Viele Athener Bürger fanden vom 20. bis zum 23. November den Weg in das „Mediterranean Exhibition Center“, kurz M.E.C. „Ich bin hierher gekommen, weil ich mich sehr für Solarenergie interessiere“, sagte Dimitrios Stamelos, zweifacher Familienvater. „Noch lohnt es sich nicht für uns, eine Solaranlage für unser Haus zu kaufen. Aber ich glaube, dass es bald so weit ist – vor allem angesichts der Sonneneinstrahlung, die wir haben. Es kommt jetzt auf unsere Politiker an.“ Die meisten privaten Besucher der Energy 2008 dachten wie Stamelos. „Die griechische Bevölkerung ist heiß auf Photovoltaik“, so Matthias Hoffmann, Projektmanager der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer in Thessaloniki. In Griechenland sei in Sachen Photovoltaik massiv Aufklärungsarbeit betrieben worden, zum Beispiel durch die Medien. „Mittlerweile unterhalten sich hier Opa und Enkel über Solarenergie, und während Busfahrten hört man in intensiven Gesprächen oft das Wort Kilowatt.“
Aussicht auf gute Geschäfte
Das große Interesse an der Photovoltaik ist auch Christophelus Papadiotis nicht entgangen. Er ist der Mann, der die Athener Messe im Jahr 2006 ins Leben gerufen hat. „Photovoltaik ist der Bereich der erneuerbaren Energien, in dem sich bald am besten Geschäfte machen lassen.“ Daher hat Papadiotis auch den Schwerpunkt der diesjährigen Messe auf Photovoltaik gelegt, was sich im Namen widerspiegelt: Aus „Energy 2007“ wurde die „Energy 2008 – Photovoltaic 2008“. Eric Efferen, Abteilungsleiter der Windsparte bei Windtest Grevenbroich GmbH, kam sich daher etwas verloren vor. „Hier dreht sich alles um Photovoltaik. Wir Leute von der Windenergie sind hier nur sehr schwach vertreten.“Während private Besucher reges Interesse zeigten, herrschte bei Fachbesuchern Zuversicht. Das wichtigste Thema auf der Energy 2008 in Athen war die geplante Modifizierung des 2006 in Kraft getretenen Fördergesetzes (Law 3468/ 2006) für dengriechischen Solarmarkt. „Wie ich gerade erfahren habe, ist die Modifikation des Gesetzentwurfs gestern dem Parlament übergeben worden, wo sie zum Ende des Jahres verabschiedet werden soll“, sagte Stelios Psomas, politischer Berater von Helapco, dem hellenischen Dachverband für Photovoltaikunternehmen. Er zeigte sich sehr zuversichtlich, dass die Veränderung angenommen wird. Psomas geht davon aus, dass dadurch bis Ende 2009 der Bau von Großanlagen mit einer Kapazität von 2,5 Gigawatt in Griechenland genehmigt wird. „Das wäre natürlich ein Durchbruch, der den hiesigen Solarmarkt sehr stark beleben würde“, sagt der politische Berater. Bisher genehmigte die Regulatory Authortity of Energy (RAE) von den 3,7 beantragten Gigawatt lediglich 200 Megawatt. Im März 2008 legte die Behörde dann erst einmal alle Anträge auf Eis, da sie durch die schiere Menge überfordert war. Wie sie plötzlich all diese Anträge bearbeiten will, bleibt unklar. Gerüchten zufolge soll ein externes Expertenteam hinzugezogen werden. Thierry Bodiot, Geschäftsführer von Heliosphera, einem griechischen Hersteller von Dünnschichtzellen, zeigt sich optimistisch. „Ich rechne für 2009 mit 50 bis 100 Megawatt neu installierter Kapazitäten. Und ab 2010 erwarte ich einen jährlichen Zuwachs von 300 Megawatt.“ Bodiot ist nicht der einzige Messeteilnehmer, der diese Zahlen nennt. „Dass die Branchenkenner keinen größeren Zuwachs als 300 Megawatt erwarten, liegt anden Erfahrungswerten, die sie haben“, sagt Rechtsanwalt Dirk Reinhardt. „Es kann schon sein, dass mehr als 300 Megawatt in einem Jahr installiert werden können, nachdem die Anträge bewilligt sind. Aber das hat es bisher noch nicht gegeben, daher die geringen Schätzungen. Und natürlich kommt da noch die eher unzureichende Infrastruktur hinzu. So ist das Stromnetz, in das die Unternehmen einspeisen wollen, nur ungenügend ausgebaut. Da hat der staatliche und einzige Stromanbieter Griechenlands, die Public Power Corporation, gepennt.“
Langer Atem notwendig
Für Barbara Rudek, Policy Adviser bei Sharp, ist die erwartete Novellierung des Gesetzes „die beste Nachricht des Tages“. Natürlich strecke Sharp die Fühler nach neuen Märkten aus, da sei eine Belebung des griechischen Solarmarktes sehr begrüßenswert. Ebenfalls zuversichtlich ist der Großhändler Krannich Solar. „Bereits 2006 hat sich Krannich Solar intensiv auf dem griechischen Markt umgeschaut, 2007 wurde die Niederlassung in Thessaloniki gegründet“, so Anja Hack, zuständig für den Bereich Business Development. Als Markteinsteiger müsse man sich dem griechischen Markt anpassen. „Der Solarboom ist gerade für das Handwerk eine Herausforderung. Da es hier kaum erfahrene Installationsbetriebe und Zwischenhändler gab, hat unser Geschäftsführer Alexandros Athanasiou angefangen, in diesem Bereich erfolgreich praxisorientierte Schulungen und Fortbildungen durchzuführen.“ Außerdem benötige man einen langen Atem. Dennoch glaubt Hack, dass auf dem griechischen Markt demnächst etwas passiert.Für den Fall, dass die Anträge zum Bau von Großanlagen bald genehmigt werden, ist davon auszugehen, dass Projektierer und Unternehmen schnell zur Tat schreiten. Ob ausländische Unternehmen dann warten, bis die griechischen Installateure mit dem Bau von Photovoltaikanlagen vertraut sind, um ihre Projekt umzusetzen, bleibt fraglich. So plane die Phoenix Solar Gruppe über griechische Subunternehmen Projekte auf dem griechischen Festland, deren Gesamtkapazität sich auf bis zu 25 Megawatt beläuft. „Die Phoenix Solar Gruppe ist durchaus bereit, Installateure aus dem Ausland nach Griechenland zu schicken, falls nicht genügend qualifiziertes Personal vorhanden ist. Diese Entscheidung treffen aber die Subunternehmen in Griechenland“, sagt Anka Leiner, zuständig für Investor Relations bei der Phoenix Solar AG. „Es herrscht Aufbruchstimmung“, so Christophelus Papadiotis, der sich sehr zufrieden mit seiner Messe zeigt. Sogar von dem zweitägigen Streik der Athener Metro und den Stromausfällen im M.E.C. ließ er sich die Laune nicht verderben. „Die Streiks waren bestimmt erschwerend und haben einige Leute davon abgehalten, uns zu besuchen. Und für die Stromausfälle war der Stromanbieter PPC verantwortlich.“ Für Besucher wie Dimitrios Stamelos mit seiner Familie hatte Stelios Psomas von Helapco eine weitere gute Nachricht parat. „Wir gehen davon aus, dass im Frühjahr die Regelung abgeschafft wird, die private Haushalte davon abhält, auf ihren Dächern Photovoltaikanlagen zu installieren.“ Bisher muss jeder Haushalt, der mit einer Aufdachanlage Strom in das griechische Stromnetz einspeisen will, eine Firma gründen. „Und das bedeutet, dass die Haushalte jährlich eine zusätzliche Versicherung von 1.500 Euro zahlen müssen, was eine Aufdachanlage unlukrativ macht.“ Falls die Regelung abgeschafft wird, würden viele Menschen in Griechenland eine Solaranlage haben wollen. Für entsprechend ausgebildete Installateure könnte es dann viel zu tun geben.
„Griechenland steht vor wichtigen Veränderungen“ | ||
Stelios Psomas, politischer Berater vom hellenischen Dachverband Helapco, zur Zukunft der Photovoltaik in Griechenland. Welche Auswirkungen hätte die geplante Novellierung des griechischen Fördergesetzes? Am 21. November wurde die Novellierung des Gesetzentwurfs dem Parlament zur Beratung und Abstimmung übergeben. Kurz zuvor habe ich mich noch mit Kostas Mousouroulis, dem ehemaligen griechischen Finanzminister und jetzigen Generalsekretär des Ministeriums für Entwicklung, und dessen Mitarbeitern unterhalten. Sie sind sehr zuversichtlich, dass die Novelle in Kraft tritt. Falls dem so ist, kommt es | zu wichtigen Veränderungen. Bis Ende 2009 sollen dann die meisten Anträge zum Bau von Photovoltaikgroßanlagen bearbeitet sein, der derzeit bestehende Deckel für das Festland von 640 Megawatt soll aufgehoben werden. Das würde bedeuten, dass von den 3,7 Gigawatt, die bis jetzt beantragt, aber bisher nicht bearbeitet wurden, an die 2,5 Gigawatt genehmigt werden. Dabei ist zu beachten, dass der bestehende Deckel von 200 Megawatt für die Inseln bestehen bleiben soll. Warum glauben Sie, dass von den 3,7 beantragten Gigawatt nur 2,5 genehmigt werden? Können solche Unsicherheiten für Projektierer in Zukunft ausgeschlossen werden? Manche Projekte werden nicht genehmigt, weil das Land, für das sie vorgesehen sind, dem Ackerbau vorbehalten bleibt. Solche Unsicherheiten sind aber für die Zukunft aus dem Weg geräumt: Der Flächennutzungsplan für Griechenland, der Mitte November in Kraft trat, legt ganz klar fest, wofür Landstücke in Griechenland verwendet werden können und wofür nicht. Weiterhin unklar ist allerdings, ob die Regierung bis Ende 2009 neue Anträge akzeptiert. Wir ha- | ben die Regierung aufgefordert, neue Anträge zuzulassen – ob sie das auch tut, erfahren wir aber erst in einigen Wochen. Was sind weitere wichtige Aspekte der Novellierung? In dem Gesetz soll außerdem festgeschrieben werden, dass die Einspeisevergütungen für 20 Jahre garantiert werden. Zurzeit kann ein Unternehmen eine Einspeisevergütung für zehn Jahre beantragen. Sind diese zehn Jahre abgelaufen, muss der Anlagenbetreiber einen neuen Antrag auf weitere zehn Jahre stellen. Diese 20 Jahre als eine Einheit sollen Vertrauen schaffen und Unsicherheiten beseitigen.Als Einspeisetarif für Anlagen mit einer Kapazität von unter 100 Kilowatt erwarten wir eine Vergütung von 45 Eurocent je Kilowattstunde, für Anlagen mit einer Kapazität von 100 Kilowatt oder mehr soll es einen Tarif von 40 Eurocent je Kilowattstunde geben (aktuell 50 Cent). Diese Tarife sollen erst ab August 2010 degressiv sinken – und das nur leicht, so dass sie auch noch für die Zeit nach 2010 attraktiv sind. Im internationalen Vergleich sind diese Tarife immer noch sehr, sehr gut. |