Der aktuelle Entwurf der Bundesregierung lässt ein klares Signal für Investitionen vermissen, um in eine öffentliche Ladeinfrastruktur für Elektroautos zu investieren. Das kritisiert der Branchenverband der Energiewirtschaft. 77.000 Ladesäulen sind laut Experten bis 2020 nötig.
Die Energiewirtschaft kritisiert den Entwurf der Bundesregierung zum Aufbau einer öffentlichen Ladeinfrastruktur für Elektroautos. Dieser weise zahlreiche Mängel und Versäumnisse auf, heißt es in einer Stellungnahme vom Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Die Branche habe sich ein klares Signal von der Regierung erhofft, ob und wie neue Finanzierungsmodelle für den Aufbau eines öffentlichen Ladenetzes künftig gestaltet werden.
Die Nationale Plattform Elektromobilität hatte vorgeschlagen, die Infrastruktur in öffentlichen und privatwirtschaftlichen Projekten gemeinsam zu fördern. Die Regierung lehnt das bisher ab. „Zudem fehlten in der Verordnung jegliche Hinweise darauf, wie untereinander vernetzte Bezahl- und Zugangssysteme künftig aufgebaut werden“, sagt BDEW-Vorsitzende Hildegard Müller. Ein Ladenetz sei wichtig für die Akzeptanz der Elektromobilität bei Autofahrern.
derzeit 4.720 öffentliche Ladepunkten
Die in dem Entwurf geplante Registrierungspflicht für Ladesäulen bringe neue bürokratische Hürden für Betreiber der Ladeinfrastruktur hervor, heißt es. „Obwohl es sich bei der öffentlichen Ladeinfrastruktur um einen nicht regulierten Bereich handelt, möchte die Bundesregierung eine neue Registrierungsstelle bei der Bundesnetzagentur ansiedeln“, sagt Müller. Die Registrierung neuer Ladesäulen sollte bürokratiearm sein. Aus der Sicht des BDEW könnte das die Wirtschaft selbst organisieren.
Hintergrund: Zur Jahresmitte 2014 standen insgesamt 4.720 öffentlich zugängliche Ladepunkte zur Verfügung. Ein Bericht der Nationalen Plattform Elektromobilität geht davon aus, dass bis 2020 bezogen auf die Vorgabe von einer Million Elektrofahrzeuge rund 70.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte sowie 7.000 Schnellladepunkte nötig sind. Der Investitionsbedarf liege in den kommenden fünf Jahren bei rund 110 Millionen Euro pro Jahr. (nhp)