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“Ein langsam steigender Markt“

Bisher spielt die Rücknahme von Altmodulen im Markt kaum eine Rolle, weil die Rücklaufmengen noch sehr überschaubar sind. Wie bewerten Sie die Aussichten des Modulrecyclings?

Jan Patrick Schulz: Wir erwarten einen langsam steigenden, aber langfristig sehr interessanten Markt. Deshalb wollen wir unser System aufbauen, bevor die neuen gesetzlichen Regelungen ab 2014 gelten. Aus den Erfahrungen mit Verpackungsabfällen und Elektroschrott wissen wir: Je früher man in so einen Markt einsteigt, desto besser kann man ihn mitgestalten.

Welche Dienstleistungen bieten Sie der Solarbranche an? Wer sind Ihre Kunden?

Unser Angebot richtet sich an die Modulhersteller und an die Importeure, im Prinzip also an alle, die gemäß der aktuellen EU-Richtlinie die Solarmodule in Verkehr bringen. Ihnen garantieren wir die Sammlung und Verwertung der Altmodule, entsprechend den Vorschriften in den einzelnen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Bis 2014 muss die neue Vorschrift zum Elektroschrott in nationales Recht umgesetzt werden – auch in Deutschland. Auch wenn noch nicht alle Details der Rücknahme in Deutschland feststehen, können sich unsere Kunden auf unser europaweites Logistiknetz und unsere Erfahrungen im Recycling von Stoffströmen stützen.

Was genau bieten Sie an?

Wir bieten die Organisation, die Finanzierung und die Dokumentation zur Rücknahme von Photovoltaikmodulen sowie die Vermarktung von Wertstoffen aus einer Hand an. Wir schlagen die Brücke zwischen Modulhersteller und Verwerter. Seit 2006 sind wir schon in der Rücknahme von Elektroaltgeräten tätig, verfügen überall in Europa über zuverlässige Partner zur Sammlung und Verwertung von recycelbaren Wertstoffen. Insgesamt haben wir über 20.000 Kunden und eine Vielzahl von Partnern in der Logistik und Verwertung unter Vertrag – sowohl für Business-to-Business-Verwertung als auch für die kleinteilige Logistik im Business-to-Customer-Segment. Ein wichtiger Teil des Recyclingmarktes in der Photovoltaik werden auch die großen Solarfelder sein, die geordnet zurückgebaut werden müssen und größere Mengen an Altmodulen an einem bestimmten Standort in den Kreislauf bringen.

Wie lange dauert es, bis Sie für einen Kunden tätig werden können?

Dafür brauchen wir nur sehr wenig Vorlaufzeit. Wir rechnen damit, dass viele Modulhersteller das Thema Recycling noch nicht wirklich auf dem Schirm haben. Aber in der zweiten Jahreshälfte wird es akut, denn ab Februar muss die Richtlinie in nationales Recht umgesetzt sein. Wir haben schlanke Verträge vorbereitet, die unsere Garantien, Leistungen und Zertifikate genau beschreiben, bis hin zur Anmeldung der Liefermengen bei der Stiftung EAR und der Dokumentation. Dafür brauchen wir auch keinen Dritten, das erledigen wir alles im Auftrag unserer Kunden.

Welche technische Lösung favorisieren Sie für das Recycling der Module?

Wir selbst sind in diesem Teil der Wertschöpfungskette nicht tätig, das regeln wir über unsere Partner. Nehmen wir ein Beispiel: Wir bringen jährlich rund 200.000 Tonnen Altglas in die Verwertung, sammeln sie also ein und führen sie den Glashütten zu. Je nachdem welche Verwertungsquoten im neuen Gesetz stehen werden, wählen wir unsere Partner aus und qualifizieren sie. Aus den Erfahrungen mit Verpackungsabfällen wissen wir bereits, dass bei steigenden Stoffströmen auch in diesem Bereich technische Innovationen zu erwarten sind. Diese Entwicklung wollen wir aktiv fördern, indem wir beispielsweise gemeinsam mit den Modulherstellern die Spezifikationen für das Recycling erarbeiten.

Im Recycling brauchen Sie einen langen Atem. Wie wollen Sie das Interesse Ihrer Kunden an dem Thema wecken oder erhöhen?

Eine Besonderheit des Recyclingmarktes für Solarmodule liegt darin, dass die Rücklaufmengen in den kommenden Jahren exponentiell steigen werden. Wir wollen Überschüsse aus diesem Geschäft als Rückstellungen an die Kunden zurückgeben, in Form von Treuhandkonten. Damit sind unsere Kunden für die kommenden Jahre gerüstet, denn sie werden am Erfolg der Rücknahme und Verwertung direkt beteiligt.

Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.

:„Wir rechnen damit, dass viele Modulhersteller das Thema Recycling noch nicht wirklich auf dem Schirm haben. Aber in der zweiten Jahreshälfte wird es akut, denn ab Februar muss die Richtlinie der Europäischen Union in nationales Recht umgesetzt sein.“Jan Patrick Schulz

Jan Patrick Schulz

ist Vorstandsvorsitzender der Landbell AG aus Mainz. Das Unternehmen ist seit mehr als zehn Jahren im Recycling von Verpackungsmaterialien und Elektroaltgeräten erfolgreich. Aus diesen Erfahrungen heraus hat Landbell AG nun die Tochterfirma E-Bell-Recycling gegründet, um den Markt für ausrangierte Solarmodule zu entwickeln. https://landbell.de/

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