Die Situation von Centrotherm hat sich am späten Mittwoch deutlich angespannt. Warenkreditversicherer haben dem Photovoltaik-Anlagenbauer mitgeteilt, Lieferungen an den Solarkonzern mit Sitz in Blaubeuren ab sofort nicht mehr zu versichern. Dass geschehe „aufgrund der anhaltend schlechten Marktlage und der daraus resultierenden angespannten Finanzierungssituation“, so das Unternehmen in einer Pressemitteilung.
Die Folgen sind gravierend. Wie das Unternehmen mitteilt, erwartet der Vorstand dadurch einen negativen Liquiditätseffekt in niedriger zweistelliger Euro-Millionenhöhe. In Abstimmung mit den Banken, so Centrotherm weiter, soll nun eine renommierte Unternehmensberatung ein Sanierungsgutachten erstellen, das Grundlage für die weiteren Bankengespräche zur Sicherstellung der Finanzierung des Konzerns sein soll. „Vor dem Hintergrund der laufenden Finanzierungsgespräche mit den Banken können offene Kredit- und Avallinien bis auf Weiteres nicht mehr genutzt werden.“ Zu weiteren Details machte das Unternehmen keine Angaben.
Trotz dieser Probleme hat die Commerzbank die Einstufung für Centrotherm auf „Buy“ belassen. Dass Warenlieferungen des Unternehmens aufgrund der anhaltend schlechten Marktlage und der daraus resultierenden angespannten Finanzierungssituation zukünftig nicht weiter von Warenkreditversicherern versichert würden, sei zwar eine negative Nachricht, räumte Analystin Lauren Licuanan in einer Studie vom heutigen Donnerstag ein. Der auf die Solarbranche spezialisierte Maschinenbauer habe aber eine gesunde Bilanz und genug Geld übrig, um die kommenden acht Monate über die Runden zu kommen, so die Expertin. Zudem habe Konkurrent Phoenix Solar jüngst in einer ähnlichen Situation seine Verhandlungen erfolgreich zu Ende gebracht.
Centrotherm war im ersten Quartal 2012 operativ tief in die roten Zahlen gerutscht. Vor Zinsen und Steuern (EBIT) belief sich der Verlust auf 42,9 Millionen Euro. Der Umsatz brach um mehr als die Hälfte auf 82,5 Millionen Euro ein. Die Deutsche Börse hat zudem am 5. Juni beschlossen, dass Centrotherm am 18. Juni den Technologie-Leitindex TecDax verlassen muss. (Petra Hannen)