Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
AKTUELLE MELDUNGEN

Sanierungsstau im Heizungskeller bleibt Problem

Der Sanierungsstau in den deutschen Heizungskellern bliebt weiterhin ein riesiges Problem. Soll die Energiewende gelingen, muss dieser aufgelöst werden. Doch die Bundesregierung geht das Thema nur halbherzig an und riskiert dabei sogar ein Vertragsverletzungsverfahren durch die Europäische Kommission.

Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) kritisiert die halbherzige Umsetzung der Energieeffizienzrichtlinie der Europäischen Union durch die Bundesregierung. Bis zum 5. Juni dieses Jahres hätte Berlin Zeit gehabt, die Vorgaben aus Brüssel umzusetzen. Tatsächlich hat sie mit der Änderung der Energieeinsparungsverordnung im Mai dieses Jahres die Brüsseler Richtlinie nur unzureichend umgesetzt. Diese gibt vor, dass die Regierungen der Mitgliedsstaaten Maßnahmen ergreifen sollen, um den Energieverbrauch jährlich um mindestens 1,5 Prozent zu senken. Bis 2020 sollen insgesamt 20 Prozent weniger Energie verbraucht werden. Dazu soll die Sanierung von Gebäuden und Heizungen forciert werden. Da die Bundesregierung mit der Energieeinsparungsverordnung den Bau energieeffizienter Heizungen eher behindert als befördert, hat EU-Umweltkommissar Janez Potocnik inzwischen eine Vertragverletzungeverfahren gegen die Bundesrepublik eingeleitet. Für Karl-Heinz Stawiarski, Geschäftsführer des BWP, kommt dieser Schritt nicht überraschend. „Effizienz ist der ‚rosa Elefant‘ der Energiepolitik: riesig und auffällig, aber aus irgendeinem Grund wird er weitgehend ignoriert“, sagt er. „Das betrifft vor allem den Gebäudebereich. Die Bemühungen, hier weniger fossile Brennstoffe zu verbrauchen, sind bisher sehr überschaubar.“

Effektive und bedarfsorientierte Förderung

Immerhin entfallen fast 40 Prozent des deutschen Energieverbrauchs auf den Gebäudesektor. Den größten Anteil davon machen wiederum Raumwärme und Warmwasser aus. Deshlab ist die Steigerung der Effizienz und die Installation neuer regenerativer Heizungsanlagen ein zentraler Bestandteil der Energiewende. „Gleichzeitig sind vier von fünf Heizungsanlagen veraltet“, betont der BWP. „Durch den Austausch dieser Heizungen ließe sich viel Energie einsparen. Der Sanierungsmarkt stagniert jedoch – vor allem aufgrund fehlender finanzieller Anreize.“ Deshalb fordert Stawiarski eine effektive und bedarfsorientierte Förderpolitik. „Energieeffizienz muss sich für die Hausbesitzer lohnen!“, sagt er. Dazu gehört neben einem vereinfachten und aufgestockten Marktanreizprogramm auch die steuerliche Abschreibung von Sanierungsmaßnahmen und vor allem ein funktionierender Markt.

Die Bundesregierung geht aber unter anderem auch mit der EEG-Novelle einen anderen Weg. „So ist Wärmepumpenstrom anders als andere Heizenergieträger mit einer Vielzahl von Steuern, Umlagen und Abgaben belastet“, kritisiert der BWP-Geschäftsführer. „Die Effizienztechnologie Wärmepumpe wird so massiv benachteiligt.“ Stawiarski sieht jedoch positive Zeichen. „Es gibt Hoffnungsschimmer, angefangen beim angekündigten Aktionsplan Energieeffizienz“, sagt er. „Solche Initiativen müssen sich aber letztendlich in konkreten Ergebnissen niederschlagen und vor allem umgesetzt werden. Ich wünsche mir, dass Wirtschaftsminister Gabriel an dieser Stelle genau so viel Elan und Ausdauer zeigt wie in den ersten Monaten seiner Amtszeit.“

Neue Heizung spart viel Geld

Der Bau von effizienten Heizungssystemen, die im besten Falle noch mit regenerativen Quellen betrieben werden, ist nicht nur für die Bundesregierung eine Möglichkeit, sich von Lieferungen fossiler Energieträger aus dem Ausland unabhängig zu machen. Es ist vor allem eine Möglichkeit für die Hausbesitzer, viel Geld zu sparen. Immerhin gehen zwei Drittel der deutschen Energieexperten davon aus, dass die Gaspreise weiter steigen werden. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Bundesverbandes für Solarwirtschaft (BSW-Solar) unter 200 Energieexperten. „Eine verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien und mehr Energieeffizienz sind die wichtigsten Maßnahmen, um auch künftig die Versorgungssicherheit für Energie in der EU zu gewährleisten“, lautet das Fazit des BSW-Solar. „Im Eigeninteresse der Bewohner sollten über zwei Millionen Heizungen sofort ausgetauscht werden“, fordert Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar. „Lasche gesetzliche Auflagen im Heizungsbestand wähnen viele Verbraucher zu Unrecht in Sicherheit. Zwar ist der Betrieb vieler alter Heizungen noch zulässig. Aber dabei handelt es sich um große Energiefresser und Dreckschleudern.“ Deshalb sollten die Hausbesitzer selbst tätig werden und nicht auf die Bundesregierung warten. Schließlich geht es um viel Geld. Ein Indikator für eine veraltete Heizung sind die gemessenen Abgasverluste. Liegen diese über 8,5 Prozent, rät das Forum Energieeffizienz und Gebäudetechnik zum Austausch des Kessels. Die Bundesregierung lässt hingegen noch alte Kessel mit Abgasverlusten von elf Prozent zu. (Sven Ullrich)