Die Europäische Kommission hält an der bisherigen Datenbasis für die Berechnung der Mindestimportpreise für chinesische Solarmodule fest. Derweil fordert die britische Regierung die Aussetzung der Handelsbarrieren – zumindest bis zum Ende der Untersuchungen durch die Brüsseler Beamten.
Die Europäische Kommission wird auch weiterhin am Preisindex von Bloomberg New Energy Finance (BNEF) als Basis für Höhe der Handelshürde für chinesische Module und Solarzellen festhalten. Das hat die Kommission in Brüssel entschieden.
Der Preisindex der amerikanischen Marktforscher wurde bisher als Grundlage für die Festlegung der Höhe der Antidumpingzölle auf chinesische Zell- und Modulimporte genommen. Diese sollten alle drei Monate anhand der von BNEF erhobenen Daten neu überprüft werden. Ende Januar des vergangenen Jahres hat die europäische Herstellervereinigung EU Pro Sun eine Interimsuntersuchung beantragt. Sie wollte erreichen, dass die Weltmarktpreise für chinesische Module nicht mit in die Festlegung der Höhe der Mindestimportpreise eingehen. EU Pro Sun begründet den Vorstoß damit, dass im Laufe der Zeit immer mehr Daten chinesischer Hersteller in den weltweiten Durchschnittspreis eingehen und dadurch das Preisniveau nach unten gedrückt wird. Dadurch werden auch die Mindestimportpreise für chinesische Modulimporte nach unten verfälscht. Zudem seien die Preise der nicht-chinesischen Module weltweit in etwa auf dem gleichen Niveau geblieben, während die Preise der chinesischen Ware weiter gesunken sei.
Chinesische Unternehmen liefern mehr Daten
In der daraufhin eingeleiteten Untersuchung kommen Brüsseler Beamten zu dem Ergebnis, dass tatsächlich sich die Zahl der chinesischen Hersteller, die ihre Daten an BNEF melden, in den Jahren 2013 und 2014 mit 20 Unternehmen mehr als verdoppelt hat. Im Gegensatz dazu ist die Zahl der nicht-chinesischen Unternehmen im gleichen Zeitraum um 100 Teilnehmer gefallen. Das ist nahezu eine Halbierung der Hersteller außerhalb Chinas, die ihre Preise an Bloomberg melden. Für die amerikanischen Analysten ist das aber kein Problem. Zum einen sieben sie ohnehin statistische Ausreißer aus. Zum anderen seien die chinesischen Unternehmen gemäß ihres Anteils am Weltmarkt jetzt besser in der Datenerhebung repräsentiert als vorher. Die Marktbeobachter von BNEF gehen davon aus, dass 2014 immerhin 78 Prozent der weltweiten Produktion auf Solarzellen und Photovotaikmodule aus China entfallen.
Mit Blick auf den zweiten Untersuchungspunkt stellen die Beamten in Brüssel ganz klar fest, dass sich die Preise der nicht-chinesischen Module und die der Konkurrenz aus dem Reich der Mitte über die Zeit in etwa gleich entwickelt haben. Auch wenn die chinesische Ware über den gesamten Zeitraum billiger war als die Module aus anderen Ländern, so ist doch keine Preisstabilität bei den Paneelen aus den Ländern außerhalb Chinas vorhanden.
Vorstoß aus London
Als Fazit kommt die Europäische Kommission zur Entscheidung, auch weiterhin die Mindestimportpreise für chinesische Module auf Basis der Durchschnittswerte von BNEF festzulegen. Die Mindestimportpreise ohne die chinesischen Module festzulegen, lehnt die Europäische Kommission ab. Damit fängt für die Zollbefürworter das neue Jahr eher desaströs an, nachdem bereits die britische Energieministerin Andrea Leadsom und ihre zuständige Staatssekretärin Amber Rudd bereits die Kommission aufgefordert haben, die Mindestimportpreise für chinesische Solarmodule umgehend auszusetzen – zumindest so lange die Untersuchung läuft. „Eine ähnliche Initiative seitens der deutschen Bundesregierung wünschen wir uns sehr“, erklärt Holger Krawinkel, Sprecher von Solar Alliance for Europe (SAFE), der Vereinigung der Zollgegner in Europa. Bei EU Pro Sun hingegen kritisiert man den Vorstoß aus dem Vereinigten Königreich.
Rahmenbedingungen beeinflussen den Markt
Die Untersuchung offenbare hingegen laut Krawinkel die Wirkung der Mindestpreise und Zölle auf die Verkaufspreise von Modulen. „Denn die Durchschnittswerte lagen Anfang 2013 und Ende 2014 fast auf dem gleichen Niveau, trotz der im gleichen Zeitraum erzielten hohen Kostensenkungen in der Fertigung“, rechnet Holger Krawinkel vor. „Mindestpreise und Zölle müssen endlich wegfallen, damit wir wieder zu einer realistischen Preisbildung kommen“, fordert er als Konsequenz.
Allerdings können die Handelsbarrieren nicht als alleiniger Grund für den schwachen Zubau in Europa herhalten. Denn auch die Amerikaner haben ihre Handelsschranken gegenüber chinesischen Modulen aufgebaut und trotzdem brummt der Markt in den USA. Der Zubau liegt nicht allein daran, ob die Anlagen billiger sind oder nicht, sondern an den Rahmenbedingungen. Während in den USA jüngst die Steuervorteile beim Bau einer Solaranlage um drei Jahre verlängert wurde, legen die europäischen Regierungen der Solarenergie allgemein immer mehr Steine in den Weg, nicht nur den chinesischen Modulbauern. Die Verunsicherung der Kunden in den europäischen Schlüsselmärkten ist inzwischen riesig. Auf der anderen Seite gehen die Preise für die Module in den USA weniger in die Gesamtkosten für die Anlage ein als in Europa. Eine alleinige Ursache für einen schwächelnden Markt gibt es nicht. In Europa kommen viele Faktoren zusammen, die der Branche nicht gut tun. (Sven Ullrich)