Liebe Leserin, lieber Leser!
Die Diskussion um die Novelle des EEG geht in die heiße Phase. Am 5. Mai ist die letzte Expertenanhörung des Umweltausschusses des Bundestags. Mitte Juni tagt der Ausschuss dann noch zur Abschlussberatung, und danach geben die Mitglieder ihre Empfehlung ab. Diese Empfehlung hat dann großen Einfluss darauf, wie die Abgeordneten im Juli über die Novelle des EEG abstimmen. Vorher drehen natürlich sämtliche Lobbyisten und Interessensvertreter noch mal so richtig auf.
Und im Moment sieht es so aus, als sei manchen Politikern die im Kabinettsentwurf geplante stark erhöhte Degression für Strom aus Photovoltaik noch nicht hoch genug. Schon die über neun Prozent Degression für 2009 werden so manch einem Handwerker und Kleinunternehmer äußerst schwer zu schaffen machen, wenn nicht sogar sein Ende bedeuten. Eine noch höhere Degression beziehungsweise stärkere Absenkung der Einspeisevergütung wäre schlicht das Ende des PV-Marktes in Deutschland. Denn dann wäre die Nachfrage schlagartig weg. Davor warnt auch Bärbel Höhn in unserem Interview auf Seite 18. Höhn ist auch der Meinung, dass die Gewinne der Photovoltaikhersteller zeigen, dass das EEG funktioniert.
Obendrein reinvestieren diese Firmen ihre Gewinne und sorgen damit für Innovation, statt sie nur an die Aktionäre auszuschütten, wie es die Stromkonzerne machen. Im Übrigen würde eine stärkere Absenkung der Einspeisevergütung diese Global Player auch wenig treffen. Denn die verkaufen ihre Module inzwischen in alle Welt, vor allem in Länder, die vorher auch schon das EEG importiert haben und eine höhere Einspeisevergütung bei noch dazu höherer Sonneneinstrahlung bieten wie Spanien oder Frankreich. Damit stellt sich die Frage, ob die Modulpreise in Deutschland überhaupt runtergehen würden, wenn die Einspeisevergütung sinkt. Denn noch ist die Nachfrage viel höher als das Angebot an Modulen, und die Hersteller können sich aussuchen, an wen sie verkaufen wollen. Die Dummen im Falle der erhöhten Degression sind in jedem Fall die Handwerker und kleinen Betriebe, die ihre Dienstleistungen und Produkte nicht so einfach im Ausland anbieten können.
Das bisher sehr erfolgreiche EEG hat aber nicht nur zu einem gut funktionierenden Markt und einem immer höheren Anteil an Solarstrom geführt. Es hat Deutschland auch an die Weltspitze in PV-Forschung und -Herstellung katapultiert. So sieht es auch Eicke Weber, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE. Weber hat vorher 23 Jahre lang an der Universität von Kalifornien in Berkeley gelehrt und an Solarzellen geforscht und hat einen entsprechenden Überblick (Seite 30).
Die Damen und Herren der Regierungskoalition sollten also besser noch einmal in sich gehen und sich klarmachen, was auf dem Spiel steht, wenn sie die Axt an die Solarstromvergütung anlegen. Zumal es immer noch keine verlässlichen Zahlen über die jährlich neu installierten Photovoltaikanlagen gibt. Die Prognosen reichen von einem gigantischen Wachstum bis zur Stagnation des Marktes. Der Aachener Solarförder-Verein hat aufgrund von Zahlen der Netzbetreiber über die eingespeisten Strommengen sogar einen Rückgang der neu installierten Leistung errechnet (Seite 29).
Es wäre also besser, die Degression höchstens auf sechs bis sieben Prozent anzuheben, den Unternehmen ihre Gewinne und dem Handwerker sein Geschäft zu lassen und den Übergang in eine nachhaltige und sichere Energieversorgung nicht zu verzögern!
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Karsten Schäfer
Chefredakteur