„2011 war ein super Jahr für die Photovoltaikbranche Griechenlands“, erklärt John Klonaris, zuständig für Projektentwicklung bei dem Unternehmen Phoenix Solar EPE. Ein Blick auf die Zahlen bestätigt die Aussage. Nach Angaben des griechischen Photovoltaikverbandes Hellenic Association of Photovoltaic Companies (Helapco) wurden im vergangenen Jahr Anlagen mit einer Gesamtleistung von 425,9 Megawatt installiert, womit sich die kumulativ installierte Leistung auf 631,3 Megawatt erhöhte.
„Damit hat sich die Leistung der Neuinstallationen im Vergleich zu 2010 fastverdreifacht“, so Alexander Zachariou, Präsident des Verbandes. Auch die Aussichten für dieses Jahr sind gut. So erwartet Zachariou, dass 2012 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 600 bis 700 Megawatt realisiert werden. Die Auftragsbücher der Unternehmen sprechen eine ähnliche Sprache. „Für uns war es ein guter Start in das Jahr“, freut sich Klonaris. So habe Phoenix Solar EPE für dieses Jahr bereits Aufträge für Projekte mit einer Leistung von 4,5 Megawatt in der Tasche.
„Das meiste davon verteilt sich auf Anlagen mit einer Leistung von 100 Kilowatt, die erhalten in Griechenland derzeitden besten Fördertarif. Und in Attika werden wir dieses Jahr eine 500-Kilowatt-Anlage installieren.“ Gleichermaßen gut scheint es bei Degerenergie auszusehen. „Im letzten Jahr haben wir in Griechenland Nachführsysteme mit einer Leistung von sieben Megawatt verkauft. Das war sehr erfreulich“, so Ioannis Markopoulos, Country Manager für Griechenland und Zypern. „Und dieses Jahr wird noch besser. Bereits in den ersten beiden Monaten 2012 haben wir Tracker mit einer Leistung von zwei Megawatt verkauft.“ In Griechenland kämen mittlerweile bei Anlagen mit einer Leistung zwischen 100und 150 Kilowatt zu 40 Prozent Tracker zum Einsatz. Und Markopoulos geht davon aus, dass der Anteil weiter steigt. „Mit den stetig sinkenden Fördertarifen werden Nachführsysteme immer attraktiver. Denn Tracker steigern die Effizienz einer Anlage, so dass der Anlagenbetreiber mit ihnen bei fallenden Tarifen seine Margen hoch halten kann.“ Die Effizienzsteigerung der Tracker aus dem Haus Degerenergie liege bei 33 Prozent.
Ebenfalls erfreulich sei die Tatsache, dass die Installationen von privaten Aufdachanlagen endlich an Fahrt aufgenommen hätten, so Klonaris. Ende 2010 waren in Griechenland gerade mal private Aufdachanlagen mit einer Leistung von 7,4 Megawatt installiert. Bis Ende letzten Jahres war die Gesamtleistung in diesem Marktsegment auf 102,4 Megawatt angestiegen. Grund dafür ist eine Gesetzesänderung, die es privaten Hauhalten erleichtert, in Photovoltaikanlagen zu investieren. Bis zu der Änderung musste ein privater Besitzer einer Photovoltaikanlage ein Unternehmen anmelden, um seine Anlage ans Netz anschließen zu können. Diese Regelung entfällt mit dem neuen Gesetz. „Zuvor lohnte es sich inGriechenland nicht für private Haushalte, eine Aufdachanlage zu installieren“, so Zachariou. Denn Kleinanlagen brachten auf diese Weise viele versteckte Kosten mit sich. Jetzt muss der Betreiber aber nicht mehr Bücher führen wie ein Unternehmer und sich wie ein Selbstständiger versichern. „Das mit der Unternehmensgründung hat viele private Bürger abgeschreckt, und das zu Recht.“ Jetzt müssen sie lediglich zu ihrem lokalen Stromanbieter gehen und einen einfachen Antrag stellen, wodurch das letzte Hindernis für einen Aufschwung im Bereich private Aufdachanlagen aus dem Weg geschafft ist.
Das Helios-Projekt
Und seit dem 5. September letzten Jahres geht in Griechenland der Geist eines Megaprojekts um, das Griechenlands Energieminister Giorgos Papakonstantinou rief. Es trägt den Namen Helios-Projekt und hat das Ziel, Griechenland zu einem europäischen Drehkreuz für erneuerbare Energien zu machen und gleichzeitig neues Investitionskapital für die griechische Wirtschaft zu beschaffen. Ende Februar dieses Jahres konkretisierte der Minister seinen Plan. Das Projekt könne der EU dabei helfen, ihre Energieziele bis 2020 zu erreichen, und gleichzeitig als Musterbeispiel für länderübergreifende Zusammenarbeit dienen, so der Minister. Ziel sei es, bis zu zehn Gigawatt Photovoltaikleistung zu installieren und den auf diese Weise erzeugten Solarstrom in andere EU-Staatenzu exportieren.
„Wenn wir bedenken, dass die EU 48 Prozent ihrer benötigten Energie selbst erzeugt und ihre Abhängigkeit von Importen bei allen fossilen Brennstoffen größer wird, folgern wir daraus, dass wir besonders auf regionaler und europäischer Ebene mehr in Sachen erneuerbare Energien zusammenarbeiten sollten“, mahnte Papakonstantinou. „Gleichzeitig sollten wir die Spitzenposition Europas, was Investitionsmöglichkeiten in erneuerbare Energien angeht, international ausbauen.“ Nutznießer soll natürlich auch die griechische Wirtschaft sein.
Die derzeitige Entwicklung der europäischen Photovoltaikbranche sei schwer nachzuvollziehen, so der Minister. So entwickle sich die Solarbranche am stärksten genau dort, wo die natürlichen Voraussetzungen dafür eher schlecht seien, sprich in Deutschland. Und gleichzeitig blieben die Möglichkeiten von Ländern mit einer hohen Sonneneinstrahlung, wie zum Beispiel Griechenland, zu einem großen Teil ungenutzt. SeinerAnsicht nach sollte es genau andersherum laufen. Griechenland müsse mit seinen extrem guten Bedingungen den anderen europäischen Ländern dabei helfen, ihre Ziele im Bereich der erneuerbaren Energien zu erreichen, und gleichzeitig von den wirtschaftlichen Vorteilen bei der Installation der Photovoltaikanlagen profitieren.
EU-Staaten gefragt
Dafür sei sein Helios-Projekt der ideale Ansatz. In dessen Rahmen werde Griechenland eine Plattform für Investitionsvorhaben anbieten. So sollen möglichen Investoren schlüsselfertige und bereits genehmigte Photovoltaikanlagen angeboten werden, die auf öffentlichem Gelände installiert werden. Derzeit arbeite das griechische Parlament an einem Gesetz zur Schaffung einer Körperschaft des öffentlichen Rechts mit dem Namen Helios S.A. Diese soll dann alle wichtigen Aspekte des Projekts managen und verwalten. In der entsprechenden Projektbeschreibung erläutert Papakonstantinou, dass das Helios-Projekt Finanzmechanismen anstoßen müsse, so dass die EU-Staaten das gemeinsame Projekt unterstützen. Dasselbe gelte für Mechanismen, mit denen Mitgliedsstaaten eine Vergütung dafür bekommen, dass sie schlüsselfertige Photovoltaikanlagen an Investoren vermitteln.
Das sei aber noch lange nicht alles. Denn auch wenn sein Land über die notwendigen Flächen verfüge, um Photovoltaikanlagen mit einer so hohen Gesamtleistung zu installieren, stelle sichimmer noch die Frage, wie der Strom mit möglichst geringen Verlusten transportiert werden kann. Daher, sagt er, sei eine transeuropäische Energie-Infrastruktur unabdingbar. Es gelte, moderne Stromleitungen zu errichten, die nicht nur den griechischen Solarstrom zu den Ländern im Norden Europas transportieren, sondern auch den mittels Windenergie erzeugten Strom aus der Ost- und Nordsee in den Süden leiten. Für einige Übertragungswege durch Italien und den Balkan seien bereits erste Voruntersuchungen durchgeführt worden; dazu gehöre auch eine mögliche Unterwasserleitung durch die Adria nach Norditalien und Österreich.
Kein EEG-Geld aus Deutschland
Vor kurzem gab der US-Finanzdienstleister Guggenheim Partners bekannt, dass er die griechische Regierung beim geplanten Helios-Projekt beraten werde. Wie das Unternehmen mitteilte, wird es gemeinsam mit der National Bank of Greece die Finanzierung, Strukturierung und Entwicklung des Projekts begleiten. „Weitere Einzelheiten sind bisher nicht bekannt“, sagt Alexander Zachariou. „Wir wissen nicht, wie es finanziert werden soll oder ob es potenzielle Investoren gibt. Und zu welchem Preis der produzierte Strom abgenommen wird, ist ebenfalls unbekannt.“ Bei den Teilnehmern des Marktes komme die Idee jedoch sehr gut an und viele hofften, sich einen Teil des großen Kuchens abschneiden zu können. Nur so viel ist klar: Den Vorschlag, das Projekt über das deutsche Fördergesetz für Photovoltaik zu finanzieren, lehnte Norbert Röttgen, Umweltminister Deutschlands, ab. Und auch die EU-Kommission will von einer finanziellen Unterstützung nichts wissen.
Während es der Solarbranche Griechenlands um einiges besser geht als den meisten anderen Branchen des Landes, denken die Verantwortlichen derzeit über eine Veränderung der Förderung nach. „Unter den Parlamentariern wird gerade diskutiert, ob bei uns eine Klausel wie in Italien eingeführt werden soll“, weiß Zachariou. Dort werden Anlagen, bei denen zu 60 Prozent europäische Produkte zum Einsatz kommen, besser gefördert. Der Vorschlag für Griechenland lautet, Anlagen, die zu 60 oder auch 80 Prozent aus griechischen oder europäischen Komponenten bestehen, eine um zehn Prozent höhere Förderung zukommen zu lassen.