Der Montagetest fand am 3. September 2013 im Competence Center von IBC Solar in Bad Staffelstein statt. Es wurde das Montagesystem Aerofix in zwei Reihen mit je vier horizontal angeordneten Modulen aufgeständert montiert. Es handelt sich um ein System, das für Flachdächer mit geringer Lastaufnahme konzipiert und seit April dieses Jahres auf dem Markt ist. Das System ist für die hauseigenen Module mit Zellen von 60 mal 6 Zoll geeignet. Sollen Fremdmodule eingesetzt werden, ist zunächst die Freigabe des Herstellers für die Klemmung der Module an den kurzen Seiten erforderlich.
Angeboten werden vier Varianten: West-Ost-Ausrichtung in A- oder V-Form, einheitliche Ausrichtung nach Süden in einer kleinen (zwei mal zwei Module) und einer großen Version. Die beiden Süd-Versionen unterscheiden sich in der maximal zulässigen Dachneigung (fünf und zehn Grad) und der zulässigen Gebäudehöhe (6/20 Meter). Damit kann das kleine System beispielsweise auf Carports installiert werden. Gemäß den statischen Prüfungen dürfen alle Varianten nur parallel zur Dachkante montiert werden. Ab einer Dachneigung von mehr als drei Grad ist eine Sicherung der Modulfelder empfohlen, da wie bei allen derartigen Systemen ansonsten durch Temperaturwechsel ein Wandern des Systems hangabwärts erfolgt.
Für eine zügige Montage ist die bei IBC erhältliche einstellbare Montagelehre zur Festlegung der Abstände von Bodenschienen und Stützen sinnvoll. Die Handhabung der Lehre ist durch das Einlegen in die Nuten der Bodenschienen sehr einfach. Unten an den Bodenschienen sind Bautenschutzmatten in regelmäßigen Abständen angebracht, um die Dachhaut zu schützen. Dabei wurde bedacht, ausreichende Lücken für abfließendes Wasser zu belassen. Die Bautenschutzmatten sind auch alukaschiert erhältlich zur Vermeidung von Weichmacherwanderung.
Die Bodenschienen gibt es in den Abmessungen 0,8 bis 5,4 Meter. Zur Verlängerung wird ein Stoßverbinder eingeschoben, der beidseitig mit zwei nichtspanenden Schrauben arretiert wird. Um die richtige Position vorzugeben und auch das Ansetzen der Schrauben zu erleichtern, weisen die Bodenschienen eine leichte Vertiefung auf. Die Neigung der Module wird durch zwei unterschiedlich hohe, profilierte Modulstützen realisiert, die mit jeweils zwei nichtspanenden Schrauben in die Nut der Bodenschiene geschraubt werden. Ein seitliches Verdrehen der Stützen beim Verschrauben verhindert seitliche Erhöhungen. Jede Stütze liefert die Auflagefläche für zwei Module.
Montagefreundliche Komponenten
Die Modulklemmen werden vormontiert geliefert und von oben in die Stützen eingeklickt. Sie sind noch verschiebbar, aber es können keine Einzelteile herabfallen. Fixiert wird die Klemme durch Druck von oben und eine Drehung um 90 Grad. Die Einzelteile der Klemme bestehen aus Aluminium, Edelstahl und Kunststoff, wobei die Kraftwirkung laut Johannes Caye, Produktmanager Montagesysteme, von den Metallteilen aufgenommen wird. Das Handling dieser Klemme, die seit etwa drei Jahren eingesetzt wird, wird als sehr montagefreundlich beurteilt. Angenehm für den Installateur ist auch, dass nur die Endklemmen genau für die eingesetzten Modulrahmenhöhen bestellt werden müssen. Die Mittelklemmen decken den Bereich der Rahmenhöhen von 30 bis 50 Millimeter ab. Beim Auflegen der Module verhindert eine Kante an der unteren Stütze ein Abgleiten des Moduls und ermöglicht damit eine schnelle Modulmontage.
Zusätzliche Windbleche
Bei der nach Süden ausgerichteten Montage benötigt jede Reihe an der rückwärtigen Seite einen Abschluss, die sogenannten Windbleche. Sie werden in die Stütze eingehängt, ineinander verschoben und mit einer nicht spanenden Schraube befestigt. Die Windbleche übernehmen keine weiteren Kräfte. Bei der Montage in Ost-West-Ausrichtung in A-Form sind keine Windbleche erforderlich, dort bilden die Module den Abschluss. Zwischen Windblech und Modulkante verbleibt ein Lüftungskanal ausreichender Breite. Ein Vorteil, den nicht alle Windschotte bieten.
Für die Leitungsverlegung bietet das System zurzeit keine spezielle Unterstützung. Daher kann es bei der Montage mit geringer Neigung passieren, dass Modulleitungen und Stecker auf der Dachhaut aufliegen. Das Hochbinden der Stecker bedeutet einen zusätzlichen Arbeitsaufwand. Für die Leitungsführung zwischen den einzelnen Reihen ist geplant, das Profil der Bodenschienen zu nutzen, aber bisher muss der Installateur eigenverantwortlich geeignete Maßnahmen realisieren.
Das System besteht teilweise aus Komponenten wie Modulklemmen und Verschraubungen in der Nut, die auch in anderen Systemen eingesetzt werden. Für diese Komponenten liegen laut Caye bereits die bauaufsichtlichen Zulassungen vor. Die Auswirkungen von Windlasten und deren Lastkennwertbestimmung für die Ost-West-Systeme sowie das Aerofix 15 wurden laut Hersteller an der Fachhochschule Aachen 2013 im dort ansässigen Institut für Industrieaerodynamik durch Grenzschicht-Windkanal-Versuche nach Kapitel 1.5 der DIN EN 1991-1-4 beziehungsweise nach der im nationalen Anhang geforderten WtG-Richtlinie untersucht. Das Institut ist notifiziert als Prüf-, Überwachungs- und Zertifizierungsstelle nach dem Bauproduktengesetz. Im Rahmen der Versuche wurde vom Institut ein Tool erstellt, das die Berechnung der Ballastierung mithilfe des ermittelten Haftreibungskoeffizienten für jedes Projekt ermöglicht. Das kleine System Aerofix 15 Kits wurde bei Wacker Ingenieure getestet. Diese sind jedoch nicht notifiziert.
Lediglich aufgelegt
Es gibt keine Dachdurchdringungen, das macht das System geeignet für Bitumen- und Foliendächer. Es gibt aber auch keine Verklebungen oder andere Verbindungen zur Dachhaut. Die Schienen werden lediglich aufgelegt, bei Grün- beziehungsweise Kiesdächern werden sie eingegraben. Um sicherzustellen, dass das System sich nicht verschiebt, und um die benötigte Ballastierung zu ermitteln, wird im Verlauf der Planung ein Haftreibungstest in Anlehnung an ISO 8295 durch den Installateur durchgeführt. Dazu bietet IBC kostenpflichtig ein Set an. Es besteht aus einem definierten Gewicht von zehn Kilogramm, das auf einem Stück Bodenschiene mit Bautenschutzmatte befestigt ist, dazu kommt eine Federzugwaage. Das Gewicht wird für eine definierte Zeit auf die Dachhaut aufgelegt. Anschließend wird mit der Federzugwaage gemessen, ab welcher Kraft es sich aus seiner Grundposition bewegt. Steht dieses Set nicht zur Verfügung, wird mit Tabellenwerten gearbeitet. Allerdings ist gerade in Grenzfällen diese Prüfung zu empfehlen. Von den Installateuren wird dieser Test laut Aussage von Produktmanager Caye auch oft genutzt, da er häufig dazu führe, den Aufwand für Ballastierung gering zu halten. Realisiert werden kann die Ballastierung mit Steinplatten, die auf die Bodenschienen aufgelegt werden. Es können auch sogenannte Ballastierungsschienen quer zu den Bodenschienen mit Rasenkantsteinen beschwert werden.
Intuitives Programm
Datenblätter und Montageanweisungen sind im Internet für die Fachpartner verfügbar. Dezidiert werden benötigte Werkzeuge und die zu beachtenden Normen und Vorschriften für Deutschland sowie zusätzliche Montagetipps aufgeführt. Die Systemvarianten werden gut erläutert. Insgesamt ist die Anleitung sehr übersichtlich, präzise, ausführlich und umfassend. Auf die Notwendigkeit, eine projektbezogene Statik zu erstellen, wird mehrfach hingewiesen.
Die Planungssoftware „PV-Planer“, die den Fachpartnern kostenlos zur Verfügung steht, geht über ein übliches Auslegungstool hinaus. Noch steht allerdings das geplante Handbuch nicht auf der Website zum Download bereit. Um bei der Einarbeitung Zeit zu sparen, empfiehlt es sich, an einer der angebotenen Schulungen teilzunehmen, da bisher keine Hilfe-Funktion existiert. Es ist ein intuitives, webbasiertes Tool, das alle notwendigen Eingaben für die Anlagenplanung abfragt. Nach Projekt- und Kundenverwaltung können verschiedene Standorte, für die teilweise auch Klimadaten hinterlegt sind, weltweit gewählt werden. Für deutsche Standorte werden Wind- und Schneelastzonen automatisch ausgewählt. Die Geländeform muss selbst gewählt werden. Anschließend werden Dachform und Maße eingegeben.
Preis und Ertrag
Den getätigten Eingaben entsprechend sind immer nur die realistischen Möglichkeiten für eine Umsetzung auswählbar, was einerseits die Bedienung erleichtert, anderseits für einen neuen Nutzer nicht immer sofort nachvollziehbar ist. Anschließend werden Montagesystem und Module ausgewählt. Positiv bewertet werden die Hinweise zur Statik. Probleme werden im Hinweisfeld rot dargestellt. Bei vielen Werten können Zahlenwerte nicht direkt eingegeben werden, sondern Änderungen müssen über die Pfeiltasten getätigt werden.
System überzeugt
Die Anlagenverschaltung kann automatisch oder manuell erstellt werden. Angenehm für den Anwender ist die Anzeige der verschiedenen Verschaltungsmöglichkeiten mit Preisen und dem überschlägigen Anlagenertrag. Auch die Sortierfunktion der Verschaltungsmöglichkeiten nach verschiedenen Kriterien ist nutzerfreundlich. Nicht enthaltene Komponenten wie Module und Wechselrichter können vom Nutzer eingegeben werden. Das Programm liefert eine Stückliste, den Ballastierungsplan, auf dem die zusätzlich aufzubringenden Lasten angegeben werden, das Angebot und Präsentationsmaterialien für den Kunden.
Bisher wird die mit dem PV-Manager vom Fachpartner erstellte Planung aller Projekte mit Aerofix-Systemen von IBC einem Check unterzogen. Dazu muss der Installateur eine Checkliste im PV-Manager ausfüllen und zusammen mit einem Luftbild an IBC senden. Zukünftig soll diese Checkliste im PV-Manager automatisch erstellt werden, damit die Daten nicht doppelt eingegeben werden müssen.
Das System überzeugt durch seine einfache und fehlersichere Montage. Lediglich die fehlende Unterstützung der Leitungsverlegung und des UV-Schutzes der Leitungen bleiben als Wermutstropfen. Ein einfach und schnell zu montierendes System, geeignet für Flachdächer mit geringen Lastreserven, in dessen Entwicklung die umfangreichen Erfahrungen von IBC eingeflossen sind. Sympathisch muten viele Details an, die dem Installateur die Arbeit erleichtern, wie zum Beispiel Vertiefungen für den Ansatz der Schrauben. Mit geringem Materialeinsatz wird eine zügige Montage ermöglicht.
Der Montageaufwand ist insgesamt gering, beispielsweise müssen keine Schienen zugeschnitten werden. Montageanleitung und Auslegungstool sind ausführlich und dem Fachpartner eine gute Unterstützung. Sehr positiv bewertet wird, dass jedes Projekt von IBC überprüft wird, was dazu beiträgt, Fehler bei der Auslegung und Ballastierung zu vermeiden. Der angebotene Support ermöglicht zudem eine hohe Installationsqualität.
Die Autorin
Eva Schubert
arbeitet als Technikerin seit 2002 im Bereich Planung, Ertragsgutachten und Qualitätskontrolle Photovoltaik. Für die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) Berlin Brandenburg ist sie seit 2011 weltweit als Gutachterin, Dozentin und Projektleiterin unterwegs. In ihrer Freizeit engagiert sie sich ehrenamtlich für erneuerbare Energien in Bolivien, um die Lebensbedingungen dort zu verbessern.http://www.dgs-berlin.de/de/startseite.html