Bei der Baywa r.e. Solarsysteme GmbH in Tübingen wurden am 25. April 2013 auf einem 22° geneigten Schulungsdach in einer Lagerhalle zwei Modulreihen mit je vier Modulen im Hochkantformat montiert. Die Montage auf dem Ziegeldach erfolgte durch zwei hauseigene Monteure. Das eingesetzte Montagesystem Novotegra System ist seit Ende 2006 auf dem Markt. Es besteht aus einem mittels Holzschrauben am Sparren zu befestigenden Grundprofil, in das der Dachhaken eingedreht wird. Am Dachhaken erfolgt mittels zweier Sperrzahnmuttern die höhenverstellbare Befestigung einer C-Schiene, auf der die Module aufgelegt und mit Modulklemmen befestigt werden.
Bauaufsichtliche Zulassung
Alle Komponenten, deren statisches Verhalten nicht durch Bauregellisten oder anerkannte Berechnungsverfahren zu bestimmen ist, befinden sich aktuell zur Prüfung beim DIBT. Für nicht berechenbare Teile und Verbindungen erfolgten bereits positive statische Belastungstests, begleitet durch die TÜV Rheinland LGA Bautechnik GmbH, Institut für Statik. Dipl.-Ing. (FH) Thomas Pfaff, Teamleiter der Abteilung Montagesysteme bei der Baywa r.e., geht von einer bauaufsichtlichen Zulassung bis Ende des Jahres aus. Für die verwendeten Schrauben zur Befestigung am Sparren sind bereits bauaufsichtliche Zulassungen vorhanden.
Die Planungssoftware
Baywa r.e. stellt mit dem novotegra-Planer eine Bemessungssoftware für ihre Montagesysteme zur Verfügung. Mit Hilfe eines bereitgestellten Datenerfassungsbogens können beim Endkunden alle relevanten Informationen eingeholt werden. Nach anschließender Dateneingabe in die Software durch das installierende Unternehmen werden neben einer grafischen Darstellung der Dachbelegung und Dachhakenpositionierung auch die Ergebnisse der statischen Berechnung inklusive Stückliste und Listenpreis ausgegeben. Die Berechnung der Systemstatik erfolgt dabei noch auf Basis der DIN 1055. Zur Intersolar soll die Software durch eine onlinebasierte Variante abgelöst werden, bei der die Berechnung dann nach den aktuellen Eurocodes erfolgt. Die Software steht bereits unter https://www.solar-planit.de/ zur Verfügung, ist jedoch im Moment noch auf die Auslegung des elektrischen Anlagenteils beschränkt. Es ist zu beachten, dass die statische Berechnung der Software lediglich eine Systemstatik darstellt. Eine prüffähige Baustatik kann bei Baywa r.e. beauftragt werden.
Die Montageanleitung
Die Anleitung steht im Internet zum Download bereit. Sie startet mit allgemeinen Hinweisen. Hervorzuheben ist hier der leider bei vielen anderen Herstellern nicht selbstverständliche Hinweis, dass die Module für die auftretenden Druck- und Soglasten geeignet sein müssen und die Dachkomponenten weder morsch sein, noch unter Pilzbefall leiden dürfen. Auf den folgenden Seiten wird der Umgang mit der Planungssoftware erläutert. Es folgt eine Auflistung der benötigten Werkzeuge und die Erläuterung der Dachhakenmontage unter Berücksichtigung verschiedener Dachaufbauten. Anschließend wird die Montage sowohl eines einlagigen Systems als auch eines Kreuzschienenverbandes beschrieben. Zu allen Schraubverbindungen werden Angaben zu den jeweiligen Anzugsmomenten gemacht und es wird die Ausführung von Schienenverlängerungen und Dehnfugen erläutert. Nach der Beschreibung der Modulbefestigung wird auch auf die Montagesystemerdung und die Leitungsverlegung eingegangen. Alle Montageschritte sind gut nachvollziehbar beschrieben. Die Anleitung schließt mit Sicherheits- und Warnhinweisen und einer Auflistung der wesentlichen Sicherheitsvorschriften.
Das Dachhakenset
Nachdem die entsprechenden Ziegel vom Dach entfernt wurden, kann die Montage der Dachhaken erfolgen. Nach Aussage von Herrn Pfaff erlaubt das Dachhakenset bei Montage auf einem 80-mm-Dachsparren einen Positionierungsbereich von circa 190 mm. So kann der Dachhaken stets im Tal des darunterliegenden Ziegels positioniert werden. Vor der Montage wird der Dachhaken in die Grundplatte eingedreht. Um ausreichend Abstand zwischen Dachhaken und Ziegel realisieren zu können, kann der Haken mehr oder weniger weit in das Grundprofil eingedreht werden. Eine Markierung zeigt dem Monteur dabei die Mindesteindrehtiefe an. Damit ergibt sich eine schnelle Einstellmöglichkeit. Ist die optimale Höhe gefunden, wird die Grundplatte positioniert und mit den Holzschrauben befestigt. Ein Vorbohren ist nicht erforderlich. In stärker belasteten Dachbereichen bietet das System die Möglichkeit der Montage von Doppeldachhaken (zwei Dachhaken an einer Grundplatte). Für die Herausführung der Dachhaken muss der obere Ziegel an der entsprechenden Stelle eingefräst werden. Durch den schmalen Dachhaken fällt die Aussparung schmaler aus als bei anderen Systemen. Zum Fräsen wird der Einsatz einer speziellen Ziegelfräse empfohlen, diese sorgt für erhöhte Arbeitssicherheit und eine konstante Qualität der Aussparung.
Die C-Schiene
Für die C-Schiene ergibt sich eine Höhenverstellbarkeit von bis zu 35 mm über das obere Gewinde am Dachhaken. Die Schiene wird dabei durch zwei Sperrzahnmuttern fixiert. Die untere Mutter, auf der die C-Schiene später aufliegt, sollte arbeitserleichternd bereits vor Montage der Dachhaken aufgeschraubt werden. Die Höhenfeineinstellung und endgültige Fixierung mittels oberer Mutter erfolgen nach anschließender Auflage der Schiene. Die C-Schiene bietet ausreichend Platz für die Leitungsführung. Die Langlöcher vermeiden, dass sich Leitungen oder Stecker dauerhaft in Wasser befinden. Mit Hilfe der Kreuzschienenverbinder lässt sich die C-Schiene auch für den Potenzialausgleich zwischen den Modulreihen nutzen und kann dabei gleichzeitig als Kabelführung für die weiterführenden Strangleitungen dienen.
Die Modulklemmen
Gemäß Montageanleitung ist das Anbringen von Abrutschsicherungen in Form von M6- oder M8-Schrauben und Muttern am Modulrahmen notwendig. Da das Modul dadurch beim Anbringen der Klemmen nicht zusätzlich vom Monteur gehalten werden muss, wird eine gewisse Arbeitserleichterung für die weitere Montage erzielt. Unter Umständen können die Abrutschsicherungen beim späteren Ausrichten der Module allerdings auch hinderlich sein. Viele Montagesystemanbieter verlangen den Einsatz von Abrutschsicherungen daher nicht explizit in ihren Montageanleitungen. Nachdem die Module mit Abrutschsicherungen versehen wurden, werden sie auf die Schienen aufgelegt. Die Modulklemmen, bestehend aus Klemmenfuß mit Nut zur Befestigung an der C-Schiene, Torx Schraube und eigentlicher Klemme, können anschließend an einer beliebigen Stelle der Schiene positioniert werden, ohne dass ein Einfädeln über die gesamte Schienenlänge notwendig ist. Die Modulklemmen sind auch in der Farbe Schwarz verfügbar.
Fazit
Das Montagesystem ermöglicht einen unkomplizierten Aufbau und erzielt durch die Verwendung schmaler Dachhaken ein dezentes Erscheinungsbild. Sparren müssen nicht vorgebohrt werden, und ein zügiger Ausgleich von eventuellen Dachunebenheiten ist problemlos möglich. Abgesehen von der gut nachvollziehbaren Anleitung bietet Baywa r.e. Solarsysteme auch die kostenlose Unterstützung durch einen hauseigenen Monteur für die erstmalige Errichtung des Systems an. Neben der Einführung in die Montage des Systems stehen dabei auch der Erfahrungsaustausch und die Qualitätssicherung im Vordergrund.
autor
Gordon Karg
testet als Gutachter der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) und als Sachverständiger des TÜV zusammen mit der photovoltaik-Redaktion den Aufbau und die Qualität verschiedener Montagesysteme.— http://www.dgs.de