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Koalitionsverhandlungen: Schluss für dezentral und erneuerbar?

© Naturstrom AG
Das beginnt mit dem Ende für neue Biogasanlagen, geht über die vorgesehenen, den Bürger unnötig zur Kasse bittenden Kapazitätsmärkte, Quotenmodelle und Ausschreibungen und endet mit einer verpflichtenden Direktvermarktung über die bisher energiewirtschaftlich erfolglose Marktprämie. Alles Mittel, die den Energiekonzernen den Weg ebnen und den kleinen Gemeinde- und Stadtwerken, vor allem aber den unzähligen Bürger-Energiegesellschaften im Lande das Leben schwer wenn nicht sogar unmöglich machen. Dem Beobachter drängt sich der Eindruck auf: Da soll Schluss gemacht werden mit den viel zu erfolgreich werdenden dezentralen und bürgernahen Ansätzen und mit den erfolgreichen Konzepten, die mittelfristig die Ablösung der fossilen und nuklearen Brennstoffe durch die Erneuerbaren ermöglichen.
Denn beschlossen wurde auch die Abschaffung der Direktvermarktung von Strom aus EEG-Anlagen an Endkunden. Diese erfolgt bisher über das sogenannte „Grünstrom-Privileg“, erfolgreich von mehreren Energieanbietern in Deutschland betrieben, darunter auch der Naturstrom AG. Wind und Sonne sind nun mal unstetig – um sie gut nutzen zu können muss man spezielle Methoden entwickeln. Was – entgegen aller Unkenrufe der konventionellen Energiewirtschaft und einiger Politiker – bewiesen wurde! Etwa 6 Terrawattstunden werden jährlich über diesen Weg vermarktet, ohne dass die Kosten der regenerativen Erzeugung über das EEG auf die Allgemeinheit überwälzt werden.
Ein verpflichtendes Marktprämienmodell bietet dagegen kaum Anreize zu einem Abgleich von Angebot und Nachfrage. Der Strom wird über den Spotmarkt verramscht, sorgt also für weiter sinkende Börsenpreise und eine entsprechend steigende EEG-Umlage. Vor allem: Da der Strom nicht als Ökostrom an Endkunden geliefert werden kann, entfällt der Anreiz für Stromhändler, Wind- oder Sonnenstrom zusammen mit regelbarer Wasserkraft oder Biomasse und zukünftig unter Nutzung von Speichern zu energiewirtschaftlich fortschrittlichen Stromprodukten zu kombinieren.
Der Weg zu mehr Systemintegration führt nicht über die verpflichtende Marktprämie. Er führt über Instrumente, die eine direkte Belieferung von Endkunden ermöglichen. Es geht um das Zusammenspiel von Kraftwerksbetreibern, Händlern und sich anpassenden Kunden. Und das kann man vor Ort besser erreichen als zentral. Steuerung zuerst vor Ort, dann regional und erst dann bundesweit, das ist der Weg, und dafür wird eine wirkliche Direktvermarkung dringendst benötigt.

Zur Person: Dr. Thomas E. Banning steht seit 2002 an der Spitze der Naturstrom AG – zunächst als alleiniger Vorstand, seit 2011 als Vorsitzender des zweiköpfigen Vorstandsteams. Der promovierte Betriebswirt war zuvor seit 1988 in leitenden Positionen in der Verkehrstechniksparte der Siemens AG tätig. Nach einer Station als Geschäftsführer des traditionsreichen Uhrenherstellers Junghans und Beratungsmandaten gründete er 1999 die eco eco AG, die Consulting, Business Services und Venture Capital für nachhaltig orientierte Unternehmen anbietet. In diesem Zuge kam Dr. Banning mit der Naturstrom AG in Kontakt. 1999 wurde er zunächst in den Aufsichtsrat berufen, dessen Vorsitz er ein Jahr später übernahm und 2002 zugunsten des Vorstandspostens abgab.

Dr. Thomas E. Banning