„Wir sind operativ über den Berg“. Dies sagte der scheidende Vorstandschef der Conergy AG, Dieter Ammer, auf der Hauptversammlung nach einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa-AFX. Seit drei Quartalen schreibe das Photovoltaik-Unternehmen wieder schwarze Zahlen. Die Aktionäre bemängelten dem Bericht zufolge allerdings, dass die Insolvenzgefahr noch nicht gebannt sei. Conergy hatte Ende Juli nach monatelangen Verhandlungen mit den Banken eine Verlängerung des Kreditvertrags bis Ende kommenden Jahres erreicht. Voraussetzung für den neuen Vertrag sei aber, dass sich das Unternehmen anschließend weiter finanzieren könne. Eine unabhängige Prüfgesellschaft sei mittlerweile beauftragt worden, um herauszufinden, wie wahrscheinlich dies sei. Das Gutachten der Wirtschaftsprüfer soll Ende November vorliegen.
Die Verlängerung der Kredite koste Conergy viel Geld, sagte Ammer auf der Hauptversammlung. Die Zinsen seien um 0,65 Prozent angehoben worden. Sie lagen zuvor bereits zwei Prozent über dem Referenzzinssatz. Conergy hat einen großen Gläubigerkreis. Mittlerweile gehört auch mindestens ein Hedgefonds zu den Gläubigern, nachdem York Capital den Kredit der Barclays Bank übernommen hat.
Positiver Ausblick
Für dieses Jahr rechnet Ammer erstmals wieder mit einem positiven Ergebnis. Es sei mit einem EBITDA-Gewinn von 30 bis 40 Millionen Euro zu rechnen. Im kommenden Jahr peile Conergy ein weiteres Wachstum an. Dabei werde das Photovoltaik-Unternehmen von seiner starken Stellung im Ausland profitieren. Bereits in diesem Jahr erziele Conergy knapp die Hälfte seines Umsatzes im Ausland. Allerdings glaubt Ammer, dass die internationalen Märkte im kommenden Jahr nur stagnieren und der Solarboom in Deutschland zu Ende gehen werde.
Künftig mit Doppelspitze
Dieter Ammer hatte den Vorstandsvorsitz von Conergy vor drei Jahren übernommen. Damals stand das Unternehmen kurz vor dem Aus. Ammer setzte einen harten Restrukturierungskurs durch. Seither konzentriert sich das Unternehmen wieder auf das Solargeschäft. Auf der Hauptversammlung wurde Ammer in den Aufsichtsrat neu formierten Aufsichtsrat gewählt, wie Conergy mitteilte. Alle Mitglieder seien bis zum Ablauf der Wahlperiode 2014 gewählt.
Den Vorstandsvorsitz sollen sich die verbliebenen Vorstände Sebastian Biedenkopf (Finanzen) und Andreas Wilsdorf (Marketing) vorübergehend teilen, wie Conergy-Sprecher Alexander Leinhos auf Anfrage der photovoltaik bestätigte. Damit gewinne der Aufsichtsrat Zeit, um einen neuen Vorstandschef zu finden. Es sei davon auszugehen, dass die Suche in „absehbarer Zeit“ erfolgreich abgeschlossen werde. Der Aufsichtsrat befinde sich mit verschiedenen Kandidaten im Gespräch. Der eigentlich designierte Nachfolger von Ammer, Andreas von Zitzewitz, hatte das Unternehmen im August überraschend verlassen. (Sandra Enkhardt)