Auf dem Schrägdach der Niederlassung der BG ETEM haben Handwerker eine permanente Absturzsicherung installiert. Damit braucht die Berufsgenossenschaft keine Gerüste mehr aufzustellen, wenn sich Handwerker kurzzeitig auf dem Dach bewegen. Für die Handwerker bietet das System mehr Bewegungsfreiheit.
Nach der Installation ist vor der Wartung. Oft wird das bei der Planung von Solarstromanlagen vergessen. Inzwischen sind zwar Wartungsgänge und Abstände zwischen den Modulen auf Flachdächern Gang und Gäbe, um den Monteuren die Wartung der Anlage und die Reinigung der Module zu erleichtern. Doch bezieht sich das zum einen hauptsächlich auf Installationen auf Flachdächern, wird zum anderen auch an die Sicherheit der Mitarbeiter auf dem Dach meist nicht gedacht. Während der Gestellhersteller Knubix im schwäbischen Bodnegg schon sein Monaten eine feste Dachsicherung an seine Montagesysteme baut, fehlte bisher ein entsprechendes System für Spitzdächer.
Absturzsicherung fürs Schrägdach
Jetzt hat die Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse (ETEM), die auch für die Solarteure zuständig ist, auf dem Dach ihrer Berliner Dependance die deutschlandweit erste permanente Absturzsicherung für Giebeldächer installiert. Das System ermöglicht es den Handwerkern, sich auf dem Dach frei aber geschützt zu bewege. „Dazu werden die Firsthauben und die erste Reihe der Dachziegel aufgenommen“, erklärt Heidi Günther die Montage. Sie ist Geschäftsführerin von Fritz Reuter Dach & Bau im mecklenburgischen Gadebusch, deren Monteure das System in Berlin installiert haben. Das Unternehmen ist auch mit einer Niederlassung in Hamburg vertreten. „Danach werden die vorgeschriebenen Spanplatten verschraubt, auf die noch eine Dachlatte aufgesetzt wird. Auf diese Dachlatte kommt dann eine Schiene.“ In die Schiene werden am Ende die Läufer eingeschoben, in die sich die Handwerker einhängen, wenn sie auf dem Dach sind. Jetzt haben sie die Möglichkeit, sich frei auf dem Dach zu bewegen, ohne ständig das Sicherungsseil in einen anderen Sicherungsdachhaken einhängen zu müssen. Ein Stopper am Ende der Schiene verhindert, dass der Läufer herausgleitet, wenn sich der Monteur auf dem Dach hin und her bewegt.
Mitgelieferte Schrauben benutzen
Das gesamte System wird vom holländischen Anbieter Flesst hergestellt. Beim Hersteller in den Niederlanden werden auch die Schienen komplett nach den Kundenangaben zugeschnitten. Flesst liefert auch die komplette Verschraubung des Systems mit. Die muss der Monteur auch benutzen, wenn das System halten soll. Stürzt ein Monteur tatsächlich vom Dach in das Seil, muss die Schiene nicht ausgetauscht werden, wie es bei Absturzdachhaken vorgeschrieben ist. Denn immerhin entstehen durch den Absturz und das Fallen in das Sicherungsseil enorme Kräfte, die auf die Läufer und die Schiene wirken. „Das Einzige, was sich verformen könnte, ist der Läufer“, weiß Heidi Günther. „Doch einen solchen Läufer auszuwechseln geht schnell. Sicherlich ist es auch ratsam, den Läufer auch prophylaktisch auszutauschen, wenn jemand vom Dach in das System gestürzt ist, auch wenn sich der Läufer nicht verformt hat.“ Das System erfüllt die strengen Anforderungen der Norm EN 795 und ist auch in Deutschland von der Prüf- und Zertifizierungsstelle der Berufsgenossenschaft (DGUV) zugelassen.
Anlagenbetreiber spart viel Geld
Der Vorteil von permanenten Absturzsicherung ist, dass der Betreiber der Solarstromanlage keine Sekuranten auf die Trägerkonstruktion des Daches schrauben oder ein Gerüst aufstellen muss, wenn die Wartung, Reinigung oder eine Reparatur der Anlage ansteht. Das rechnet sich für den Anlagenbesitzer. Es wird nicht nur aufwändig, sondern auch teuer, wenn der Anlagenbetreiber die Dachhaut im Nachhinein nochmals punktuell öffnen muss, um Anschlagpunkte für ein Sicherungsseil anzubringen. Der Vorteil von solchen permanenten Absturzsicherungen ist auch, dass andere Gewerke, die sich auf dem Dach bewegen, diese Anschlagpunkte gleich mit benutzen können. (Sven Ullrich)
Einen ausführlichen Beitrag zum Arbeitsschutz auf dem Dach lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Magazins photovoltaik. Das Magazin beschäftigt sich in den kommenden Ausgaben ausführlich mit dem Thema Arbeitsschutz.