Das vergangene Sonnenjahr 2019 hat – wie viele Jahre vorher – eine seltsame Eigendynamik entwickelt. Nicht im politischen Sinne, denn der Widerstand der Sozis und der sogenannten christlichen Parteien (und der FDP, der AfD) gegen die Energiewende des Bürgers blieb ungebrochen. Eher unerwartet kam der neue und mächtige Rückenwind aus der Gesellschaft, den unsere Branche erfuhr.
Wind of Change wie vor drei Jahrzehnten
Dieser Wind erinnert mich an „Wind of Change“ der Scorpions, die Hymne zum Aufbruch im Osten vor 30 Jahren. Denn er kommt aus nahezu allen Teilen der Gesellschaft. Die 16-jährige Greta Thunberg hat dem wachsenden Unmut vor allem jüngerer Menschen über das Geschacher der Parteien und Regierungen Ausdruck gegeben. Offenbar war diese Bewegung unterschwellig längst vorhanden. Was ihr bislang fehlte, waren Stimme und Gesicht.
Staunend durften wir erleben, wie mächtig dieser Rückenwind aus der Gesellschaft bereits ist. Was sich in Gorleben, im Hambacher Forst und zuletzt mit „Ende Gelände“ in den Tagebauen zeigte, stützt sich offensichtlich auf ein nachhaltiges Fundament in den Herzen und Köpfen von Millionen Menschen. Nicht aller Menschen, wohl aber einer deutlich wachsenden Anzahl – über alle Generationen und sozialen Schichten hinweg.
Nicht länger Terrain der Spezialisten
Bisher war die Energiewende eher das Terrain für Spezialisten. Solarspezialisten zum Beispiel, die was von Solarpaneelen, von Stromspeichern und Netzanschlüssen verstehen. Auf der anderen Seite die hinter Papierstapeln verschanzten Beamten, die mit Paragrafen, Normen und Verordnungen versuchten, das wichtigste Demokratieprojekt unserer Zeit irgendwie im Zaum zu halten. Solange die Energiewende als Expertenschlacht lief, konnte man sie gut beherrschen. Stillschweigend abwürgen, aus den dunklen Hinterstübchen von Ministerien und Parteizentralen.
Das ist nun vorbei. Demokratie ist steter Kampf der Bürgerinnen und Bürger um ihre Freiheit, gegen den notwendigen Staat. Gegen den notwendigen Staat, wohlgemerkt, nicht gegen einen Staat, der seine demokratischen Aufgaben längst aus dem Blick verloren hat und zum Papiertiger verkommen ist. Der sich ungeniert zum Handlanger der Energielobby macht. Der sich an Kohle und Atomreaktoren klammert, weil Konzerne und Staat dabei viel Geld verlieren könnten.
Ich will, dass Ihr Panik bekommt!
Dagegen rollt nun der neue Aufbruch, den eine Schülerin aus Schweden unmissverständlich benannt hat: „Ich will, dass Ihr Panik bekommt!“
Und diese Panik geht um – unter den Beamten, den Apparatschiks der Parteien und all den Bedenkenträgern, die kleingeistige Verlustängste über das Überlebensinteresse unserer Zivilisation stellen. So wurde 2019 das Jahr, in dem die solare Energiewende aus dem Schatten der Fachzirkel herausgetreten ist. Und eine mächtige Bewegung von unten die etablierten Parteien durcheinander wirbelt.
Noch kein Selbstläufer
Doch ist unsere Sache noch kein Selbstläufer. Am Gezerre um die Details um Klimaschutz und Kohleausstieg ist zu erkennen, wie stark die Hindernisse und Widerstände weiterhin sind. Nichts lassen Altmaier (CDU), Scholz (SPD) und Scheuer (CSU) unversucht, um den Wandel aufzuhalten.
Sie wollen die Energiewende nicht, aus ganz verschiedenen Gründen. Letztendlich sind ihre Motivationen egal, was zählt, ist das Ergebnis. Und das ist Murks: beim Klimaschutz, beim Kohleausstieg und es wird wieder Murks bei dem, was 2020 zu erwarten ist. Nachträgliche Verbesserungen in Details – etwa nach Debatten mit den Bundesländern – ändern daran nichts.
Die nächste Novelle des EEG wird kommen
2020 werden wir eine erneute Novelle des EEG bekommen. Dann wird es nicht nur um den Deckel bis 2030 gehen. Vor allem im Kleingedruckten müssen die Knebel verschwinden:
- Ausbau des jährlichen Zubaukorridors für die EEG-Vergütung,
- Abschaffung der Bestrafung von Eigenverbrauch, auch im Gewerbe und beim Mieterstrom,
- Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Eigenstrom,
- Abbau der Subventionen für die Stromtrassen, konventionelle Kraftwerke und Offshore-Windkraft,
um nur vier Beispiele zu nennen. Ob das mit den bestehenden politischen Verhältnissen machbar sein wird, steht auf einem anderen Blatt.
Wer Wind sät, erntet Sturm
Doch der neue Rückenwind aus allen Teilen unserer Gesellschaft wird nicht mehr abflauen. Der Gegenwind für die alten Dreckschleudern und ihre Lobbyisten in Wirtschaft und Politik wird immer stärker. Wer Wind sät, wird Sturm ernten, und alle Zeichen stehen auf Sturm.
Eine Regierung, die sich dem menschengemachten Klimawandel nicht oder nur zögerlich stellt, wird abgestraft. 2020 ist das Jahr vor der nächsten Bundestagswahl. Falls die Groko, diese unsäglichste Regierung seit der Erfindung des Grundgesetzes, überhaupt noch so lange regieren kann.
Die Kräfte der Rettung erstarken
„Ich will, dass Ihr Panik bekommt!“ Nie war so viel Hoffnung, so viel Aufbruch in Deutschland, in ganz Deutschland, in der Welt, nicht nur im Osten. Und nie war so vieles unwägbar, unklar, noch verworren.
Doch das soll uns nicht schrecken. „Wo Gefahr ist, da wächst das Rettende auch“, schrieb der Dichter Friedrich Hölderlin vor zweihundert Jahren. Das gilt, weiterhin. 2020 wird das Jahr, in dem die Kräfte der Rettung weiter erstarken und sich sammeln. Ich bin mir fast sicher: Es wird wieder ein gutes und vor allem spannendes Sonnenjahr. Denn wir haben die Konzepte, die Ideen und die Technologien, um dem Klimawandel zu begegnen. Um Ökologie und Ökonomie unter einen Hut zu bringen und die sozialen Herausforderungen zu lösen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen frohe Festtage im Kreise Ihre Lieben. Stärken Sie sich, gewinnen Sie neue Kraft. Wir werden sie brauchen. Starten Sie gut ins Neue Jahr, das wir gemeinsam für die solare Energiewende angehen. Ich wünsche Ihnen beste Gesundheit, Optimismus und Tatkraft. Auf ein Neues!