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Brüssel schlägt neuen Mindestimportpreis vor

Die Europäische Kommission hat einen Vorschlag auf den Tisch gelegt, um die Mindestimportpreise für chinesische Solarzellen und Module den Weltmarktpreisen anzunähern. Die Lösung ist besser als das bisherige System. Reicht aber längst nicht aus.

Die Europäische Kommission hat einen neuen Mechanismus für die Entwicklung der Mindestimportpreise für Solarzellen und Module aus China vorgeschlagen. Damit reagiert Brüssel auf die Kritik aus der Solarindustrie – hier vor allem der Projektierer und Anlagenplaner –, dass die Importpreise nicht die tatsächlichen Weltmarktpreise widerspiegeln. Sie sinken zu langsam, so dass die europäischen Projektierer Probleme haben, in technologieübergreifenden Ausschreibungen konkurrenzfähig zu sein. Deshalb greift die Kommission in Zukunft auf die Lernkurve in der Zell- und Modulindustrie zurück. Brüssel nutzt dabei die Daten des Taiwanischen Analyseinstituts PV Insight.

Mindestimportpreise sinken

Zunächst wird die Europäische Kommission zwischen mono- und polykristalliner Technologie unterscheiden. Bisher gab es einen gemeinsamen Mindestimportpreis. Dieser lag für Solarzellen bei 23 Cent pro Watt und für Module bei 46 Cent pro Watt. Doch die Brüsseler Beamten haben endlich erkannt, dass es einen grundsätzlichen Preisunterschied zwischen diesen beiden Technologien gibt. So sollen zunächst die Mindestimportpreise für multikristalline Solarzellen auf 20,7 Cent pro Watt sinken. Die multikristallinen Module müssen dann für mindestens 41,5 Cent pro Watt in der EU verkauft werden. Die Mindestimportpreise für monokristalline Solarzellen und Module liegen dann bei 24,4 und 46,3 Cent pro Watt. Diese Preise sollen bis zum 30. September gelten.

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Ab 1. Oktober sinken die Mindestimportpreise für multikristalline Zellen auf 20,4 Cent pro Watt und die für multikristalline Module auf 39,4 Cent pro Watt. Monokristalline Zellen müssen dann für 23,7 Cent pro Watt in der EU verkauft werden und die monokristallinen Module dürfen nicht weniger als 44,2 Cent pro Watt kosten. Zum Jahreswechsel senkt Brüssel die Mindestimportpreise nochmals auf 20,1 Cent pro Watt für polykristalline Zellen und 37,2 Cent pro Watt für polykristalline Module. Monokristalline Zellen müssen mindestens 23,8 Cent pro Watt kosten und für die Module aus monokristallinen Zellen müssen die Hersteller mindestens 42,1 Cent pro Watt verlangen. Danach werden die Mindestimportpreise weiter entsprechend der Lernkurve, bis sie im September 2018 bei den tatsächlichen Weltmarktpreisen angekommen sind, wie sie PV Insight für das erste Quartal 2017 veröffentlicht hat. Danach laufen die Antidumping- und Antisubventionsmaßnahmen ohnehin aus.

Anderthalb Jahre Rückstand

Bisher liegt dieser neue Anpassungsmechanismus für die Mindestimportpreise als Vorschlag auf dem Tisch. Interessierte Parteien aus der Solarbranche können sich noch bis zum 2. August 2017 dazu bei der Europäischen Kommission äußern. Der europäische Branchenverband Solar Power Europe begrüßt zwar, dass Brüssel endlich reagiert, doch viel zu langsam. Der Vorschlag von Generaldirektorat für Handel ist immer noch weit entfernt von den tatsächlichen Preise für Solarmodule auf dem Weltmarkt“, kritisiert Christian Westermeier, Präsident von Solar Power Europe. „Die Europäische Kommission erklärt ganz klar, dass die Marktpreise, die im ersten Quartal 2017 existierten, in der EU erst im September 2018 erreicht werden sollen. Das bedeutet einen Rückstand von 1,5 Jahren für die europäischen Unternehmen, um von den sinkenden Preisen am Weltmarkt zu profitieren.“

Nächste Chance verpasst

Westermeier betont, die Mindestimportpreise, die für Juli 2018 angesetzt sind, liegen auf dem gleichen Niveau, wie die derzeitigen Weltmarktpreise in Dollar pro Watt. „Das ist keine Möglichkeit, die Energiewende kosteneffektiv in Europa umzusetzen“, fasst Westermeier das Dilemma zusammen. „Die Europäische Kommission verpasst mit diesem Vorschlag eine weitere Möglichkeit, die Preise in Europa den Weltmarktpreisen anzupassen“, ergänzt James Watson, Geschäftsführer von Solar Power Europe. (su)