Zeitgleich mit dem Inkrafttreten der neuen Einspeisevergütungen in Frankreich fand in Paris am 10. und 11. März 2011 die Konferenz „PV Power Plants Europe“ statt. Rund 250 Teilnehmer diskutierten in den verschiedenen Panels nicht nur die technischen Herausforderungen, vor denen die Betreiber großer Solarparks in Europa stehen, sondern vor allem auch die aktuellen Marktbedingungen. Die meisten Teilnehmer äußerten sich enttäuscht über die Entscheidung der französischen Regierung, die Einspeisevergütungen drastisch zu senken und den Markt bei 500 Megawatt zu deckeln. Konkrete strategische Ziele wurden aber wenig diskutiert. Die beschlossenen Änderungen müssen erst einmal im vollen Wortlaut gelesen und verdaut werden.
So beschränkte sich Thierry Mueth vom französischen Photovoltaik-Verband Enerplan in seinem Vortrag auch fast ausschließlich auf die Darstellung der Veränderungen im Detail. Kämpferischer gab sich Bruno Cassin vom Modulhersteller Sillia Énergie, der sich auch aktiv in der Industrievereinigung der französischen Photovoltaik-Hersteller AIPF engagiert. Dieser Verband ist erst im September 2010 gegründet worden, als absehbar war, dass die vollmundigen Versprechungen von Sarkozy aus 2009 wohl nicht eingelöst werden. Cassin will nachverhandeln und weiter mit der Regierung im Gespräch bleiben.
Vor allem französische Modulhersteller kritisieren die Deckelung des Zubaus von 500 Megawatt pro Jahr. Sie haben mittlerweile Produktionskapazitäten von 855 Megawatt aufgebaut, und ob die Überkapazität durch Exporte wettgemacht werden kann, ist mehr als fraglich. Mit der Senkung der Vergütung auf den jetzigen Stand werden nur noch solche Photovoltaik-Projekte wirtschaftlich sein, die mit extrem preiswerten Komponenten ausgestattet werden. Diese würden dann voraussichtlich zum größten Teil aus Fernost kommen, was der einheimischen Wirtschaft doppelt schade, sagten Industrievertreter übereinstimmend.
Aber nicht alle Marktteilnehmer sehen die Situation in Frankreich so kritisch. Mounting Systems, seit September 2010 mit einer eigenen Niederlassung bei Lyon vor Ort, rechnet in 2011 mit ungefähr gleichen Umsatzzahlen wie im vergangenen Jahr. Die Ingenieure von Valeco, einer kleineren Projektgesellschaft aus Südfrankreich, die auch in Windanlagen investieren, sehen ebenfalls gelassen in die Zukunft. Natürlich müssen sie sich auf die Veränderungen einstellen, wollen ihre Projekte aber weiterverfolgen. Andere Marktteilnehmer sind froh, dass mit der Deckelung bei 500 Megawatt zumindest der Status Quo beibehalten wird. Ungefähr bei dieser Größenordnung lag in 2010 die Gesamtzahl der neu errichteten Photovoltaik-Anlagen.
Florent Abadie von Enerparc hatte dem vorausgegangenen Moratorium der französischen Regierung sogar positive Effekte abgewonnen. Dadurch konnte sich die Branche darauf einstellen, dass es tiefgreifende Veränderungen geben wird, so Abadie in seinem Vortrag. Enerparc wird noch zwei Photovoltaik-Projekte in Frankreich realisieren, die bereits genehmigt sind. Ob es weitere Projekte geben wird, ist derzeit unklar.
Die enormen bürokratischen Hürden stellen eine besondere Barriere im französischen Photovoltaik-Markt dar. Nirgendwo sonst in Europa sind die Laufzeiten für Planung, Projektierung und Genehmigung von großen Solarprojekten so lang wie in Frankreich. Ein Umstand, der in den Diskussionen immer wieder eine Rolle spielte.
Trotz allen politischen Widrigkeiten herrschte Einigkeit, dass große Photovoltaik-Anlagen ein wichtiges Marktsegment in der Solarbranche darstellen, welches sich in den kommenden Jahren weiter entwickeln wird. Für die Teilnehmer lieferte die Konferenz wertvolle Informationen über die europäischen Märkte, über technische und rechtliche Details sowie zur Finanzierung von Großanlagen. Für 2012 ist eine dritte Auflage der Konferenz fest eingeplant – das Land allerdings steht noch nicht fest. (Petra Franke)