Drei Messetage, drei Touren, mehr als 60 Teilnehmer – in der Mehrzahl Solarteure, Fachplaner und potenzielle Anwender. Sie erhofften sich geballtes Wissen aus erster Hand über innovative Stromspeicher für Gewerbe und Industrie. Ihre Erwartungen wurden fast durchweg übertroffen. So lobte ein Teilnehmer am Ende unserer Tour: „So viel solide Information in solch kurzer Zeit bekommt man sonst nie auf der Messe. Das ist einfach klasse.“
Erster Stopp bei Tesvolt
Unsere erste Tour führt uns vom Messestand der photovoltaik zu Tesvolt in Halle B1. Das Unternehmen hat sich auf Batteriespeicher für Gewerbebetriebe spezialisiert, auf der Basis von Lithium-Eisenphosphat. Wesentlicher Punkt ist ihre flexible Nutzbarkeit. So werden die Tesvolt-Speicher an alle erneuerbaren Energieerzeuger am Niederspannungsnetz angeschlossen: Sonnenkraft, Windkraft, Wasserkraft, Generatoren mit Biogas oder Dieselaggregate, die mit Solargeneratoren im Tandem laufen.
Unser Ansprechpartner am Stand ist Mathias Zdzieblowski. Er erläutert einen entscheidenden Vorteil der Tesvolt-Technologie: „Ab einer Kapazität von 30 Kilowattstunden sind nur wenige Speicher in der Lage, schnell große Energiemengen zur Verfügung zu stellen und gleichzeitig viele Ladezyklen zu garantieren“, sagt er. „Wir steuern jede einzelne Zelle individuell an und ermöglichen dadurch die optimale Be- und Entladung. Auf diese Weise verlängern wir die Lebensdauer der Speicher deutlich – selbst wenn regelmäßig hohe Ladeströme fließen.“
Die Batteriezellen der Tesvolt-Speicher sind in prismatischer Form angeordnet. Diese besondere Bauform und die chemische Zusammensetzung der Zellen sind verantwortlich für die hohe Ladegeschwindigkeit. Die Batterie wird in Kombination mit mehreren Batteriereglern von SMA (Sunny Island) betrieben. Je mehr Inselwechselrichter und je höher ihre Leistung, umso mehr Strom speichert und liefert das System in umso kürzerer Zeit. Die Speicher sind in sechs Größenklassen mit einer Kapazität zwischen zehn und 120 Kilowattstunden verfügbar. Sie erreichen laut Mathias Zdzieblowski bis zu 8.000 Vollladezyklen bei 70 Prozent Tiefenentladung (DoD). Der Hersteller gibt eine Leistungsgarantie von zehn Jahren.
E3/DC zeigt grünes Gewerbekraftwerk
Im Mittelpunkt am Messestand von E3/DC steht ein neues Konzept für Speicher, mit dem das Unternehmen die spezifischen Anforderungen von Gewerbebetrieben erfüllt. Zielgruppe für die Gewerbekraftwerke sind Kunden mit bis zu 50.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch. Möglich ist sowohl die DC-Kopplung mit dem E3/DC-Wechselrichter als auch die AC-Einbindung.
Auf Basis der von E3/DC entwickelten Trilink-Wechselrichter ist eine Batterieleistung von zwölf Kilowatt möglich – mit modular aufrüstbarer Speicherkonfiguration in zwei unabhängigen Batteriesträngen mit bis zu 100 Kilowattstunden. Da ist ordentlich Saft unterm Gehäuse. Das modulare Konzept erlaubt den Einsatz von Batterien mit 350 Volt und 800 Volt DC-Spannung, was sehr hohe Ladeleistungen erlaubt. Bei Bedarf wird eine dreiphasige Zwölf-Kilowatt-Ersatzstromversorgung mit einstellbarer Notstromreserve geliefert.
Das Konzept für das Gewerbekraftwerk basiert auf getrennten Einheiten der Leistungselektronik. Zusammen mit dem Energieportal von E3/DC unterstützt das System die Kappung von Lastspitzen (Peakshaving) oder die Integration von Bestandsanlagen.
Ads-Tec bietet 20 Kilowatt mit drei Phasen
Nächste Station auf unserer Tour ist Ads-Tec aus Nürtingen. Das Unternehmen stellt uns neue und größere Varianten der Storaxe-Speicher vor.
Das System SRS2028 ist mit einem dreiphasigen Umrichter mit 20 Kilowatt Leistung ausgestattet und bietet eine Nennkapazität von 28 Kilowattstunden. Der SRS2019, ebenfalls mit dreiphasigem Umrichter mit 20 Kilowatt Leistung, hält 18,6 Kilowattstunden bereit.
Wie schon der Vorgänger SRS2025 sind beide Speicher AC-gekoppelt, als kompakte Einheit mit integriertem Umrichter, Steuerung, Sicherheits- und Energiemanagementsystem samt Apps.
Auch sie bieten Notstrom und die Fähigkeit zum Schwarzstart für Insellösungen, können die Anschlussleistung begrenzen, den Eigenverbrauch optimieren und lassen sich im Netzparallelbetrieb betreiben. Vertriebsmann Rudolf Gerschek betont, dass alle Speicher von Ads-Tec aufgrund ihrer Qualität, Sicherheit und hohen Leistungsdichte für die professionelle Anwendung ausgelegt sind.
Außerdem präsentiert er nicht ohne Stolz das kompakte Batteriesystem Power Booster, eine Neuentwicklung der Schwaben. Damit greift Ads-Tec ein wichtiges Thema auf – den Einsatz von Schnellladestationen für E-Mobile als Leistungsverstärker im Verteilnetz. Der Power Booster liefert hohe Leistungen für das Fahrzeug, während mit niedriger Leistung am verfügbaren Netzanschlusspunkt die Energie nachgeladen wird. Das spart wertvolle Zeit und aufwendige Mittelspannungsanlagen, Baukostenzuschüsse oder teuren Netzausbau.
Fenecon rollt dezentrale Systeme aus
Wir gehen ein paar Schritte weiter zu Fenecon aus dem bayerischen Deggendorf, wo uns Christof Wiedmann erwartet. Das auf dezentrale Energiespeicher spezialisierte Unternehmen hat sein neuestes Produkt, den Speicher Pro 9-12, mitgebracht. Die Zahlen stehen für neun Kilowatt und zwölf Kilowattstunden. Mit diesen Leistungsdaten ist nach den Worten von Christof Wiedmann die anspruchsvolle private Nutzung, aber auch der Einsatz in Gewerbebetrieben möglich. Das System lässt sich sowohl im AC- als auch im DC-Betrieb fahren. Optional verfügbar sind Laderegler des Schweizer Wechselrichterherstellers Studer.
Die Speicher sind mittels App für den künftigen Regelenergiemarkt vorbereitet. Sie lassen sich bei niedrigen Strompreisen automatisch laden oder intelligent in Systeme zur Gebäudeautomatisierung einbinden.
Ebenfalls am Stand von Fenecon zu sehen ist die B-Box des chinesischen Herstellers BYD, mit dem Fenecon kooperiert. Das System ist von 2,5 bis 400 Kilowattstunden skalierbar und von SMA für den Anschluss am Netz oder netzfern, einphasig oder dreiphasig, freigegeben.
SMA bringt Station mit fünf Megawatt
Perfektes Timing: Thomas Thierschmidt, der SMA-Experte für Gewerbespeicher, steht schon bereit, als wir am Stand in Halle B3 eintreffen. Zentrales Thema auf dem SMA-Messestand ist die Senkung der Energiekosten – für private Anwender ebenso wie für die Nutzer gewerblicher Photovoltaiksysteme bis hin zu großen Solarparks. Neben intelligenten Lösungen für Stromspeicher und Energiemanagement präsentiert SMA zukunftsweisende Datenservices für die Energiebranche.
Im Mittelpunkt steht die neue Generation der Wechselrichterreihe Sunny Tripower, die speziell für gewerbliche Anwendungen und Eigenverbrauch optimiert wurde. Für Großanlagen, also für wirklich große Solarparks wie in den USA oder in Arabien, zeigt SMA eine schlüsselfertige Mittelspannungslösung mit fünf Megawatt Wechselrichterleistung für 1.500 Volt (DC) aus dem Modulfeld (Medium Voltage Power Station 5000SC-EV).
Stolz verweist Thomas Thierschmidt auf die geballte Kraft von zwei Wechselrichtern vom Typ Sunny Central 2500-EV mit Mittelspannungstransformator und Schaltanlage im schlüsselfertigen Container. Durch ihre hohe Leistungsdichte und Kompaktheit senkt das System die Kosten für Transport, Installation und Betrieb der Solarparks deutlich.
RWE zielt auf Kleingewerbe
Schwerpunkt bei RWE, unserer nächsten Station, ist der stationäre Energiespeicher von Mercedes-Benz. Die nutzbare Speicherkapazität des Lithium-Ionen-Akkus kann in sechs Schritten von 4,6 bis 18 Kilowattstunden ausgebaut werden und ist damit für kleinere Gewerbebetriebe durchaus interessant.
Die Einbautiefe beträgt nur 29 Zentimeter. Höhe, Breite und Gewicht hängen von der Anzahl der Speichermodule und der Montageart ab. Das kleinste Modell wiegt rund 35 Kilogramm, das größte stolze 266 Kilogramm. Gefertigt wird der Speicher im sächsischen Kamenz bei Deutsche Accumotive.
Als Wechselrichter kommen SMA-Geräte des Typs Sunny Island zum Einsatz. Die Preise beginnen bei rund 7.400 Euro netto für 4,6 Kilowattstunden. RWE Smart Home ist in diesem Preis enthalten.
Der Centurio von Energy Depot
Am Stand von Energy Depot steht Roland Burkhardt den Teilnehmern unserer Tour Rede und Antwort. Er macht uns mit den Speichersystemen seines Unternehmens vertraut. Dabei legt er Wert auf die Feststellung, dass „jedes Energiespeichersystem von Energy Depot eine perfekt aufeinander abgestimmte Kombination aus qualitativ sehr hochwertig entwickelten Einzelgeräten ist“. Dies sei ein entscheidender Vorteil für den Anwender. Denn damit könne er sich darauf verlassen, dass das Gesamtsystem immer zuverlässig arbeite.
Herz des größten Energiespeichers von Energy Depot, des Centurio, ist der Speicher Domus 3.6 – ein modulares System, das in acht Stufen von 3,6 auf 28,8 Kilowattstunden skalierbar ist. Damit lässt es sich individuell an den Bedarf anpassen – ob für das Einfamilienhaus, im landwirtschaftlichen Betrieb oder für gewerbliche und industrielle Anwendungen. Der dreiphasige Zehn-Kilowatt-Hybridwechselrichter hat das Batteriemanagementsystem integriert.
Energy Depot hat eine Batteriesteuerung entwickelt, die für den Einsatz mit Photovoltaiksystemen optimiert ist. „Das sorgt für eine längere Lebensdauer und überwacht jede einzelne Batteriezelle auf korrekte Funktion“, sagt Roland Burkhardt. „Falls Unregelmäßigkeiten in der Batteriezelle auftreten, wird der Energiespeicher in einen sicheren Modus versetzt.“
Siemens stabilisiert die Netze
Siemens ist ein traditioneller Zulieferer von Energiespeichern für Gewerbe, Industrie und Energieversorger. Am Stand in Halle B2 sehen wir Siestorage, ein modulares Speichersystem, das als Stromabnehmer ebenso wirken kann wie als Erzeuger.
Die Kombination stabilisiert das Stromnetz, das auf diese Weise mehr Strom aus erneuerbaren Quellen aufnehmen kann. Profitieren können davon aber auch Industriebetriebe. Denn mit Siestorage lassen sich Lastspitzen mildern oder ganz vermeiden – und das System unterstützt im Störfall die unabhängige Versorgung mit Speicherstrom.
Zukunftsweisend ist auch der Siemens Silyzer, ein Elektrolysesystem mit PEM-Technik (Proton Exchange Membrane). Es nutzt überschüssigen Strom aus Solarmodulen oder Windkraft, um Wasserstoff zu erzeugen. Das Brenngas lässt sich gut speichern und vielseitig einsetzen – zum Beispiel als Treibstoff für Fahrzeuge, in der Industrie oder als Energieträger in der Versorgung mit Strom oder Gas.
Caterva holt die Sonne ins Haus
Am Stand von Siemens ist das ausgegründete Unternehmen Caterva präsent, das in München die Caterva-Sonne zeigt. Der Solarstromspeicher für Privathaushalte bietet Eigenstrom und bezieht kostengünstigen Strom aus dem Netz. Ebenfalls zu sehen: das von Caterva entwickelte Energiemanagement für virtuelle Großspeicher.
Wir sind am Ende unserer Tour angelangt. Die Teilnehmer sind zufrieden, einige bedanken sich fast überschwänglich. „Eine so effiziente Art, sich zu informieren, habe ich bislang nicht erlebt“, erklärt ein Installateur. „Ich werde im nächsten Jahr ganz sicher wieder dabei sein.“