Die Projektpartner des Team Cubity – die Deutsche Fertighaus Holding und die TU Darmstadt – haben ihr Gebäude, das sie auf dem Solar Decathlon 2014 präsentiert haben, in Frankfurt am Main wieder aufgebaut. Noch in diesem Monat sollen die Bewohner einziehen. Ein Monitoring soll Erkenntnisse für den Wohnungsbau der Zukunft zutage fördern.
Die Deutsche Fertighausholding (DFH) hat zusammen mit dem Team des Solar Decathlon der TU Darmstadt das 2014 in Versailles präsentierte Gebäude als Studentenwohnheim in Frankfurt am Main wieder aufgebaut. Erstmals wurde es auf dem Solar Decathlon außerhalb des Wettbebwerbs gezeigt, einem Architekturwettbewerb von Studententeams, die sich mit ihren Ideen dem nachhaltigen Bauen und vor allem der Einbindung von erneuerbaren Energien in das Gebäudekonzept widmen.
Das Haus im Haus
Die Grundidee folgt dem Prinzip eines Hauses im Haus. Das Gebäude besteht aus einer großen Halle, in die sechs zweigeschossige Wohnwürfel eingebettet sind, die sich um einen Gemeinschaftsbereich gruppieren. Dieser Gemeinschaftsbereich kann von den Bewohnern ganz nach Belieben genutzt werden und enthält auch die Küche, die allen Bewohnern gleichermaßen zur Verfügung steht. Damit sparen sich die Architekten einen separaten Küchentrakt für jede Wohneinheit, wodurch die privaten Räume optimiert werden konnten und damit die notwendige Grundfläche minimal bleibt. Nur so passen die sechs privaten Räumlichkeiten in die transparente und transluszente Hülle mit einer Grundfläche von 256 Quadratmetern.
Viel Gemeinschaftsfläche
Da das Team von Architekturstudenten von der Frage ausgegangen sind, wie Studierende heutzutage wohnen möchten, folgt das Konzept der Prämisse, die Gemeinschaftsflächen zu maximieren und die privaten Räumlichkeiten auf ein Mindestmaß zu begrenzen. Jeder der Bewohner hat nur 7,2 Quadratmeter eigenen Wohnraum, wo funktionsoptimierte Einbaumöbel sowie eine kleine Nasszelle mit WC, Waschbecken und Dusche untergebracht sind. Auf diese Weise wird sich der größte Teil des Wohnalltags der Studenten in den Gemeinschaftsräumen abspielen. „Damit passt sich das Gebäude dem studentischen Lebensstil an: Jeder Bewohner hat seine individuelle Privatsphäre, gleichzeitig ist reichlich Platz zum gemeinschaftlichen Kochen, Essen, Lernen oder Feiern“, erklären die Projektpartner das Grundkonzept.
Photovoltaikanlage liefert gesamten Energiebedarf
Das Gebäude erzeugt mehr Energie, als im Inneren gebraucht wird. Um den Strombedarf zu decken und die Lüftung zu betreiben, mit der das Haus klimatisiert wird, wurde auf dem Dach eine Photovoltaikanlage installiert. Der erzeugte Strom, der nicht sofort verbraucht wird, versorgt eine Batterie, die in einem Technikturm im Inneren des Gebäudes installiert ist. Zudem fließt der Solarstrom in den Verdichter einer integrierten Wärmepumpe, mit der das gesamte Gebäude im Winter beheizt und im Sommer gekühlt wird. Dabei kontrolliert eine Steuerung, die sich an den Außentemperaturen orientiert, die gesamte Temperierung des Pufferspeichers für die Warmwasserbereitung und die Raumheizung. Auch die Temperatur des kalten Wassers, das ebenfalls in einem Speicher gebunkert wird, regelt diese Außentemperatursteuerung, so dass das Wasser an besonders heißen Sommertagen angenehm kalt ist.
Alltagstauglichkeit prüfen
Insgesamt können so auf der Grundfläche zwölf Studierende wohnen, die noch im November dieses Jahres einziehen. Mit dem Wiederaufbau in Frankfurt-Niederrad startet ein wissenschaftlich begleiteter Praxistest, bei dem das Konzept beweisen muss, dass es auch den harten Anforderungen des Alltags gerecht wird. „Die klare Zieldefinition, ein studentisches Wohnprojekt im Plusenergie-Standard planen und errichten zu wollen, stellte zusammen mit den Anforderungen an Modularität, Mobilität, Flexibilität, Wirtschaftlichkeit, Suffizienz und Ressourceneffizienz eine sehr große Herausforderung dar“, erinnert sich Anett-Maud Joppien, die als Architekturprofessorin an der TU Darmstadt das Projekt zusammen mit ihrem Kollegen Manfrad Hegger und in Kooperation mit der DFH ins Rollen gebracht hat. „Jetzt füllen wir dieses Haus mit Leben und sind gespannt, wie sich das Konzept behauptet und welche weitere Entwicklung es möglicherweise nimmt.“ Mit dem umfangreichen Monitoring der Alltagstauglichkeit des Gebäudes wollen die Projektpartner Erkenntnisse für den Wohnungsbau der Zukunft gewinnen. (Sven Ullrich)