Vorfahrt für Elektromobile und Ladesäulen. So lautet das Bekenntnis der Bundesregierung, während sie einen neuen Fortschrittsbericht von Experten annimmt. 70.000 öffentliche Ladesäulen plus Schnellladesäulen soll es bis 2020 geben. Dafür müssen rund 110 Millionen Euro pro Jahr fließen.
Henning Kagermann, Vorsitzender der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE), hat der Bundesregierung heute den NPE-Fortschrittsbericht 2014 übergeben. Damit endet nun auch die Marktvorbereitungsphase. Ab 2015 soll die sogenannte Markthochlaufphase beginnen. Das Kabinett hat Mitte September bereits ein Elektromobilitätsgesetz verabschiedet. Damit sollen Kommunen künftig selbst entscheiden, wie sie Elektroautos vor Ort begünstigen wollen. Beispielsweise durch kostenfreies Parken oder spezielle Zufahrtsrechte. Ob das reicht, um bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutsche Straßen zu bekommen, bewerten Kritiker als fraglich. Die Marke bleibt jedoch das Ziel der Regierung.
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sieht Deutschland vor allem als Produktionsstandort. „Dies beinhaltet insbesondere auch die für die Elektrofahrzeuge zentrale Batteriezellproduktion“, sagt Gabriel. Darüber hinaus solle die Ladeinfrastruktur insgesamt weiter ausgebaut werden. Sein Wirtschaftsministerium werde die Regelungen anpassen, die zur Sicherheit und intelligenten Vernetzung von Ladeeinrichtungen erforderlich seien, teilte der Minister mit.
110 Millionen Euro pro Jahr nötig
Bilanz der deutschen Hersteller: Bis Ende dieses Jahres sind 17 Modelle auf dem Markt, nächstes Jahr kommen weitere zwölf hinzu. Der Bericht geht davon aus, dass bis 2020 bezogen auf eine Million Elektrofahrzeuge rund 70.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte sowie 7.000 Schnellladepunkte notwendig sein werden. Der Investitionsbedarf liegt in den kommenden fünf Jahren bei rund 110 Millionen Euro pro Jahr. Zur Jahresmitte 2014 standen insgesamt 4.720 öffentlich zugängliche Ladepunkte zur Verfügung – doppelt so viele wie bei der Veröffentlichung des vorherigen NPE-Berichts 2012.
„Das Tanken von Strom muss ganz einfach sein. Dafür müssen wir zusammen auf europaweite IT-Lösungen und nicht auf lokale Kartensysteme setzen“, sagt Norbert Verweyen, Geschäftsführer bei RWE Effizienz. Ziel sei es, dass der Autofahrer nur den Stecker einstecke und lade. „Den Rest erledigt die Software im Hintergrund.“ Dazu seien Smartphone-Apps zur Suche nach Ladepunkten oder zur Freischaltung und Bezahlung des Ladevogangs wichtige Erleichterungen. Wer heute investiere, muss laut RWE folgendes im Blick haben: nur die Ladepunkte seinen sinnvoll, die angesteuert, vernetzt und abgerechnet werden können. (Niels H. Petersen)