Solargeneratoren erobern immer neue Dächer. Zur fachgerechten Montage müssen die Untergestelle standardisiert sein und sich dennoch leicht anpassen lassen. Der Markt diversifiziert sich – und ruft nach Innovationen.
Montage auf dem Flachdach, ohne Schienen: Die Firma S:Flex aus Hamburg hat für Stehfalzdächer aus Blech eine Montagetechnik entwickelt, die ohne Schienen auskommt. „Mit unserer speziellen Stehfalzklemme brauchen wir keine Schienen mehr“, erläutert Bernhard Thiesbrummel, Geschäftsführer von S:Flex. „Die Klemme wird direkt auf den Metallfalz geschraubt. Das hat viele Vorteile: Wir müssen nur kleine Bauteile auf die Baustelle schicken, der Transport ist viel einfacher als mit langen Montageschienen.“
Zudem entstehen auf dem Dach nur sehr geringe thermische Spannungen, weil die Längenausdehnung der meterlangen Schienen entfällt. Die Klemme funktioniert mit der bewährten Außenklicktechnik, die bei allen Systemen von S:Flex Standard ist. „Die Klemme erlaubt es auch, kleine DC-Optimierer oder Modulwechselrichter an die Module zu binden, ohne zusätzliche Sonderbauteile“, fährt Bernhard Thiesbrummel fort. „Mit dieser Klemme können wir rund 80 Prozent der europäischen Stehfalzdächer abdecken und für weitere Profile sind Lösungen bei uns in der Entwicklung.“
Ein mehrfacher Spagat
Wer Montagesysteme entwickelt, fertigt und vertreibt, wagt den mehrfachen Spagat. Die Anforderungen sind hoch, in zweifacher Hinsicht: Das Montagesystem soll möglichst wenig kosten. Und es soll den Aufwand für den Installateur möglichst gering halten – Stichwort Arbeitskosten. „Wir müssen eine hohe Erwartungshaltung an Qualität, Preis aber auch an den Service erfüllen“, bestätigt der Firmenchef. „Und hier scheint unser Angebot beim Installateur zu punkten. Unsere Kunden schätzen es, nicht am Telefon in der Warteschleife hängen zu müssen und ihre Lieferungen pünktlich auf der Baustelle vorzufinden“. Neben den zentralen Märkten in Europa ist S:Flex beispielsweise in Nordamerika erfolgreich. Dort entstand auch die Idee der schienenlosen Montage auf dem Blechstehfalzdach. „Aber die Installateure in den USA oder in England sind nicht wirklich anders als bei uns. Sie nehmen gern Systeme, die sie kennen und mit denen sie vertraut sind“, erzählt Thiesbrummel. Mittlerweile ist die Klemme ist seit anderthalb Jahren auf dem Markt, das System wird von unseren Kunden sehr geschätzt und die Umsätze sind gut.“
Zwischen 300 und 400 Megawatt im Jahr
Allerdings will S:Flex die schienenlose Montage nicht auf andere Dachtypen übertragen. Denn unterschiedliche Sparrenabstände und Modulraster machen es schwierig die Systeme fachgerecht auf dem Dach zu verankern, meint Bernhard Thiesbrummel: „Deshalb streben wir für Ziegeldächer kein schienenloses System an.“
Insgesamt hat das Unternehmen im vergangenen Jahr zwischen 300 und 400 Megawatt umgesetzt, in diesem Jahr wird der Verkauf eine ähnliche Größe erreichen. Die Firma hat ihren Sitz im Hamburger Stadtteil Bergedorf, mit den Büros, der Produktentwicklung und dem Vertrieb. Lager, Auslieferung, Konfektionierung und Support sitzen in Freiburg im Breisgau. Das Unternehmen verkauft Montagesysteme auf drei Kontinenten: in Europa, in Nordamerika und in Afrika. In Denver im US-Bundesstaat Colorado hat S:Flex eine Niederlassung, ebenso in Großbritannien und Holland. Ein kleines Team ist in Spanien unterwegs, dort wurden unlängst 500 Kilowatt aufgebaut. Insgesamt 22 Leute sind bei S:Flex beschäftigt (ohne USA). Etwa ein Viertel des Umsatzes stammt aus Deutschland, drei Viertel aus Europa und Übersee.
Dachsysteme sind die Bestseller
Der Bestseller sind die Blechdachsysteme sowie klassische Schrägdachsysteme mit Dachhaken und Schienen. S:Flex deckt die fixen Installationssysteme nahezu vollständig ab. Dazu zählen Aufständerungen für Flachdächer und aerodynamische Systeme, die Schrägdachsysteme und sogar Fassaden, wenn es der Kunde wünscht. Flachdach und Schrägdach machen jeweils rund 40 Prozent des Umsatzes aus, Freiland rund ein Fünftel. „Deutschland ist und bleibt unser Heimatmarkt. Das Ziel ist es, ganz Europa zu beliefern.“ Welche Produkte hat S:Flex nicht im Angebot? „Wir bauen keine Tracker“, meint Bernhard Thiesbrummel. „Das ist ein sehr spezielles Geschäft, das in unseren Märkten bislang nur eine Nische bietet.“
Beim Hamburger Anbieter von Montagesystemen spielt die Musik im Dachgeschäft, das in Europa und in USA an Bedeutung gewinnt. Der Markt wird kleinteiliger, aber er ist lebendig. Die Zielkunden sind die Installateure und Projektierer. EPC, die Megawattparks bauen, und der Großhandel spielen nur eine untergeordnete Rolle.
In Deutschland ist der Markt für Freilandanlagen sehr klein. Wer größere Solarparks baut, hat seinen Lieferanten bereits gefunden und qualifiziert. Ein neuer Markt öffnet sich jedoch langsam: Installateure fragen zunehmend nach sehr kleinen Anlagen, die auf kleinen Freiflächen installiert werden. Dafür hat S:Flex ein Montagekit entwickelt, das Systemintegratoren mit ihren Komplettpaketen aus Solarmodulen und Wechselrichtern vertreiben. Auch Modulhersteller oder der Großhandel bieten solche Pakete an. In Großbritannien und Österreich werden solche frei stehenden Solarsysteme bis zu zehn Kilowatt gut angenommen.
Das Freilandkit ist für Schnee- und Windlastzone 3 geeignet, es deckt Aufständerung zwischen zehn Grad und 30 Grad ab. Vier Module ergeben ein Kilowatt und sind modular je Kilowatt erweiterbar, ohne aufwändige Rammtechnik. Das kann ein Installateur allein aufbauen. Ein neuer Markt kündigt sich in Irland an: Dort ist ausreichend Grund und Boden vorhanden, und die Regierung in Dublin plant eine Förderung der Photovoltaik. (Heiko Schwarzburger)
Der Produktkatalog von S:Flex steht im Katalogservice unserer Webseite für Sie kostenfrei bereit.
Den vollständigen Report lesen Sie im Maiheft von photovoltaik, das am 12. Mai 2016 erscheint. Inhaber eines Abos können den Beitrag auch im Internet oder als E-Paper lesen.