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Mit Messuhr und Exzenterteil

Das Gestellsystem Klixx aus Dresden kommt ohne Werkzeuge aus. Dahinter steht ein erfahrener Ingenieur, der Ideen aus dem Gerüstbau nutzte.

Einmal Ingenieur, immer Ingenieur: Über 70 Jahre alt, ist Siegfried Ulrich längst im Ruhestand. Sein Leben lang hat er Maschinen konstruiert, war Werkzeugmacher und Feinmechaniker. Er arbeitete als Erprobungsingenieur im Verpackungsmaschinenbau, ist Fachmann für Messtechnik und Versuchstechnik. Die Technik hat ihn gereizt, knifflige Probleme zu lösen. Nun könnte er sich aufs Altenteil zurückziehen, in sein schickes Häuschen am Südrand von Dresden. Die Kinder sind aus dem Haus, nur Sohn Michael wohnt noch dort.

So könnte Ruhe einkehren. Doch weit gefehlt. Seit Anfang der neunziger Jahre beobachtet Ulrich die Solartechnik. Er baut seine erste eigene Anlage, auf dem Dach der Pension, die er im Süden von Dresden betreibt.

Einstieg vor zehn Jahren

Er prüft und rechnet, und die Solartechnik lässt ihn nicht mehr los. „Als wir die erste Anlage 2003 auf dem Dach installierten, haben wir ein übliches Schraubmontagesystem verwendet“, erzählt er. „Meine Söhne und ich haben die Anlage selbst montiert, damals unter Aufsicht eines Monteurs von Sachsen Solar. Allerdings bestand das Montagesystem aus vielen Kleinteilen. Das war sehr umständlich. Also ließ ich mir  die Sache durch den Kopf gehen.“ Erneut setzte er den Rechenschieber an. Im Keller steht ein Reißbrett. Eine kleine Werkbank mit Bandsäge erlaubt es, seine Ideen zu testen. Damit stellt er Muster her, um sie auszuprobieren und zu verbessern. Das Ergebnis: 2006 stellte er das Montagesystem Klixx vor, bei dem der Monteur die Module sehr einfach und schnell auf das Schrägdach bringt. „Mein Credo lautet: Die Montage muss in der Badehose und vollständig ohne Werkzeug möglich sein, nachdem die Dachhaken gesetzt sind.“

Einer von Ulrichs Söhnen plant Solaranlagen, mit einem eigenen Planungsbüro. Ein anderer betreibt eine Firma für Baugerüste mit eigener Werkstatt. „Ich habe ein System entwickelt, das sich moderne Steckgerüste mit Rohren und Klemmen als Vorbild nahm“, beschreibt der erfahrene Ingenieur das Grundprinzip von Klixx. „Man kommt ohne Schraubenschlüssel aus. Ich habe dann erste Skizzen gemacht und mit meinem Sohn weiterentwickelt.“ Ein Musterkoffer wurde entworfen, Sachsen Solar griff die Idee auf. Siegfried Ulrich erzählt: „2006 waren wir damit in Bad Staffelstein und wurden für den Innovationspreis nominiert.“ In jenem Jahr wurde es erstmals eingesetzt, beispielsweise auf Scheunendächern aus Ethernit, im Dresdener Stadtteil Kauscha.

Per Spannbügel arretiert

Ulrichs Klixx-System basiert auf den üblichen Dachhaken, die auf die Dachsparren geschraubt werden. Dort rastet die Modulschiene ein. Die Montage der Module erfolgt mit einem Exzenterteil, das per Spannbügel gespannt wird. Der Bügel ist abnehmbar, so sind die Module vor Diebstahl geschützt. Keine Schrauben, keine Niete. „Mein Ziel: Das starre Verbindungssystem des Generators soll auf dem Dach schwimmend liegen, wie Parkett, damit das Material in jeder Richtung arbeiten kann. Dadurch sinken die Verspannungen durch Erwärmung oder Abkühlung“, erläutert Ulrich. „Aufgrund der Konstruktion können wir die Spannkraft des Exzenters genau dimensionieren, unabhängig vom Drehmomentenschlüssel des Monteurs.“ Alle Formteile des Montagesystems bestehen aus Aluminium. „Beim Spannen verwenden wir das gleiche Material im Spannelement und im Modulrahmen, um die gleiche Ausdehnung zu haben.“ Jede Verbesserung muss seinem prüfenden Blick standhalten, ebenso der Messuhr, die er im Keller an ein kleines Versuchssystem hält. „Das Spannsystem mit Exzenterklemme bringt einen deutlichen Zeitvorteil bei der Montage.“ Der Mitteldeutsche Rundfunk war bereits zu Gast und ließ die Stoppuhr mitlaufen: Innerhalb von sechs Minuten war ein Kilowatt Solarleistung auf dem Testdach installiert.

Derzeit entwickelt Siegfried Ulrich die vierte Generation des Montagesystems, an dem er die Patente hält. An der Entwicklung ist die Dresdener Firma Systematixx beteiligt, die das System in Lizenz produziert und vertreibt. „Der Preisdruck ist sehr hoch, die Kosten müssen sinken“, sagt er. „Wichtig ist aber auch die Sicherheit für den Monteur auf dem Dach. Ohne Werkzeug hat er die Hände frei, beispielsweise für die schweren Module.“ Also wird das Gestell abgespeckt, wo es nur geht. (Heiko Schwarzburger)

Den vollständigen Innovationsreport lesen Sie im Märzheft der Fachzeitschrift photovoltaik, das am 6. März 2014 erscheint.