelt haben, hat noch einen weiteren Vorteil. In Zeiten des Jahres, in denen der ursprüngliche Witterungsschutz nicht gebraucht wird, kann der Landwirt ihn unter den Solarmodulen einpacken und verstauen. Damit verbessert sich das Mikroklima unter dem Schutzaufbau, da dann die Fläche nicht mehr geschlossen überdeckt wird. Luft kann besser zirkulieren. Gleichzeitig sorgen die Module für eine leichte Verschattung und schützen so die Kulturen vor zu heftiger Sonneneinstrahlung. (su)