Mittlerweile bietet Griechenland eines der attraktivsten Fördergesetze für Solarenergie weltweit. Mit dem Resultat, dass sich der Photovoltaikmarkt des Landes im Vergleich zu den letzten Jahren jetzt schnell entwickelt. „Bis Dezember 2008 waren in Griechenland gerade mal zwölf Megawatt installiert. Ende 2009 waren es bereits 50 Megawatt. Und für dieses Jahr rechne ich mit Neuinstallationen in Höhe von 100 bis 115 Megawatt. Der Knoten in Griechenland ist geplatzt“, sagt Stelios Psomas, politischer Berater des griechischen Photovoltaikverbands Helapco. Auch Vertreter der Branche gehen davon aus, dass die Entwicklung sich fortsetzt – trotz des Sparzwanges, den die Europäische Union (EU) dem Land auferlegte. Immerhin haben die Euro-Länder inzwischen zusätzlich ein Rettungspaket für das dramatisch verschuldete Land geschnürt: Im Notfall kann Griechen land auf Hilfen in Höhe von insgesamt 45 Milliarden Euro zugreifen. 30 Milliarden Euro wollen die Länder der Euro-Zone bereitstellen, wenn es nötig ist, hinzu kommt Geld vom Internationalen Währungsfonds.
Förderung nicht steuerfinanziert
Der griechische Photovoltaikmarkt werde von den staatlichen Sparmaßnahmen kaum etwas spüren, meint Dirk Reinhardt, Anwalt bei der Kanzlei Michelis-Strogilaki-Reinhardt in Athen. Seit Jahren berät Reinhardt Firmen und Personen, die auf dem griechischen Photovoltaikmarkt aktiv sind oder werden wollen. „Die Einspeisevergütung, die den Produzenten von Solarstrom gezahlt wird, wird über die Stromrechnungen der Bürger finanziert und nicht mittels Steuern. Sie befindet sich somit außerhalb des Staatshaushalts.“ Damit sei die Vergütung nicht von der Spar-Verpflichtung der Regierung von Giorgos Papandreou betroffen.
Wenn die aktuelle Finanzkrise Auswirkungen auf die Solarbranche habe, dann seien diese indirekt, so Alexander Zachariou, Commercial Manager des griechischen Unternehmens Heliosphera. So könnte die Krise das Verhalten von Banken bei der Vergabe von Krediten beeinflussen. „Aber noch sind Banken in der Lage, Kredite zu vergeben, wobei diese mittlerweile teurer geworden sind. Solange Kredite vergeben werden, ist unsere Branche nicht gefährdet“, sagt Zachariou. Ähnlich bewertet Marios Sigalas die Situation, Electrical Engineer beim Projektierer Photovoltaic. Aus seiner Sicht entwickelt sich der Markt derzeit sehr gut. „Im Moment werden die Anlagen realisiert, deren Bau vor zweieinhalb Jahren beantragt wurde. Die meisten von ihnen wurden freigegeben.“ Dabei handle es sich um Anlagen mit einer Gesamtkapazität von rund drei Megawatt. Er habe jedoch schon von den ersten Banken gehört, die keine Kredite mehr vergeben.
Investitionsgesetz ausgelaufen
„Ausländische Investoren werden durch die Finanzkrise in unserem Land bestimmt auch verunsichert“, sagt Sigalas. Was ihn aber mehr beunruhige, sei die Tatsache, dass am 29. Januar dieses Jahres das Investitionsgesetz ausgelaufen sei. Dieses Gesetz ermöglichte Unternehmen, für ihre Neuinvestitionen Anträge auf staatliche Förderung zu stellen. „Ab einem Investitionsvolumen von 100.000 Euro konnte ein Unternehmen eine solche Förderung beantragen“, erklärt Costas Caralis, Verkaufsleiter bei Schüco Griechenland. Auf bis zu 40 Prozent der Kosten konnte sich diese staatliche Hilfe belaufen, abhängig vom Standort des Projekts. Damit ist jetzt Schluss, bis zum Sommer dieses Jahres soll das Investitionsgesetz überarbeitet werden. Angesichts der Tatsache, dass die Regierung zum Sparen verpflichtet ist, „müssen wir abwarten, wie sich die Sache entwickelt“, sagt Sigalas.
Dirk Reinhardt meint jedoch, dass es noch keinen Anlass zum Schwarzsehen gebe. „Mit dem neuen Gesetz sind weitere Senkungen bei den Förderungen zu erwarten. Die Branche ist hier aber offensichtlich der Ansicht, dass die Einspeisevergütung allemal ausreicht, damit die Projekte rentabel sind“, so der Anwalt. Dem stimmt Zachariou zu. „Solange das Fördergesetz Bestand hat, bleibt Griechenland ein attraktiver Markt für die Photovoltaikbranche. Ich gehe davon aus, dass in diesem Jahr Anlagen mit einer Leistung von 100 Megawatt neu installiert werden.“
Auch das Bankhaus Sarasin geht in seiner aktuellen Studie „Solarwirtschaft – grüne Erholung in Sicht“ von einer positiven Entwicklung für Griechenland aus. „In Europa sehen wir Griechenland als eines der stärksten Wachstumsländer, neben Italien, Frankreich und Portugal. Wir erwarten 110 Megawatt an neu installierten Kapazitäten für dieses Jahr“, sagt Matthias Fawer, Analyst des Bankhauses. Für den griechischen Photovoltaikmarkt geht Fawer bis 2012 von einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 162 Prozent aus.
Seit Anfang des Jahres werden in Griechenland auch Kleinanlagen mit einer Leistung bis zehn Kilowatt gefördert, was für weitere Impulse sorgen könnte. „Privathaushalte können sich über diese Entscheidung freuen“, sagt Stelios Psomas. Betreibern von Aufdachanlagen mit einer Leistung bis zehn Kilowatt garantiert die Regierung einen Abnahmepreis von 0,55 Euro pro Kilowattstunde. Dieser gilt bis einschließlich 2012. Ab dem Januar 2013 sinkt er bis Ende 2019 um jährlich fünf Prozent. Danach soll der Preis jährlich mit 25 Prozent der Vorjahresinflationsrate angepasst werden. Nach Angaben von Helapco ist das Gesetz auf 25 Jahre angelegt. Das Fördergesetz betrifft Installationen, die sich auf dem Festland und den damit verbundenen Inseln befinden. Ausgenommen sind damit Gebäude auf Inseln, die von lokalen Elektrizitätswerken versorgt werden.
„Der Gesetzgeber wollte den Verbrauchern die Entscheidung für Photovoltaiksysteme erleichtern und die damit verbundenen Kosten senken“, sagt Psomas. Daher bräuchten Betreiber dieser Anlagen künftig keine umfangreiche Baugenehmigung mehr für die Installation, wie zum Beispiel für Anlagen ab 20 Kilowatt. „Lediglich beim Stromanbieter muss ein Anschluss der Anlage angefragt werden“, so Psomas. „Hinzu kommt der Antrag auf die Installation der Anlage bei der lokalen Baubehörde.“ Voraussetzung für die Förderung eines Projektes ist, dass das Gebäude bereits einen Teil seiner Energie aus erneuerbaren Quellen bezieht – etwa warmes Wasser aus einer solaren Warmwasseraufbereitungsanlage. „Weil Solarthermie in Griechenland eine lange Tradition hat und etabliert ist, sehe ich da kein Problem. Viele Haushalte verfügen bereits über Solarthermieanlagen“, so der politische Berater.
Dennoch kommt die Installation bei privaten Haushalten nur schleppend voran. „Das Interesse ist groß“, sagt Marios Sigalas von Photovoltaic. „Wir haben diesbezüglich ein Seminar veranstaltet, das von über 100 unserer Vertriebspartner besucht wurde.“ Trotz ihres Interesses seien Endkunden jedoch noch sehr zögerlich. „Viele fürchten den Gang zur lokalen Baubehörde. Außerdem wohnen viele Griechen in Häusern, in denen mehrere Parteien leben, so dass es schwer ist, die notwendige einstimmige Entscheidung aller Bewohner zu erreichen“, erklärt Alexander Zachariou.
Dennoch erwartet Matthias Fawer in seiner Sarasin-Studie eine positive Entwicklung im Bereich privater Aufdachanlagen: „Unser aktualisierter Attraktivitätsindex für 18 Länder zeigt, wo die Bedingungen in Zukunft ideal sein werden. Bei kleinen Aufdachanlagen bis drei Kilowatt werden 2010 die Länder Griechenland und Italien die attraktivsten Märkte sein. Deutschland, Frankreich und Japan folgen an dritter, vierter und fünfter Stelle“, so der Analyst.
Griechenland weiterhin sexy
Damit bleibt Griechenland aufgrund der Novellierung des Gesetzes zur Förderung von Solarstrom Anfang 2008 einer der attraktivsten Solarmärkte. Die damalige Gesetzesänderung garantiert, dass die Einspeisevergütungen für 20 Jahre gewährt werden. Vorher konnte ein Unternehmen eine Einspeisevergütung nur für zehn Jahre beantragen. Waren diese zehn Jahre abgelaufen, musste es einen neuen Antrag auf weitere zehn Jahre stellen. Die neue Regelung mit durchgehender Laufzeit soll Vertrauen schaffen und Unsicherheiten beseitigen. Als Einspeisetarif für Anlagen mit einer Kapazität von unter 100 Kilowatt gibt es eine Vergütung von 0,45 Euro pro Kilowattstunde, für Anlagen mit einer Kapazität von 100 Kilowatt oder mehr steht der Tarif bei 0,40 Euro. Auf den Inseln liegt die Vergütung für Anlagen bis 100 Kilowatt dagegen derzeit bei 0,50 Euro je Kilowattstunde und für Großanlagen ab 100 Kilowatt bei 0,45 Euro.
Diese Tarife sollen erst ab August 2010 degressiv sinken – und das nur leicht, so dass sie auch noch für die Zeit nach 2010 attraktiv sind. Die Tarife werden an die Inflation angepasst – und sind „im internationalen Vergleich sehr, sehr gut“, sagt Stelios Psomas. In der Praxis wird die Degression aber erst ab 2012 eine Rolle spielen. Denn der Gesetzgeber belohnt das zügige Fertigstellen einer Anlage. Vergehen seit dem Vertragsabschluss mit dem Netzbetreiber weniger als 18 Monate bis zur Fertigstellung der Photovoltaikanlage, können Anlagenbetreiber die zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses geltenden Fördersätze für sich beanspruchen. Außerdem hatte die damalige Regierung angeordnet, dass das zähe Antragsverfahren zur Installation einer Photovoltaikanlage beschleunigt wird. „Und genau das ist geschehen“, so Psomas.
Im Oktober letzten Jahres wählten die Griechen eine neue Regierung; neuer Ministerpräsident ist Giorgos Papandreou von der Panhellenischen Sozialistischen Bewegung (Pasok). In seine Regierung setzt die griechische Photovoltaikbranche noch mehr Hoffnung als in die abgewählte konservative Regierung, welche das großzügige Förderprogramm auf den Weg brachte. „Generell hat die jetzige Regierung eine grüne Wirtschaftspolitik mit der Unterstützung der erneuerbaren Energien zu einem ihrer Hauptanliegen gemacht“, sagt Dirk Reinhardt.
Vor allem wünschen sich die Marktteilnehmer, dass die Bürokratie weiter abgebaut wird, erklärt Stelios Psomas, „des Weiteren wünschen wir uns, dass die Regierung das Förderprogramm für private Aufdachanlagen auf Anlagen für Industriedächer überträgt. Das würde einen Zugewinn im Gigawatt-Bereich bedeuten.“