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Kai Lippert: “Die Politik sollte der notwendigen Entwicklung nicht mehr im Weg stehen“

Sonnenstrom ist Solidarstrom: Vor mehr als drei Jahrzehnten hat Kai Lippert in Handewitt an der dänischen Grenze des Solarfachhändler EWS gegründet. Er analysiert die Zukunft unserer Branche und formuliert seine Wünsche an die Politik.

Sie sind schon sehr lange im Solargeschäft tätig. Welche Motivation und welche Maxime ließ Sie das Auf und Ab dieser Aufbauzeit verkraften?

Kai Lippert: Wie ich waren damals viele in der Photovoltaikbranche echte Überzeugungstäter, angetrieben von der Hoffnung auf einen Wandel in der Energiepolitik. Sicherheit und Nachhaltigkeit waren dabei die wichtigsten Kriterien. Schon in den 70er- und 80er-Jahren sah die Wissenschaft hier keine echte Alternative zu erneuerbaren Energien. Das gilt bis heute. Dass insbesondere die Photovoltaik zum größten Hoffnungsträger einer ökologischen und bezahlbaren Energiewende wird, hat bei den damaligen Preisen allerdings niemand zu träumen gewagt.

Mehr intuitiv folgte die Unternehmensentwicklung bei EWS von Beginn an der Maxime, Partnerschaften über den kurzfristigen Erfolg zu stellen. Nur ein offener und loyaler Umgang mit Lieferanten und Kunden ließ uns die zum Teil brutalen Nachfragesprünge der letzten Jahrzehnte überstehen. Aus diesem Bewusstsein schöpfen wir heute das Vertrauen, dass wir alles erreichen können, wenn bereit sind, immer wieder gemeinsam neue Wege zu gehen.

Welche Chancen bietet die Photovoltaik für Deutschland und Europa in den kommenden drei Jahrzehnten?

Abgesehen von dem stetig wachsenden Beitrag, den die Photovoltaik überall auf der Welt zu sozial- und umweltverträglichen Energieversorgung beitragen wird, sehe ich für Europa und für Deutschland im Besonderen stetig steigende Wertschöpfung in Handel und Handwerk, aber auch in der Softwareentwicklung, der Produktion von Leistungselektronik sowie bei der Herstellung von

Produktionsequipment, verbunden mit unzähligen neuen Arbeitsplätzen. Treiber dieser Entwicklung wird in Deutschland mittelfristig sicher die Sektorenkopplung sein, denn mit unserer Expertise im Automobilbau sowie bei der Haus- und Energietechnik könnten wir Megatrends wie E-Mobilität, Power2Heat und Smarthome zur Sicherung unsere Rolle als Global Player im Solar(strom)zeitalter nutzen.

Was wünschen Sie sich diesbezüglich von der Politik?

Eigentlich nur noch, der notwendigen Entwicklung nicht im Weg zu stehen. Solarstrom ist heute wettbewerbsfähig. Die Photovoltaikbranche braucht nur einen zeitgemäßen ordnungspolitischen Rahmen, um das volle Potential zu entwickeln, das sie zur Energiewende und zur Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Deutschland beitragen kann. Die Generation „Fridays for Future“ setzt der Politik ja endlich klare Ziele. Wer gewählt werden will, muss den Warnungen und Vorschlägen der Wissenschaftler folgen - und zwar nicht nur jeden Freitag.

Sonnenstrom ist Solidarstrom: Hier finden Sie viele andere Statements zur solaren Energiewende und den Chancen für Deutschland.

Alle Interviews und Statements lesen Sie im Novemberheft der photovoltaik, das am 14. November 2019 erschienen ist. Diese Ausgabe steht ganz im Zeichen der politischen Debatten um die Energiewende und ihre Chancen für Deutschland. Abonnenten können alle Beiträge nach Erscheinen auch online lesen. In unserem neuen Webshop gibt es unsere Hefte zudem auf Einzelbestellung.