Die Tendenz der Vormonate hat sich auf dem Spotmarkt zunächst auch im November fortgesetzt: weitere Preissenkungen und hohe Nachfrage. Die gute Wetterlage und günstige, sofort verfügbare Modul- und Wechselrichtermengen hielten die Nachfrage auf hohem Niveau, vor allem in Deutschland. Die Nachfrage ging dann allerdings deutlich zurück und konzentrierte sich auf kleinere Kontingente, die in Photovoltaikprojekten verbaut werden und noch zum Jahresende, also vor der Absenkung der Einspeisevergütung im Januar, ans Netz gehen können. Daher werden weitere Abschläge auf die Preise erwartet.
Hinzu kommen die jüngsten Vorstöße aus den Reihen der Regierungskoalition, den Zubau der Photovoltaik in Deutschland deutlich zu begrenzen. Diese Diskussion sorgt in der Branche für Unruhe und Verunsicherung. Eine feste Zubaugrenze würde die heimischen Unternehmen schwer treffen.
Nicht nur die deutsche Politik sorgt für Unsicherheit, sondern auch die Anti-Dumping-Diskussion in den USA. Ob eine Einführung von Strafzöllen und Ausgleichszahlungen auf asiatische Solarmodule und -zellen in den Vereinigten Staaten – später vielleicht auch in Europa – der Photovoltaikbranche im Westen helfen kann, gilt als fraglich. Handelsprotektionistische Maßnahmen gegen China könnten den Zufluss von Investitionskapital aus dem Ausland vermindern. Effektiver für die klagenden Unternehmen wäre es wahrscheinlich, die Strukturen flexibler zu gestalten sowie weitere Anstrengungen im Bereich Forschung und Entwicklung zu unternehmen.
Immerhin sorgt die Branche auch für positive Schlagzeilen. Während die US-Hersteller ihren Handelskrieg gegen China führen, meldete der chinesische Produzent Risen Energy den Vertragsabschluss mit der Regierung des mexikanischen Bundesstaates Durango überden Bau einer 200-Megawatt-Solaranlage. Ende November kündigte die japanische Panasonic Corporation den Bau einer Fabrik für Siliziumwafer und Solarzellen in Malaysia an. Seit Dezember 2011 hat Malaysia ein staatliches Einspeisetarif-System, das auch die Vergütung von Solarstrom umfasst. Mit diesem Einspeisetarif gesellt sich Malaysia zu anderen asiatischen Ländern, die ebenfalls über ein derartiges System verfügen. Darunter sind China, Südkorea, Taiwan und Thailand. Auch Japan hat ein solches Tarifsystem verabschiedet; es soll im Juli 2012 in Kraft treten.
Und für die großen Märkte wie Deutschland, Italien und Frankreich gilt: Selbst wenn sie im Jahr 2012 attraktiv bleiben, was von den politischen Entscheidungen der jeweiligen Regierungen abhängt, werden sie nicht mehr die gleichen hohen Zuwachsraten verzeichnen können wie in den vergangenen Jahren. Wenn die Nachfrage 2012 tatsächlich um 20 Prozent wächst, wie es die Schweizer Bank Sarasin vorhersagt, dann eher dank der asiatischen und US-amerikanischen Märkte.