Einheitliche Qualitätstests für komplette Montagesysteme, die in ganz Europa gelten, würden den Herstellern sehr nützen. Noch müssen diese sich mit länderspezifischen Prüfvorschriften herumschlagen.
Sturm-, Schnee- und Überspannungsschäden machen nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft sowohl finanziell als auch nach Häufigkeit 50 Prozent der Versicherungsschäden bei Photovoltaikanlagen aus. Das richtige Montagesystem und die sachgemäße Installation könnten diesen Anteil erheblich reduzieren. Aber genau hier sieht Michael Kipfstuhl, Produktmanager Montagesysteme bei Frankensolar, einen Widerspruch. „Der Markt will vor allem Systeme, die billig, nicht aber technisch perfekt sind.“
Bei Modulen hat sich mittlerweile ein gewisses Markenbewusstsein herausgebildet, bei Montagesystemen kaum. Für die Qualifizierung kompletter Montagesysteme gibt es noch keinen einheitlichen Standard. Bisher zertifizierte der TÜV lediglich die Fertigungsstätten der Systeme. Dazu gibt es für alle Bauteile, die nicht statistisch berechenbar beziehungsweise nicht standardisiert sind, bauaufsichtliche Zulassungen. Kipfstuhl nennt ein Beispiel: „Langlöcher in verstellbaren Dachankern sind eine sehr gute technische Lösung, die Bauteile müssen dann aber bauaufsichtlich zugelassen werden.“
Immer wieder nachgefragt
Das könne dauern, mehr als anderthalb Jahre lang. Dies erfahren Frankensolar und Wagner, die Produzenten von Tric, gerade mit der bauaufsichtlichen Zulassung des Montagesystems durch das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt). „Die Prüfungen sind zwar längst abgeschlossen, aber die Erstellung der Dokumentation dauert noch“, so Kipfstuhl. So oder ähnlich hören es die Gutachter und Redakteure der photovoltaik bei ihren Montagetests immer wieder, auch von anderen Herstellern. Dabei tut sich eine Menge bei den Systemen. Ständig werden sie weiterentwickelt, es kommen neue, für die bauaufsichtliche Zulassung relevante Modifikationen der Komponenten hinzu. Bis diese zugelassen sind, gibt es vielleicht schon wieder neue Lösungen.
Beim TÜV Rheinland haben in der Vergangenheit immer wieder Produzenten nach einer Zertifizierung des gesamten Montagesystems gefragt. Aber noch gibt es keines, das dazu auch noch für ganz Europa gültig wäre. Genau das ist es aber, was den Herstellern wirklich nützen würde, um nicht für verschiedene europäische Länder zusätzlich zertifizieren lassen zu müssen, wie beispielsweise in Großbritannien und Italien. „In Großbritannien gibt es ohne die MSC-Zertifizierung ab Mitte kommenden Jahres bei Schrägdachanlagen keine Einspeisevergütung mehr“, berichtet Kipfstuhl. Und dieses zusätzliche Zertifikat für nur ein Land koste sehr viel Geld.
Verschiedene Varianten möglich
Einer einheitlichen Zertifizierung für Europa steht Kipfstuhl aufgeschlossen gegenüber. „Durch wen die Zertifizierung dann angestrebt wird, müsste geprüft werden. Ob sich ein Dienstleister wie der TÜV oder ein Zusammenschluss einiger Montagesystemhersteller der Aufgabe stellt, sollte dann von einem Gremium wie der Fachgruppe Bautechnik des BSW-Solar beratschlagt werden. Grundsätzlich sollten wir aber versuchen, den Prozess von Deutschland aus anzustoßen, um die Erfahrungen mit Zertifizierungen wie durch das DIBt in das Verfahren mit einfließen lassen zu können.“ Damit könnte dann auch die deutsche Vorreiterrolle im Bereich PV unter Beweis gestellt werden, so Kipfstuhl.
Wenn sich so ein Prüfsiegel europaweit durchsetzen würde, hätten die Hersteller von Montagesystemen ein mächtiges Marketinginstrument, und das wäre kostengünstiger als viele Einzelzertifizierungen für alle Länder Europas. Vielleicht würde der Markt dann nicht mehr vor allem „billig“ wollen, sondern vor allem zuverlässig qualitätsbewertet.
Lesen Sie mehr über die Zertifizierung von Montagesystemen in der Januar-Ausgabe des photovoltaik-Magazins. Dort finden sie auch einen Beitrag über zeitsparende Systembauteile. (William Vorsatz)