Lohnt sich eine Photovoltaikinstallation heute überhaupt noch für künftige Betreiber?
Karl-Heinz Lawrenz: Die Anlagen rechnen sich nach wie vor und werden durch den Selbstverbrauch sogar noch attraktiver. Aufgrund der Kostenreduktion seit Inkrafttreten des Einspeisegesetzes gehört die Photovoltaik zu den Leistungsträgern der Energiewende. Das Gesetz dient jedoch nur noch als Randbedingung, um den nicht selbst verbrauchten Solarstrom vorrangig einspeisen zu können.
Der Einbruch lässt sich ökonomisch nicht erklären?
Durch die Diskussion um die Absenkung der Einspeisevergütung ist ins Hintertreffen geraten, dass gerade bei der Photovoltaik in den letzten Jahren eine extreme Kostenreduktion stattgefunden hat. Der Preis für die Kilowattstunde selbst erzeugten Solarstroms liegt mittlerweile zwischen acht und 15 Cent, während mittelständische Betriebe beim Versorger etwa 16 bis 17 Cent je Kilowattstunde zahlen. Auch wenn die EEG-Umlage noch hinzukommt, lohnt sich eine Photovoltaikanlage nicht nur für Privatleute, sondern auch für viele Unternehmen.
Ist es technisch möglich, im Gebäudebereich den Anteil der Photovoltaik weiter zu erhöhen?
Die Photovoltaik ist eine ausgereifte Technik. Insofern geht es vor allem darum, die Installation weiter zu vereinfachen. Seit ein paar Jahren existiert eine Vorgabe zum Brandschutz. Brandschutzkanäle sind jedoch teuer, gerade bei kleineren Anlagen. Bislang gibt es keine gangbare Lösung außer der, dass ein Schacht gebaut wird, der auch für die anderen Installationen die jeweiligen Richtlinien berücksichtigt.
Konstruktiv-technische Probleme erschweren die Installation?
Es kommt leider immer wieder vor, dass der Installationsschacht fehlt, selbst bei einem Neubau. Dann müssen wir schauen, wo die Leitungen, insbesondere die für den Brandschutz problematischen Gleichstromleitungen, gelegt werden können. So etwas neu zu machen bedeutet meist einen hohen Zusatzaufwand.
Welche weiteren Hemmnisse sehen Sie gebäudeseitig?
In der Regel werden rechteckige Flächen auf das Dach montiert, was nicht wirklich schön aussieht. Ästhetischer sind integrierte Lösungen, die allerdings oft mehr kosten. Rein statisch betrachtet, muss der Dachaufbau die geplante Anlage tragen können. Nach der Installation sollte gewährleistet sein, dass das Dach seine Dichtigkeitsfunktion auch künftig erfüllt. Dies gilt vor allem für dachintegrierte Systeme, weil ich später nicht mehr so einfach nachschauen kann, ob etwas nicht stimmt. Was wir oft feststellen, ist Marderverbiss. Anlagen sollten daher mit einem verlässlichen Schutz ausgestattet werden.
Welche Eigenschaften sollten dachintegrierte Systeme haben?
Sie sollten farblich zum Restdach passen und eine einheitliche Fläche bilden. Einheitliche Fläche bedeutet, dass auf dem Dach durch die Installation keine Erhöhung oder Vertiefung entsteht. Vor Ort geht es auch um eine rasche Installation. Inzwischen gibt es Systeme, die installationstechnisch gut funktionieren und zugleich von den Kosten her in Ordnung sind.
Ist das Angebot an dachintegrierten Anlagen insgesamt ausreichend?
Auf dem Markt fehlt es nicht an Angeboten, sondern an weniger komplexen und weniger aufwendigen Lösungen.
Sehen Sie für die Anlagen noch Einsparpotenziale bei den Kosten?
Die Branche steht seit drei Jahren unter enormem Druck, sodass durch Fortentwicklung der Produkte die Kosten sicher weiter sinken werden. Im Moment brauchen die Hersteller aber Luft in Form von Zeit, um sich wieder ein Potenzial aufzubauen, das größere Preissenkungen erlaubt.
Was sollte künftig gefördert werden? Die Errichtung oder der Betrieb einer Solaranlage?
Im solarthermischen Bereich sollte die Errichtung weiterhin bezuschusst werden, aber auch für jeden Bauherrn steuerlich absetzbar sein. Bei der Photovoltaik müsste man die Förderung umstellen. Es wäre sicher ein Anreiz, analog zur Solarthermie die Installation zu fördern.
Wären auch gesetzliche Verschärfungen sinnvoll?
Es gibt bereits eine Vorgabe, dass bei Neubauten ein gewisser Anteil grüner Energien eingesetzt werden muss. Allerdings weiß ich nicht, ob es immer gut ist, Vorgaben zu machen. Besser ist, Investoren zu motivieren, selbst aktiv zu werden. Das größere Problem sehe ich auch nicht bei den Neubauten, sondern im Bestand. In diesem Bereich passiert viel zu wenig. Hier müsste der Gesetzgeber handeln und mehr Anreize schaffen.
Wo sehen Sie Entwicklungspotenziale bei der Photovoltaik?
Bei der Photovoltaik sehe ich vor allem den Speicherbereich. Dieses Segment wird von den Herstellern schon forciert, aber Speicher sind nach wie vor teuer, obwohl sich der Markt bereits preislich bewegt. Der zweite Punkt ist das Smart-Home-Management: Solche Systeme ermöglichen es, den Verbrauch des eigenen Photovoltaikstroms deutlich zu steigern.
Das Gespräch führte Marcellus Martin.
Karl-Heinz Lawrenz
gilt in Nordhessen als ein Wegbereiter beim Aufbau dezentraler Systeme für die Energieversorgung. Der Ingenieur für Elektrotechnik gründete das Ingenieurbüro Ökotronik und ist dort Geschäftsführer. Ökotronik hat bereits mehr als 1.000 Solaranlagen projektiert und installiert. Dazu zählen Anlagen unterschiedlicher Größen und Ausführungen von der klassischen Aufdachmontage bis hin zur dachintegrierten Lösung.