Krise, von wegen Krise! Mit einem Knopfdruck und lautem Donnern senken sich gleichzeitig eine lange Reihe von Vorhängen seitlich der Rednerbühne. Blick frei, heißt es nun auf die noch leere, 24.000 Quadratmeter große Halle des neuen Servicezentrums der SMA Solar Technology AG in Niestetal bei Kassel. Das gewaltige Echo von Trommelklängen unterstreicht die Dimension des Neubaus, der mit seinem architektonisch ansprechenden Design in Holzrahmenbauweise sowie seiner ein Megawatt starken Photovoltaik-Dachanlage einen Blickfang im neuen Gewerbegebiet Sandershäuser Berg bildet. Dort wird ab dem Jahr 2012 der weltweite Service des Wechselrichterherstellers gebündelt. Viele, die in der Branche Rang und Namen haben, kamen Mitte September zur Einweihung dieses – laut Unternehmensangaben – weltweit größten Servicezentrums für Wechselrichter. Ein weiterer Anlass wardas 30-jährige Bestehen von SMA. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) unterstrich die „Erfolgsgeschichte von SMA“ bei der Entwicklung und Vermarktung von „zukunftsfähigen Produkten made in Germany“ und bei der Schaffung von Arbeitsplätzen sowie SMAs „Vorreiterfunktion bei der Energiewende“. Es sei faszinierend, wie „Visionen wirklich geworden sind“ und sich das Unternehmen seit der Gründung 1981 vom kleinen Ingenieurbüro für Regelsysteme zum weltweiten Markt- und Technologieführer für Solarwechselrichter entwickelt habe, sagte Röttgen.
Vorstandssprecher Pierre-Pascal Urbon kündigte an, die Internationalisierung des Geschäfts weiter voranzutreiben. Bereits jetzt ist SMA in 19 Ländern auf vier Kontinenten vertreten. „Doch wir werden keine Arbeitsplätze in Billiglohnländer verlagern“, betonte Urbon. Bis 2013 wolle man bis zu 400 MillionenEuro in den Standort in Niestetal investieren. In dem neuen Servicezentrum sollen ab dem kommenden Frühjahr „zunächst 400 und später rund 700 Mitarbeiter“ Wechselrichter aus der ganzen Welt reparieren und warten. SMA produziert in Niestetal und Kassel und hat dort inklusive Zeitarbeitern gut 6.000 Mitarbeiter beschäftigt. Dazu kommen zusätzliche Arbeitsplätze bei Zulieferern, Installateuren und der Forschung. SMA-Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender Günther Cramer verwies darauf, dass mittlerweile in der Region Nordhessen „mindestens 13.000 Arbeitsplätze in der Photovoltaikbranche“ entstanden seien. Laut Urbon rechnet SMA in diesem Jahr damit, über 50 Prozent seines Umsatzes im Ausland zu machen. Für Deutschland prognostizierte Urbon in seiner Festrede „ein Anziehen der Nachfrage und einen Zubau wie im vergangenen Jahr“.
Prognose angepasst
Bereits ein paar Tage später erhielt diese Vorhersage aber einen Dämpfer: Aufgrund der schwachen Nachfrage korrigiere der Vorstand die Umsatz- und Ergebnisprognose für das Jahr 2011 nach unten, teilte SMA am 19. September mit. „Anders als vom Vorstand erwartet, kann SMA im volumenstarken Handelsgeschäft mit Solarwechselrichtern für Aufdachanlagen nur eine geringe Nachfragebelebung feststellen“, heißt es. Das sich positiv entwickelnde Geschäft mit Zentralwechselrichtern für solare Großkraftwerke könne die schwache Auftragslage im Handelsgeschäft nicht vollständig kompensieren. Entsprechend wurde die Umsatzprognose für dieses Jahr um 200 Millionen Euro gesenkt, von 1,5 bis 1,9 Milliarden Euro wie im Jahr 2010 auf nunmehr 1,5 bis 1,7 Milliarden Euro. Beim operativen Ergebnis (EBIT) rechnet SMA für dieses Jahr mit 220 bis 300 Millionen Euro statt wie geplant mit 315 bis 475 Millionen Euro (2010: 516 Millionen Euro). „Mit Blick auf die aktuelle Auftragslage und die erfahrungsgemäß schwache Nachfrage während der Wintermonate wird SMA den Einsatz von rund 1.000 der derzeit beschäftigten Zeitarbeitnehmer bis zum Jahresende stufenweise beenden“, heißt es in der Pressemitteilung vom 19. September. So schnell können also nach einem sonnigen Festakt Wolken am Himmel auftauchen. Rauere Zeiten auch für Weltmarktführer!