Der Bonner Modulhersteller Solarworld gibt erhebliche Verluste bekannt. Im vergangenen Jahr belaufen die sich vor Steuern auf 520 bis 550 Millionen Euro. Das ist ungefähr die Hälfte des gesamten Grundkapitals von Solar World. Der Vorstand des Konzern schreibt die hohen Verluste zu 20 Prozent dem schlechten Geschäftsjahr 2012 zu. Vier Fünftel resultieren aus Wertberichtigungen auf Anteile an verbundenen Unternehmen und Beteiligungen sowie Ausleihungen, die nicht liquiditätswirksam sind. Das sind unter anderem Zahlungsaufschübe, die Kunden gewährt werden, deren Bezahlung auf die liquiden Mittel keinen Einfluss haben. Dazu gehören aber auch Immobilienabschreibungen oder Verluste aus Lieferanten- und Warenkrediten. Das Unternehmen hat inzwischen auch das gesamte Eigenkapital aufgezehrt. Im Jahr 2011 hatte Solar World immerhin noch auf 630 Millionen Euro. Nach aktueller Schätzung beläuft sich das Eigenkapital derzeit auf minus 20 bis minus 50 Millionen Euro.
Die Hoffnung bleibt
Der Vorstand betont aber, dass es sich bei den Zahlen um vorläufige Schätzungen handelt. Es bleibt in der Bonner Zentrale des Unternehmens die Hoffnung, dass sich die jetzt bekannten Zahlen während der Jahresabschlussprüfung zugunsten von Solar World verändern und das Ergebnis nicht ganz so dramatisch ist, wie es derzeit aussieht.
Ordentliche Hauptversammlung fällt aus
Aufgrund der angespannten Lage des Konzerns wird der Vorstand zunächst auf eine angekündigte ordentliche Hauptversammlung verzichten. In den nächsten Tagen gehen statt dessen Einladungen für eine außerordentliche Hauptversammlung raus. Das ist in diesem Jahr schon der zweite wichtige Termin für die Gläubiger, den der Vorstand verschiebt. Schon Mitte März hat Solar World bekannt gegeben, dass sich die Veröffentlichung des Finanzberichtes 2012 verschiebt. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete der Vorstand zusammen mit einem Rechtsanwalt und einer Bank an einer externen Prüfung der Finanzlage des Konzerns sowie an einem Restrukturierungsplan.
Insolvenz vermeiden
Inzwischen haben sich die Gläubiger und der Konzern darauf geeinigt, innerhalb der nächsten zwei bis drei Wochen einen Restrukturierungsplan auszuarbeiten. Man suche nach einer annehmbaren und tragfähigen Lösung, die Solar World nicht dazu zwingt, Insolvenz anmelden zu müssen. Die Gläubiger sind sogar bereit, auf einen Teil ihrer Forderungen zu verzichten oder diese in Unternehmensanteile umzuwandeln, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Aktie stürzt ab
Für die Anleger ist die Nachricht zwar kein Schock, aber die Börse reagiert empfindlich auf die Nachricht aus der Konzernzentrale. Die Aktie büßte fast ein Drittel ihres Wertes ein und fiel heute an der Frankfurter Börse von 92 auf 66 Cent. Zeitweise wurde die Aktie für knapp 55 Cent gehandelt. Sie konte sich erholen, nachdem bekannt wurde, dass Solar World zwei Projekte verkauft hat. Eine Anlage in Mecklenburg-Vorpommern ging an die White Owl Gruppe, einem institutionellen Investor aus Deutschland. Die amerikanische Tochter in Arizona verkaufte zwei Großanlagen in Kalifornien mit einer Gesamtleistung von 25 Megawatt an den Energieversorger Duke Energy Renewables. (Sven Ullrich)