Was ist passiert? US-Präsident Donald Trump hat mit der Wimper gezuckt. Beinahe beiläufig stellte er Importzölle auf Solarzellen in Aussicht. Nun versuchen die Anbieter, loszuschlagen, was loszuschlagen ist. Denn in den USA lässt sich derzeit mit Solarmodulen mehr Geld verdienen als bei uns in Europa. Hier ist der Preiskampf erbarmungslos, sind die Preise – global gesehen – auf dem Tiefpunkt.
Mr Trump zuckt mit der Wimper
Schnell wird es mit den Zöllen auf die Zellen in den USA nicht gehen. Sollte im Herbst diese Entscheidung tatsächlich kommen, bricht dieser Markt für die meisten Exporteure weg. Jetzt Hals über Kopf Solarmodule aus Asien oder Europa zu dirigieren, um dort noch den schnellen Dollar zu machen, dürfte sich bitter rächen: Werden bereits zugesagte Lieferungen in Europa storniert, ist der unsichere Kantonist für die Zukunft gebrandmarkt. Wenn nicht sogar verbrannt, denn mit unzuverlässigen Lieferanten will hierzulande niemand mehr etwas zu tun haben.
Der Druck kommt jedoch auch aus China selbst. Dort scheinen die Zubauzahlen alle staatlichen Pläne zu sprengen, der Modulhunger im Reich der Mitte ist gewaltig. Allerdings verdienen die chinesischen Anbieter in ihrem Heimatmarkt kaum etwas, kaum die Hälfte der Marge wie in den Staaten. Was wiederum den Druck erhöht, mehr Cash in den USA zu machen. Dort sind die Modulpreise global am höchsten, bieten somit die besten Gewinne.
Krise bei Solarworld kommt hinzu
In Europa und den USA wirkt sich freilich zudem die Krise bei Solarworld aus. Zwar kämpft das Unternehmen weiterhin um Investoren, hat nach eigenen Angaben auch neue Aufträge eingesammelt. Doch bis Klarheit über die Zukunft herrscht, spielt dieser – einstmals große – Lieferant kaum eine Rolle. Andere Modulhersteller stoßen in die Bresche, liefern den Installateuren und Großhändlern die begehrte Ware.
Kippt der Solarmarkt wieder in einen Verteilermarkt? Für die Branche wäre das nicht gut, denn gerade die sinkenden Preise haben den Zubau belebt, tragen die solare Energiewende nun ins Gewerbe und die Industrie. Deshalb sind die Installateure gut beraten, ihre Lieferanten zu überprüfen. Jetzt ist die Zeit gekommen, mit zuverlässigen Modulherstellern zu kooperieren. Viele Anbieter haben die Insolvenz bereits hinter sich, haben sich neu aufgestellt und sind nun – das ist das wichtigste – auch kurzfristig lieferfähig. Oder sie haben ihre Produktionskapazitäten erweitert, wie LG Electronics in Gumi oder Sharp in Japan.
Die Märkte brummen wieder
Die Aufregung wird uns über den Sommer beschäftigen. Im Herbst sehen wir klarer, was die USA betrifft. Bis dahin werden zudem neue Kapazitäten im Markt erscheinen, die nach der Überproduktionskrise stillgelegt wurden. Das betrifft vor allem die monokristallinen Hochleistungszellen, die langsam knapp werden.
Das betrifft auch die Anbieter von Wechselrichtern, die mit dem starken Zubau nicht gerechnet hatten. Sie müssen nachziehen, dafür braucht man elektronische Bauteile mit entsprechendem Planungsvorlauf. Global ziehen die Märkte an, spürbar. Jetzt stellt sich die Branche auf eine höhere Dynamik im Markt ein. Eigentlich ist das eine erfreuliche Nachricht: Die Märkte brummen wieder.