Dietmar Roth, Gründer und bisheriger Vorstandschef des Photovoltaik-Unternehmens Roth & Rau, ist feierlich aus seinem Amt verabschiedet worden. Ab Januar wird er dann seine neue Aufgabe als Verwaltungsrat bei der Meyer Burger Technology AG übernehmen. Der Schweizer Konzern hat den sächsischen Photovoltaik-Anlagenbauer im August dieses Jahres mehrheitlich übernommen. In einem Interview mit der „Freien Presse“ äußerte sich Roth zu der derzeitigen Situation der Photovoltaik allgemein sowie bei Roth & Rau.
„Die Solarindustrie ist im Moment noch zu teuer beim Vergleich mit Gas, Kohle und Kernenergie. Wir stehen an der Schwelle zur Wettbewerbsfähigkeit - brauchen aber noch einen Schub, was die Preisentwicklung betrifft“, sagte Roth. Aus seiner Sicht müssten die Photovoltaik-Anlagen effizienter werden. Doch in zwei bis drei Jahren könne es soweit sein, dass Photovoltaik mit den anderen Energieformen konkurrenzfähig ist. Es sei ein schwieriges Jahr für die Solarindustrie gewesen; viele Photovoltaik-Unternehmen hätten nicht die Umsatz- und Gewinnzahlen aus dem vergangenen Jahr erreichen können. Auch Roth & Rau werde es wohl nicht gelingen den Vorjahresumsatz von 285 Millionen Euro zu erreichen. Anfang November hatte Roth & Rau eine Gewinnwarnung veröffentlicht und für das 3. Quartal einen Verlust von 52 Millionen Euro bekannt gegeben.
Am Standort Hohenstein-Ernstthal gibt seither zudem Kurzarbeit. Dies betreffe Teile der Produktion und werde sich auch zu Beginn des kommenden Jahres nicht gleich ändern. „Wir werden mit deutlich weniger Aufträgen ins Jahr 2012 gehen“, sagte Roth weiter. Das sächsische Photovoltaik-Unternehmen habe sich zudem bereits von seinen Zeitarbeitern getrennt. Dennoch sei davon auszugehen, dass der Standort auch nach der Übernahme erhalten bleibe. Zugleich sollten aber stärker Synergien bei der Qualifizierung der Mitarbeiter sowie im Bereich Forschung und Entwicklung genutzt werden. Im November hatte Meyer Burger zudem angekündigt, angesichts der schwierigen Situation auf dem Photovoltaik-Markt von einem Beherrschungs- oder Gewinnabführungsvertrag mit Roth & Rau absehen zu wollen. Alle entsprechenden Vorarbeiten dazu sind seither eingestellt.
Die Position des Vorstandschefs bei Roth & Rau hat momentan Peter Wagner inne, der ursprünglich im August 2011 zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden bestimmt worden war. Seit Oktober lässt er dieses Amt aber ruhen, um in der Übergangszeit die Aufgaben von Dietmar Roth zu übernehmen. Wagner ist gleichzeitig auch Präsident des Verwaltungsrates von Meyer Burger. Weitere Mitglieder des Vorstands sind Thomas Hengst (CSO), Peter Manolopoulos (COO) und Peter Frankfurter (CFO). (Sandra Enkhardt)