Das 11. Forum Solarpraxis ist am Morgen im Berliner Hilton-Hotel eröffnet worden. „Der Boom trifft uns alle“, sagte Solarpraxis-Gründer und Vorstandschef, Karl-Heinz Remmers. Er forderte die rund 800 Branchenvertreter auf, mehr Verantwortung zu übernehmen, die sich aus dem starken Zubau an Photovoltaik-Anlagen in den vergangenen Monaten ergibt.
Katharina Reiche, Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, betonte als erste Rednerin des Forum Solarpraxis, dass die Bundesregierung sich mit ihrem Energiekonzept auf dem Weg ins regenerative Zeitalter befinde. Es sei ein langfristig angelegtes Konzept, dass Ziele und Maßnahmen, aber auch die Finanzierung des Ausbaus erneuerbarer Energien formuliere. Mit Blick auf den Solarboom in Deutschland in diesem Jahr sagte Reiche, dass auch über die Kosten gesprochen werden müsse. Das Umweltministerium geht für 2010 von 8,5 Gigawatt neu installierter Photovoltaik-Leistung aus. „Der atmende Deckel wird damit weit überschritten“, sagte sie. Die Solarbranche habe bei den Verhandlungen diesen großen Ausbau auch nicht prognostiziert. Die gesamte EEG-Vergütungssumme werde sich auf 17 Milliarden Euro in diesem Jahr belaufen, allerdings habe es auch bei der Biomasse einen ganz enormen Zuwachs gegeben. Reiche betonte, dass es keinen Ausbau zum Nulltarif gebe, dennoch wies sie zugleich auf die Kosteneffizienz hin. Diese stehe für den Ausbau der erneuerbaren Energien im Vordergrund. Deshalb prüfe die Bundesregierung derzeit auch hinsichtlich der anstehenden EEG-Novelle zum 1.1.2012 eine optionale Marktprämie und die Stärkung der bedarfsgerechten Einspeisung, sagte Reiche.
BSW-Solar verabschiedet Roadmap
Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) hat auf seiner Mitgliederversammlung am Mittwoch eine „Roadmap Photovoltaik“ verabschiedet. Sie soll der Wegweiser für den weiteren Ausbau der Solarwirtschaft in Deutschland bis zum Jahr 2020 sein, sagte Günther Cramer, Präsident des BSW-Solar, auf der Eröffnungsveranstaltung des 11. Forum Solarpraxis. Am Mittag wird der Verband seine „Roadmap Photovoltaik“, die gemeinsam mit den Beratungsunternehmen Roland Berger und Prognos erarbeitet wurde, der Öffentlichkeit präsentieren.
Wichtigste Eckpunkte des Konzepts sind, dass die Preise für Photovoltaik-Anlagen in den kommenden zehn Jahren um 50 Prozent sinken müssen. Damit könnten in Deutschland auch große Photovoltaik-Anlagen ab 2017 rentabel betrieben werden. Außerdem sei es das Ziel der Solarbrache, bis 2020 zwischen 52 und 70 Gigawatt Photovoltaik-Leistung in Deutschland zu installieren. Der BSW-Solar geht in diesem Jahr von einem Zuwachs „unter acht Gigawatt“ aus, sagte Cramer. Die Zahlen zeigten, dass sich die Nachfrage im dritten Quartal abgeschwächt habe. Außerdem seien auch „keine Peaks“ bis zum Jahresende mehr zu erwarten. Im kommenden Jahr rechnet der Verband mit einem Zubau von fünf bis sechs Gigawatt neu installierter Photovoltaik-Leistung. Danach werde sich der Zubau in Bahnen zwischen drei und fünf Gigawatt jährlich bewegen, so Cramer weiter. Es sei davon auszugehen, dass die EEG-Umlage auch im Optimalfall von 70 Gigawatt Ausbau nur kurzfristig über vier Cent je Kilowattstunde steigen werde. Damit sei auch sichergestellt, dass die Kosten nicht zu hoch ausfielen und „für die Stromkunden zumutbar“ blieben.
Weitere wichtige Punkte der „Roadmap Photovoltaik“ seien ein Maßnahmenkatalog zur Netzintegration sowie die Aufforderung an die Unternehmen der Solarbranche mehr in Forschung und Entwicklung zu investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. In der „Roadmap Photovoltaik“ wird davon ausgegangen, dass die deutschen Firmen im Jahr 2020 einen Marktanteil von etwa zwölf Prozent haben werden bei einer jährlichen Produktionskapazität von 80 Gigawatt weltweit. Dazu sei es aber auch notwendig, dass die Politik entsprechende Rahmenbedingungen schaffe und den Unternehmen auch Zugang zu Finanzmitteln verschaffe, so Cramer weiter. Gleichzeitig sei es wichtig, auch die Energiekonzerne in den Wandel der Versorgung einzubinden. Es müssten neue Geschäftsmodelle für erneuerbare Energien gefunden werden, damit es nicht zu einem „Verdrängungswettbewerb“ komme. „Der Konflikt eskaliert derzeit“, sagte Cramer mit Blick auf die Aktionen der konventionellen Energiewirtschaft und ihrer Kampagnen. (Sandra Enkhardt)