Aus der Sicht der Photovoltaikbranche ist und bleibt Griechenland ein attraktives Land. Stetig werden dort neue Anlagen ans Netz gebracht. So meldete jüngst das Unternehmen Ellaktor stolz den Netzanschluss seiner Zehn-Megawatt-Photovoltaikanlagen in Polydamanta. Kurze Zeit später zog Public Power Corporation, der Netzanbieter des Landes, nach und verkündete die Inbetriebnahme einer 50-Megawatt-Anlage in Megalopolis und eines 200-Megawatt-Solarparks in Kozani. Stelios Psomas, der politische Berater des griechischen Photovoltaikverbandes Helapco, zeigt sich zufrieden mit der Entwicklung. „Noch Mitte letzten Jahres vertrat ich die Ansicht, dass 2010 in Griechenland Anlagen mit einer Gesamtleistung von höchstens 100 Megawatt neu installiert werden. Am Ende waren es 150 Megawatt.“ Für 2011 schätzter die Leistung der Neuinstallationen auf 300 Megawatt. Aber er berichtet auch von Grenzen, an die diese Entwicklung stößt. „Die Zahl der Anträge zum Netzanschluss der Anlagen übersteigt die Kapazitäten der verantwortlichen Behörde. Hier kommt es im Moment zu einem Stau.“ Dennoch sei er zuversichtlich, weil mittlerweile Teile des umständlichen Antragsverfahrens weggefallen seien.
Ein enormer Schub
Nicht zuletzt das neueste Gesetz mit der Nummer 3851/2010 beflügelt seinen Optimismus. Es trage maßgeblich zur einfacheren Umsetzung von Solarprojekten bei, so Psomas. „Es ist seit Juni 2010 in Kraft und hat dem Markt und der Branche einen enormen Schub verpasst.“ Psomas hebt einige Aspekte hervor: „So brauchen jetzt Anlagen mit einerLeistung bis zu einem Megawatt keine Produktionslizenz mehr. Damit fallen auch die Installationserlaubnis und die Betreibergenehmigung weg.“ Es muss nur noch ein Antrag auf Netzanschluss gestellt werden. Das sei ein Meilenstein, kommentiert Gregory Pozidis, Geschäftsführer des Installateursbetriebes Data Energy. „Denn die meisten Installationen im Land haben eine Leistung bis ein Megawatt. Das neue Gesetz bedeutet, dass die Betreiber solcher Anlagen keine Anträge auf Lizenzen bei der Regulierungsbehörde für Energie, der RAE, stellen müssen.“ Pozidis könne sich noch genau an die Zeit zu Beginn des Jahres 2009 erinnern. Damals lagen der RAE Anträge für Anlagen mit einer Gesamtleistung von 3,7 Gigawatt vor und warteten auf ihre Genehmigung. Bis zu zwei oder drei Jahre hätten Anträge indiesem Flaschenhals festgesteckt, was so manchem Investor den Rücken gebrochen habe. Ebenfalls langwierig und kompliziert sei der Antrag auf eine Bestätigung der Umweltverträglichkeit einer Anlage gewesen. „Für Anlagen bis zu 500 Kilowatt ist jetzt nur noch eine Ausnahme von dieser Bestätigung notwendig, die man einfach beantragt und nach 20 Tagen in der Tasche haben sollte“, so Psomas. Anlagen, die größer als 500 Kilowatt sind, müssen diese Bestätigung noch vorlegen, es sei denn, sie sollen in Industriegebieten installiert werden. Aufdachanlagen benötigen keine solche Bestätigung. Des Weiteren hebt das Gesetz 3851/2010 die Obergrenze der Gesamtleistung für Photovoltaikanlagen auf 2,2 Gigawatt bis 2020 an und beschränkt die Bearbeitungszeit eines Antrags auf Produktionslizenz auf zwei Monate.
Interesse geweckt
Die verbesserten Bedingungen auf dem griechischen Photovoltaikmarkt sind nicht unbemerkt geblieben und locken neue Player an. Wie zum Beispiel den französischen Modulhersteller Tenesol. „Wir wollen in naher Zukunft hier in Griechenland eine Tochterfirma gründen“, sagt Engin Yaman, Geschäftsführer der deutschen Tochtergesellschaft des französischen Modulproduzenten. „Der Abbau der bürokratischen Hürden hat Griechenland zu einem attraktiven Markt gemacht.“ Höchstwahrscheinlich werde Tenesol seine Tochter in Athen ansiedeln, wo die Infrastruktur gut sei. „Sicher ist das aber noch nicht. Ein weiterer Punkt, der für Griechenland spricht, ist die Tatsache, dass dort seit Juni letzten Jahres auch Anlagen mit einer Leistung bis zehn Kilowatt mit einem attraktiven Fördertarif unterstützt werden.Und im Bereich private Aufdachanlagen kennen wir uns dank unserer langjährigen Erfahrungen in Frankreich sehr gut aus“, so Yaman.
Der griechische Markt zeichne sich durch eine starke Dynamik aus und habe sich in den letzten Jahren verändert, beobachtet Gregory Pozidis. „Unternehmen, die noch vor zwei Jahren auf dem Markt aktiv waren, sind einfach verschwunden. Viele davon waren griechische Firmen. Und diese sind jetzt durch neue griechische Unternehmen ersetzt worden, von denen noch niemand jemals etwas gehört hat“, so der Kenner des Marktes. Unter anderem sei das zeitraubende Antragsverfahren bei der RAE dafür verantwortlich gewesen. „Viele sind deswegen pleite gegangen. Aber jetzt ist Solar sexy, und plötzlich wollen alle mitmischen, weil sie jetzt, da der Markt funktioniert, schnelles Geld verdienen wollen. So kommt es, dass Leute, die vorher vielleicht als Klempner gearbeitet haben, plötzlich Photovoltaikunternehmen gründen.“ Das bringe Probleme mit sich, weil diese Leute keine Ahnung haben. Dies sei auch der Hauptgrund, warum Banken vorsichtig mit Krediten sind. „Sie haben grundsätzlich keine Probleme damit, Kredite für Solarprojekte zu vergeben. Aber da ihnen die Entwicklung nicht entgangen ist, verlangen sie Beweise, dass ein Antragsteller Erfahrung mit Solar hat.“ Bereits realisierte Projekte seien dafür am besten geeignet. Grundsätzlich jedoch seien Banken in Griechenland durchaus gewillt, Solarprojekte zu finanzieren. Jonathan Pina, Commercial Director des spanischen Komponentenanbieters PLP Solar, hat sogar gehört, dass „die Photovoltaikbranche derzeit die einzige Branche ist, für die griechische Banken gewillt sind, Kredite zu vergeben.“ Der Boom des griechischen Marktes zeigt natürlich seine Auswirkungen. „Er ist so weit gereift, dass er sich auch zu einem Markt für Projekte mit mehreren Megawatt entwickelt hat“, berichtet Stelios Psomas. Bisher wurden in Griechenland hauptsächlich Anlagen mit einer Leistung bis zu 1.000 Kilowatt installiert. „Das ist auch immer noch so, aber die Zahl der großen Projekte mit mehreren Megawatt nimmt zu.“ So habe der EPC-Contractor Biosar gerade ein Drei-Megawatt-Projekt abgeschlossen und stehe kurz davor, die Arbeit an einemFünf-Megawatt-Park zu beenden. „Biosar hat sich zum größten EPC-Contractor Griechenlands gemausert“, so Psomas. Und vor kurzem habe das Unternehmen von der Piraeus Bank einen Kredit für die Umsetzung eines Zehn-Megawatt-Projekts erhalten. „Wir glauben an Green Business und haben daher spezielle Produkte entwickelt, die für unsere Kunden eine gute Gelegenheit darstellen und sie motivieren sollen“, sagt Elena Primikiri, Deputy Director der zuständigen Abteilung der Piraeus Bank. Kyriakos Agiannidis, Commercial Director des EPC-Contractors Positive Energy, kann diesen Trend bestätigen. „Wir realisieren gerade eine Fünf-Megawatt-Anlage in der Präfektur Drama, dabei handelt es sich um eines von mehreren Projekten von uns mit einer Leistung von mehreren Megawatt.“
Mehr Anlagen auf Privatdächern
Auch im Bereich private Aufdachanlagen schreitet die Entwicklung voran. Nachdem die Förderung für Anlagen mit einer Leistung bis zehn Kilowatt Mitte des letzten Jahres beschlossen worden war, tat sich in diesem Bereich erst einmal wenig. „Die Leute waren durch die Finanz- und Wirtschaftskrise verunsichert. Außerdem wollten sie nicht zur örtlichen Planungsbehörde, um ihre Anlage genehmigen zu lassen”, weiß Alexander Zachariou, Commercial Manager des griechischen Dünnschichtherstellers Heliosphera. Die Genehmigung durch die Behörde habe viele abgeschreckt, weil sie sich nicht ausspionieren lassen wollten. Die Regierung habe diese mittlerweile abgeschafft. „Und damit ging es los. Bisher wurden 260 Anlagen mit je sechs bis acht Kilowatt installiert und 1.600 sind inzwischen beantragt“, so Zachariou.
Die Entwicklung im Bereich der privaten Aufdachanlagen ist ein Sinnbild für den griechischen Markt insgesamt. Nach einem schleppenden Start und einigen Verzögerungen nimmt er endlich an Fahrt auf: „Unser Markt wächst langsam, aber stetig, und das ist gut so. Auf das Schicksal Spaniens können wir nämlich verzichten“, so Agiannidis. Damit etabliert sich der hellenische Photovoltaikmarkt unter den wichtigsten Märkten der internationalen Solarbranche. Und auch den nächsten Trend hat Stelios Psomas schon ausgemacht: „Es gibt einen Schub im Bereich Aufdachanlagen auf industriellen Dächern.“