Ein wolkenloser, sonniger Tag in Düsseldorf und Umgebung, das ist etwas Besonderes in dieser Jahreszeit. Es ist Mitte November. Zwei Termine stehen bei Andrea Klimek an diesem Tag auf dem Programm. Zwei Baustellen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: der Neubau eines Autohauses und eine stillgelegte Deponie, an beiden Orten entstehen Photovoltaikanlagen.
Klimek ist Geschäftsführerin der Rheinland Solar GmbH & Co. KG. Eine Frau als Geschäftsführerin in diesem Metier, auch das ist etwas Besonderes. Beim ersten Handschlag wirkt sie leicht reserviert, doch schon bald kommen beim Kennenlernen zwei andere sympathische Züge zum Vorschein: ein großes, freundliches Lachen, in dem viel Wärme liegt, und die Bereitschaft, ihren Gesprächspartnern aufmerksam zuzuhören.
Seit zehn Jahren managt Andrea Klimek das Unternehmen. Sie kann auf viele erfolgreiche Projekte und ein kontinuierliches Auftragsvolumen verweisen. Zur Photovoltaik kam sie als Quereinsteigerin, wie so viele Menschen der Branche. Als Aktivistin in der Anti-AKW-Bewegung lag es für sie nahe, auch an Alternativen zum Atomstrom zu arbeiten.
Zufriedene Kunden
„Als wir die ersten Photovoltaikanlagen installierten, konnten wir uns gar nicht vorstellen, welch ernsthaften Beitrag zur Energiewende wir einmal leisten würden. Da wurde ein großer Schritt gemacht, wenn man betrachtet, was die Erneuerbaren zur Stromproduktion in Deutschland beitragen und zu welch günstigen Preisen Solaranlagen weltweit gebaut werden können.“ In diesem Resümee von Andrea Klimek schwingt Stolz auf das Erreichte mit. Seit sechs Jahren hat sie mit Oliver Loritz einen Geschäftsführerkollegen an ihrer Seite.
Gemeinsam haben die beiden Rheinland Solar zu dem gemacht, was es heute ist: ein Installationsbetrieb mit Expertise und vielen zufriedenen Kunden.
Die letzte Nacht war kalt und feucht. Auf dem Flachdach des Autohauses hat sich eine dünne Eisschicht gebildet. Dort, wo die Sonne bereits eine Weile scheint, ist das Eis geschmolzen. Andere Bereiche sind noch etwas glatt. Jeder, der aufs Dach steigt, wird vom Vorarbeiter ausdrücklich auf die Gefahr hingewiesen. Fünf Monteure arbeiten dort gerade, darunter ein Schülerpraktikant. Die Module wurden am Vortag geliefert, jetzt werden sie verschraubt. 60 Kilowatt Leistung wird die Anlage haben. Energie fürs Gebäude.
Nicht nur auf dem Dach herrscht geschäftiges Treiben. Der Eröffnungstermin rückt näher, die Party ist geplant, und es gibt noch viel zu tun. Verschiedene Gewerke sind gleichzeitig am Wirbeln. Trockenbauer montieren letzte Elemente, ihre Kollegen verspachteln die Fugen, Maler streichen die fertigen Wände. Elektriker ziehen Leitungen, und vor der Tür läuft eine laute Materialschlacht: Erde und Steine für den Außenbereich werden angeliefert.
Kühler Kopf im geschäftigen Treiben
Architekt, Bauleiter und Elektriker besprechen mit den Handwerkern Termine und letzte Details. Auch mit Andrea Klimek gibt es noch einiges zu besprechen. Die genaue Position der Wechselrichter, den Ort für die Dachdurchdringung und den genauen zeitlichen Ablauf der letzten Arbeiten. Der Elektriker und der Dachdecker aus dem Team von Rheinland Solar sind dabei.
Andrea Klimek arbeitet Punkt für Punkt ihre Checkliste ab. Trotz der Unruhe rundherum schafft sie eine verbindliche und konzentrierte Atmosphäre. Die gemeinsamen Festlegungen notiert sie in ihrer Kladde. Hier werden Nägel mit Köpfen gemacht. Unklare Formulierungen werden nicht notiert, sondern ruhig nachgefragt und konkreter wiederholt.
Schließlich geht es noch in den Keller. Der Bauherr denkt über einen Batteriespeicher nach, doch er ist noch unschlüssig: „Auf jeden Fall nicht jetzt, vielleicht später.“ Andrea Klimek schlägt vor, im Betriebsraum, wo Zähler und Hauselektrik zusammenlaufen, zu schauen, ob überhaupt der notwendige Platz vorhanden ist. Also alle Mann (und eine Frau) die Treppe runter.
Gewerbeanlagen sind wichtig
Noch gibt es hier nur rohe Wände. Elektriker und Architekt zeigen, was wo montiert werden soll. Schnell wird klar, dass der Platz knapp ist.
Doch der Architekt hat verstanden, worum es geht. Kurz entschlossen entscheidet er: Die Tür zum Kellerraum wird noch einmal versetzt. In der jetzigen Bauphase ist das mit geringem Aufwand möglich. Die Handwerker sind vor Ort und werden das noch am gleichen Tag in Angriff nehmen.
Gewerbeanlagen wie auf dem Autohaus sind für Rheinland Solar wichtig. Das Unternehmen hat darin Expertise und Erfahrung. Basis des Vertriebs sind langjährige Partnerschaften mit Stadtwerken und kleineren lokalen Versorgern. Dazu gehören unter anderem die Stadtwerke Düsseldorf, die Energieversorgung Dormagen und Rheinenergie.
Andrea Klimek sagt: „Wir sind voll überzeugte Netzwerker und arbeiten nach dem Prinzip, dass jeder das macht, was er am besten kann.“ Größere Projekte werden gemeinsam mit starken Partnern gestemmt.
Die Vertriebsstrategie funktioniert auch nach den jetzt geltenden Ausschreibungsbedingungen. Ein Strategiewechsel ist deshalb nicht notwendig.
Große Gewerbeanlagen unterhalb der Ausschreibungsgrenze wird Rheinland Solar auch in Zukunft bauen. An Ausschreibungen teilzunehmen, steht nicht auf dem Plan. „Da muss man schon viel Geld in die Hand nehmen und hat großen Planungsaufwand“, erklärt Klimek ihre Zurückhaltung. Die Gewerbekunden wollen Eigenverbrauch, denn der ist immer interessant, wenn es entsprechenden Energiebedarf gibt.
Aber Andrea Klimek bemerkt auch einen anderen, wenn auch noch sehr schwachen Trend: „Es hat sich herumgesprochen, dass sich Volleinspeiseanlagen mittlerweile wieder rechnen, weil die Modulpreise niedrig sind.“ Das junge Pflänzchen Eigenverbrauch mit Speicher im Gewerbe braucht noch etwas Pflege. Das Förderprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen ist da ein sehr hilfreiches Instrument.
Noch sind nach Meinung von Klimek Batteriespeicher im Gewerbe auf gar keinen Fall renditegetrieben. „Aber das kann sich jetzt entwickeln“, davon ist Klimek überzeugt.
Verlässliche Partner
Derzeit beschäftigt Rheinland Solar 14 Mitarbeiter, die in Summe alle Facetten des notwendigen Wissens mitbringen.
Das Büro und das kleine Lager befinden sich in einem unscheinbaren Containerbau in einem Gewerbegebiet in Düsseldorf. Kleinere Anlagen installieren die Mitarbeiter selbst, bei größeren Aufträgen arbeitet die Firma mit Subunternehmen. „Das sind alles Firmen, mit denen wir schon lange zusammenarbeiten und auf die wir uns voll verlassen können.“ Kleinanlagen für Einfamilienhäuser bilden das Grundrauschen des Geschäfts bei Rheinland Solar. „Man könnte auch sagen: Brot und Butter – wobei es eher Graubrot ist“, erzählt Andrea Klimek.
Klare Regeln für Angebote
Egal ob Kleinanlage oder größere Gewerbeanlage, beim Angebot ist eines immer gleich: Die Kunden bekommen bei der Erstanfrage ein Pauschalangebot, das einen Preiskorridor aufzeigt. In diesem Angebot ist klar ersichtlich, was in diesem Preis enthalten ist und was nicht.
Alle anderen Planungsleistungen sind kostenpflichtig. „Wir haben nichts dagegen, wenn sich der Kunde für einen anderen Anbieter entscheidet, können aber auch nicht endlos kostenfrei Angebote erarbeiten.“ Das hört sich einfach an: In der täglichen Arbeit bedeutet es einen Balanceakt, schließlich zählt jeder Kunde. Da braucht es Fingerspitzengefühl und klare Kommunikation. Neben dem Neubau für Privat- und Gewerbekunden übernimmt Rheinland Solar auch die Wartung und das Monitoring von Fremdanlagen. Rund 15 Megawatt werden in diesem Geschäftsfeld betreut.
Weiterbildung ist wichtig
Großen Wert legt Andrea Klimek auf Weiterbildung: „Wir organisieren das auch betriebsintern. Viele Dinge können wir einfach besser, wenn wir sie maßgeschneidert für uns selbst auf den Weg bringen. Es gibt nicht so viele Seminare, die uns auf den Leib geschrieben sind, vor allen Dingen was die Technik betrifft.“ Erfahrungen und Wissen innerhalb des Unternehmens auszutauschen will organisiert sein, ist aber von großer Bedeutung. Davon ist Klimek überzeugt.
Auf zur nächsten Baustelle
Ein weiterer Termin steht an diesem Novembertag auf dem Programm. Mit dem Auto geht es von Monheim nach Gohr. Da bietet sich die Rheinfähre zur Überfahrt an. Bei dem schönen Wetter ein Moment zum Durchatmen und Zur-Ruhe-Kommen.
In Gohr realisiert Rheinland Solar als Generalunternehmer eine Freilandanlage auf einer ehemaligen Deponie. Der Betreiber ist ein regionaler Energieversorger. Bis zum Jahresende 2016 sollen 2,6 Megawatt auf dem Hügel montiert sein. Die ehemalige Hausmülldeponie ist seit rund zehn Jahren geschlossen. Sie wurde mit einer Tonschicht abgedichtet und darüber eine Erdschicht ausgebracht, auf der inzwischen eine artenreiche Wiese wächst.
Ein ungewöhnlicher Anblick
Der Untergrund erfordert besondere Sorgfalt bei der Gründung. Die Stahlpfosten dürfen die Sperrschicht aus Ton nicht durchdringen. Öffnungen in dieser Schicht würden zu unkontrollierten Austritten von Gasen führen. Die Deponie soll aber kontrolliert über speziell verlegte Abgasaustritte abgasen.
Diverse Gutachten wurden vor Beginn der Bauarbeiten angefertigt, unter anderem auch ein geologisches. Da die Trägerpfosten die Sperrschicht nicht durchdringen dürfen, müssen Betonfundamente gegossen werden. Und ähnlich wie bei einem Lüftungsschacht auf dem Dach dürfen um die bereits vorhandenen Abgasaustritte keine Modulfelder installiert werden.
Die Baustelle bietet an diesem Tag einen etwas bizarren Anblick. Für die Betonfundamente wurden rechteckige Kästen aus Schalbrettern gebaut, die sich über das Gelände in regelmäßigen Abständen aneinanderreihen. Daneben liegt die ausgehobene Erde. Die Szenerie erinnert an einen Friedhof.
Oliver Loritz, der zweite Geschäftsführer von Rheinland Solar, ist auf der Baustelle. Mit Sonnenbrille und Strickmütze stapft er über den Hügel. Er hatte gerade einen Termin mit den Auftraggebern und berichtet seiner Chefkollegin über getroffene Absprachen.
Straffer Zeitplan
Ungefähr zwei Dutzend Menschen arbeiten gleichzeitig. Vermesser messen die Standorte der noch fehlenden Ständerwerke ein. Kleine Bagger heben in einem anderen Abschnitt die Gruben für die Betonfundamente aus.
Vorsichtig müssen sie dabei sein, denn auch sie dürfen die Sperrschicht aus Ton nicht durchdringen. Arbeiter bringen die Schalbretter ein und schlagen die Metallpfosten in die Erde. Ihre endgültige Standfestigkeit erhalten sie dann durch den Betonausguss.
Auch bei diesem Projekt gibt es einen straffen Zeitplan. Bis Weihnachten muss die Anlage in Betrieb sein. Aufgrund ihrer Größe unterläge sie ab Januar 2017 der Ausschreibungspflicht. Vor allem das Wetter muss mitspielen.
Schwieriger Untergrund
Regnet es zu viel und ist die dünne Erdschicht zu feucht, können Bagger und Betonlieferanten nicht mehr übers Gelände fahren. Außerdem müssen die Betonsockel innerhalb eines Tages aushärten, denn die Verschalungen werden gruppenweise an die nächsten Fundamente weitergereicht. Die Fundamentierung in dieser doch außergewöhnlichen Weise war so nicht von Anfang an geplant. Erst nach Vorliegen der Gutachten und genauer Prüfung aller Möglichkeiten entschieden sich die Installateure für diese Variante. Gegengerechnet wurde natürlich auch – der Betreiber konnte diesen Weg mitgehen.
Für Rheinland Solar ist diese große Freiflächenanlage die erste ihrer Art. Auf dieser Baustelle wird nun auch mit einem Subauftragnehmer zusammengearbeitet. Sonst wäre das für das kleine Unternehmen nicht zu stemmen.
Rund 240 Modultische mit insgesamt 10.500 Modulen sollen verbaut werden. 60 Stringwechselrichter werden unter den Tischen installiert und in einer Trafostation zusammengefasst.
Ein Blick auf die Uhr. Es ist früher Nachmittag. Im Büro wartet noch einiges an Arbeit auf Andrea Klimek. Sie freut sich darauf, voller Elan steigt sie ins Auto.
Ein Vierteljahr später
Photovoltaik-Redakteurin Petra Franke war mit Andrea Klimek im November 2016 einen Tag gemeinsam unterwegs. Beide beschriebenen Projekte wurden termingerecht fertiggestellt. Der Autohausbesitzer wird in Kürze einen Gewerbespeicher von Solarwatt installieren lassen.
Das Gerät ist eines der ersten vom Speicherhersteller aus Dresden, das mit elf Kilowattstunden Kapazität in einem sechsmonatigen Testbetrieb laufen wird.
Die Anlage auf der Deponie in Gohr hatte ihren offiziellen Inbetriebnahmetermin vor dem Jahreswechsel.