Sie begräbt alle – eventuellen – Hoffnungen, die mit einer Groko einhergegangen sein könnten. Nach dem Motto: Wenn es schon mit Jamaika nicht geklappt hat, dann ist jede Regierung besser als keine.
Keinen Deut besser als Donald Trump
Stimmt nicht. Die in Anbahnung befindliche Große Koalition aus CDU, CSU und SPD ist Ausdruck der Verwahrlosung, dem die politischen Sitten in diesem Lande unterworfen sind. Oben genannte Ankündigung setzt dieser Verwahrlosung noch eins drauf. Die Emissionen der Treibhausgase zu minimieren muss das oberste Ziel jeglicher Politik sein. Denn es geht um den Fortbestand von Zivilisation, Wohlstand und menschlicher Würde.
Nach der Ankündigung aus den Sondierungen ist nun klar: Die christlichen Parteien und die Sozis sind keinen Deut besser als Donald Trump. Immerhin: Der Klimagegner Trump hatte eine demokratische Wahl gewonnen – wenn auch knapp. Im September hatten die deutschen Wähler eine Große Koalition jedoch eindeutig abgewählt.
Ein Butler namens Christian Lindner
Trotzdem kehrt sie wieder, wie Figuren aus „Walking Dead“. Denn der Michel setzte aufs falsche Pferd: Die FDP um Christian Lindner erwies sich nicht als politische Alternative, sondern als Butler der alten neuen Koalition. Lindner – grün hinter den Ohren, aber nicht im Herzen – ließ Jamaika platzen. Seine Egomanie war stärker als seine politische Weitsicht.
Auch das zeigt, wie arm es um die deutschen Parteien steht. Nun jubelt ausgerechnet die FDP der designierten Koalition zu, weil sie das oberste Klimaziel beerdigen will. Christian Lindner ist der neue Philipp Rösler, mehr Erneuerung ist aus dieser Ecke nicht zu erwarten. Einfach erbärmlich.
Das teuerste Jahr der Geschichte
Dabei waren die Medien zum Jahreswechsel voll von klaren Erkenntnissen, den Klimawandel betreffend: 2017 war das teuerste Jahr für die Versicherungen. Für Schäden durch Wirbelstürme, Gewitter, Starkregen oder Fluten mussten sie rund 135 Milliarden US-Dollar auszahlen. Vor allem die Hurrikane in den USA ließen die Versicherungssummen auf ein neues Rekordniveau hochschnellen.
Rechnet man die Schäden hinzu, die nicht versichert waren, entstanden Schäden von 330 Milliarden US-Dollar. Allein der Wirbelsturm „Harvey“ schlug mit 85 Milliarden Dollar zu Buche. Nur 2011 waren die Schäden größer: Die Reaktorkatastrophe von Fukushima hatte die Verwüstungen auf 354 Milliarden Dollar getrieben.
„Vorgeschmack auf die Zukunft“
Die Zahlen basieren auf Studien der Munich Re, dem weltgrößten Rückversicherer. Vorstand Torsten Jeworrek kommentierte, dass diese Katastrophen „einen Vorgeschmack auf die Zukunft“ liefern: „Unsere Experten erwarten künftig häufiger solche extremen Ereignisse.“ Seit 1970 pflegt Munich Re eine Datenbank zu den Risiken durch Wetter und Klima. Bisher gab es nur drei Jahre, in denen die Versicherungssumme die Grenze von 100 Milliarden Dollar überstieg. „Und vor 2005 gab es kein Jahr, in dem wir auch nur annähernd an 100 Milliarden herangekommen wären“, analysiert der Geophysiker Ernst Rauch, der bei Munich Re für die wissenschaftliche Studie zuständig ist.
Vor Ort sind die Bilder und Zahlen viel dramatischer: Die Behörden in den USA bezifferten allein die Schäden, die „Harvey“ im Bundesstaat Texas verursachte, auf 125 Milliarden Dollar. Die drei Hurrikane „Harvey“, „Irma“ und „Maria“ haben nach dieser Statistik der Amerikaner zusammen 265 Milliarden Dollar vernichtet.
Die verheerenden Waldbrände in Kalifornien fraßen 18 Milliarden Dollar, dreimal mehr als die bis dato schwerste Brandserie. 2017 war das drittheißeste Jahr in den USA. In 48 Staaten (außer Alaska und Hawaii) erreichte die mittlere Jahrestemperatur 12,6 Grad Celsius. Das waren 2,6 Grad wärmer als im Durchschnitt des 20. Jahrhunderts. Arizona, Georgia, North Carolina, South Carolina und New Mexico hatten ihr wärmstes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1895.
Der Bankrott der Volksparteien
Was muss eigentlich passieren, damit sich der Wind in Berlin oder Washington dreht? Damit zukunftsfähige Politik überhaupt möglich wird? Ich befürchte: Zunächst brauchen wir den Bankrott der so genannten Volksparteien. Zwanzig Prozent für die SPD waren noch zu viel, das hat sich nun erwiesen. Die nächste Wahl wird vermutlich erst in fünf Jahren anberaumt. Fünf verlorene Jahre, den Klimawandel betreffend. Wieder wird das wichtigste Problem – wie viele andere Probleme auch – auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben.
Ist es wirklich so? Wir haben die Photovoltaik, wir haben Stromspeicher und LED, wir haben neue Technologien und Geschäftsmodelle für sauberen Strom – zunehmend sogar für saubere Autos. Wir brauchen sie nicht nur als Technologien, wir brauchen sie vor allem in den Köpfen der Menschen. Dort beginnt der echte Wandel, dem der politische Wandel nur hinterher zu hecheln vermag. Möglicherweise hat der Kampf gegen den Klimawandel viel mehr mit dem Einzelnen zu tun, als das Polittheater in Berlin.
Der Einzelne entscheidet, ob die unsägliche Debatte über die Kohle oder Atomstrom endlich ein Ende findet. Ob Klimaziele an sich überflüssig werden. Diese Abstimmung findet jederzeit statt: Heute, morgen, an 365 Tagen – auch im Jahr 2018. Jeder Mensch hat Chancen, die er nutzen kann. In der Welt des Wandels zu leben, heißt, sich zu entscheiden. Für die Sonnenenergie oder dagegen. Für den Zirkus unfruchtbarer Debatten oder für die konkrete Tat, für den eigenen Beitrag zur Energiewende.
In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern einen guten Start in die nächste Runde der Energiewende.