Die Enttäuschung ist groß in den Branchen der erneuerbaren Energien. Verständlicherweise, aber die politische Entwicklung ist beileibe keine Überraschung. Die Sozialdemokratie kann nur Kohle und Dreck, sie wird damit untergehen. Die Christdemokraten waschen ihre Hände in Unschuld – Gabriel ist ja verantwortlich. Doch bald tritt Frau Merkel ab und wird ein ordentliches, schwarzes Loch hinterlassen, um Steven Hawking zu bemühen. Und die Grünen zeigen nur, wie zahnlos und konzeptlos sie geworden sind. Blutarm und unfähig, selbstbewusst aus dem Schatten der Sozis zu treten.
Wird der Eigenverbrauch von Sonnenstrom tatsächlich mit der EEG-Umlage abgestraft, sollte die Photovoltaikbranche alle Register ziehen. Ziviler Ungehorsam und Witz sind wirksame Waffen. Warum nicht die großen Dächer von Mietskasernen mit Solarparzellen belegen. Jeder Mieter bekommt seine eigene Parzelle, knapp unter zehn Kilowatt. Wo es geht, sollte die Photovoltaikanlage nicht mehr ans Netz gehen. Netzparallele Anlagen brauchen keinen Gewerbeschein (er ist an den Netzanschluss gekoppelt), sie zahlen auch keine Mehrwertsteuer auf den Strom (denn sie können keine Handelsware einspeisen). Auch kann niemand nachprüfen, wie viel Eigenverbrauch abgenommen wird. Wie will der Energieversorger die EEG-Umlage geltend machen, wenn er keinen Einspeisevertrag oder Netzanschlussvertrag mit dem Solarkunden hat?
Her mit der GSG-9 (Gesetzliche Solargreifer)! Her mit der Strompolizei und dem behördlichen Unsinn, den das neue EEG produziert. Die Zeit der Guerrilla-Photovoltaik liegt vor uns. Jetzt heißt es, die alten Büchlein vom Ché Guevara und von Ho Chi Minh wieder auszupacken. Die Grünen als Partei versagen, aber die grüne Bewegung kann sich jetzt zu neuer Kraft aufschwingen. Das ist eine enorme Chance, weil sie in der Gesellschaft viel besser verankert ist, als es eine Partei jemals sein kann. Zu den ökonomischen und ökologischen Verkaufsargumenten der Photovoltaik gesellt sich nun dieses: Mensch, Kumpel oder Kunde, wollen wir denen da oben mal eins auswischen?! Ich hab da ‘ne feine Solaranlage, die eine Menge Probleme für dich löst. Und ganz nebenbei kannst du die Obrigkeit ärgern, bis sie schwarz wird. Was sie im Grunde genommen schon ist.
Die Photovoltaikbranche hat Grund, selbstbewusst zu sein. An dieser Stelle stimmen wir mit Professor Quaschning überein, der mehr als eine Million Verbündete ausgemacht hat. Das sind die Betreiber der in Deutschland installierten Solargeneratoren, die meisten davon Leute wie Du und ich. Und Holger Krawinkel, der Energieexperte des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, sieht die Wirtschaft zunehmend als Motor der Energiewende. Es ist ein ökonomisches Prinzip des Kapitalismus, dass die Unternehmen viel Kreativität aufbringen, um ihre Kosten für Energie, Rohstoffe und Arbeitskraft zu senken. Wer sich wirklich unabhängig von den steigenden Stromkosten machen will – und das betrifft vor allem kleine und mittelständische Unternehmen -, der wird in Photovoltaik investieren. Fünf oder sechs Cent entscheiden nicht über den Erfolg der solaren Zeitenwende, auch nicht im kostenbewussten Deutschland.
Es wird ein hartes Jahr, aber diese Branche wird gestärkt aus den politischen Debatten hervorgehen. Technische und kaufmännische Innovationen sind nicht aufzuhalten. Und jedes Cent, um das die Systemkosten sinken, bedeutet ein Gigawatt. Auf geht´s! Jetzt erst recht!