Die Flut der Berichte in den Zeitungen, Zeitschriften, Radiostationen und Fernsehstationen rund um den Globus war kaum zu messen. Der Massenauftrieb zur Klimakonferenz in Bali brachte die Meldungen von der nahen Klimakatastrophe in jeden Winkel dieser Erde. Dahinter trat die Berichterstattung beispielsweise über die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes in Deutschland deutlich zurück. Im Januar ist zu erwarten, dass wieder mehr nationale Themen die Agenda beherrschen.
Beinahe alle Bali-Berichte markierten das Gipfeltreffen als entscheidende Konferenz auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen Energieversorgung. Sogar hartnäckige Zweifler am Klimawandel verstummten. Damit ist das Thema endlich in der breiten Bevölkerung angekommen, sogar die sogenannte Yellow Press stieg auf diesen Zug auf. Der Klimawandel erreichte auch Publikumsmagazine und ist sogar in den Medien zum Life Style und zur Konsumgesellschaft zu finden.
Mächtige Rochade in Russland
Analysiert man die Berichte, dann gilt die Klimaerwärmung mittlerweile als gesicherte oder zumindest hoch wahrscheinliche Erkenntnis. Da zeitgleich zum Bali-Gipfel in Russland gewählt wurde, kam die Sicherheit der Energieversorgung als zweites, wesentliches Thema auf die Tagesordnung. Der russische Energiekonzern Gasprom stellte Anfang Dezember enorme Preiserhöhungen in Aussicht. Staatspräsident Wladimir Putin führte Gasprom-Chef Medwedew als seinen Nachfolger ein. Im Kreml kündigt sich eine außergewöhnliche Personalrochade an: Medwedew wird Präsident Russlands, Putin wechselt an die Spitze der Regie rung. Der anhaltend hohe Ölpreis, der im Dezember die 90-Dollar-Marke knackte, fachte die Debatte um Versorgungssicherheit weiter an. Die Saudis gaben erstmals zu, dass es Schwierigkeiten mit der Erschließung neuer Ölfelder gibt. Auch Personalquerelen bei Vattenfall Europe ließen die Sorgen um die künftige Energieerzeugung wachsen.
Das ist für die nationale Debatte um das EEG oder das regenerative Wärmegesetz insofern wichtig, weil die Versorgungssicherheit einen viel stärkeren Handlungsdruck auf Politiker ausübt als langfristige Folgen des Klimawandels. Somit gab der vorweihnachtliche Medienrummel schon einen Vorgeschmack, was im kommenden Jahr bei den Präsidentschaftswahlen in den USA und dann natürlich 2009 zur Bundestagswahl ganz oben auf der Liste der Wahlkampfthemen stehen wird: sichere Energie. Ein erfreuliches Fazit ergab die Bali-Berichterstattung: Die erneuerbaren Energien wurden als wichtigstes Mittel zur Lösung der Energieprobleme anerkannt. Die Atomkraft stand – zumindest in deutschen Medien – nur auf der Agenda, wenn es um die Einkaufstour Gaddafis in Paris ging. Die Franzosen wollen in Libyen einen Atommeiler bauen, auch liefern sie Waffen nach Tripolis.