Fehler gehören zum Leben
Fehler gehören zum Leben dazu. Und glücklicherweise sind sie manchmal so amüsant wie die obigen Beispiele, die mir tatsächlich beim Lesen der photovoltaik-Artikel in den letzten Jahren untergekommen sind. Aber freuen kann ich mich über solche Fehler nur, wenn sie mir nicht im gedruckten Heft begegnen. Meine Aufgabe ist es nämlich, Rechtschreib- und Kommafehler, grobe Schnitzer und kleine Tipper aus der photovoltaik auszumerzen. Und zwar seit mittlerweile zehn Jahren. Damit bin ich tatsächlich die dienstälteste Redaktionsmitarbeiterin.
Was schiefgelaufen ist
Sie werden jetzt denken: Aber ich hab schon Fehler in der photovoltaik gefunden! Das könnte durchaus sein. Nobody is …, Sie wissen schon. Ich wurde beim Schreiben dieses kleinen Artikels selbst neugierig, was ich denn so in den letzten zehn Jahren übersehen habe. Und da die photovoltaik über ein respektables Onlinearchiv verfügt, konnte ich schnell herausfinden, was schiefgelaufen ist: Einmal habe ich zum Beispiel „Photovotlaik“ übersehen und zweimal sind mir die „Analgen“ durchgerutscht. Das Wort hatte vermutlich nicht die äußerst hilfreiche rote Unterschlängelung bekommen, die mir manchmal in letzter Sekunde beispringt: die sogenannte dynamische Rechtschreibkorrektur unseres Layoutprogramms. Denn das Wort gibt es tatsächlich, hinten betont, nicht in der Mitte, wohlgemerkt. Analgen ist ein anderer Ausdruck für Analgetikum, also ein Schmerzmittel. Leserbriefe gab es deshalb übrigens nie. Liebe Leserinnen und Leser, ich bin Ihnen dankbar dafür.
Die Schnitzer großartiger Redakteure
Neben den Schnitzern unserer großartigen Redakteure gereicht mir übrigens manchmal auch die oben genannte Rechtschreibkorrektur zur Freude. Für jedes rot unterschlängelte Wort, das das System nicht kennt, schlägt es Alternativen vor. Das wird manchmal so poetisch, dass ich mich fühle, als hätte ich doch bei der Literaturbeilage der „Zeit“ angeheuert, bei „Geo“ oder „Mare“. Aus der schnöden Vorlauftemperatur möchte das Programm ein Fettschwanzschaf machen, aus dem Liefervertrag den Revierförster, aus dem Nahwärmenetz lieber Natternhemden.
Wer ist Frank Eisberg?
Statt Marktentwicklungen wurde mir schon der Mittsommernachtstraum vorgeschlagen, statt Solarkonzern das Streichkonzert. Und dreimal dürfen Sie raten, wer mit Frank Eisberg gemeint ist ... Dabei bin ich immer wieder erstaunt über den riesigen Wortschatz, über den das Programm verfügt. Nur die Fachbegriffe der Solarbranche kennt es nicht. Leider.
Im Impressum zu Hause
Übrigens muss die Rechtschreibkorrektur bei „Schwarzburger“ passen – keine Alternativvorschläge. Da zeigt sich eben, wer unersetzlich ist. Während sie bei meinem Namen, Mayer, eine ganze Menge anzubieten hat, unter anderem Meyer mit ey, pfff. Aber meinen Namen finden Sie in jeder Ausgabe ohnehin nur einmal: im Impressum. Außer diesmal, und Sie können sich nicht vorstellen, welche Gockelgefühle das in mir hervorruft.
Mäkeleien wegen der Firmennamen
Bevor ich mich jetzt wieder für die nächsten zehn Jahre auf die letzte Seite des Heftes zurückziehe, möchte ich die Gelegenheit nutzen, eines meiner Herzensanliegen vorzutragen. Denn auch wenn mein Chef in diesem Fall voll hinter mir steht, gibt es immer wieder Mäkeleien deswegen. Es meckern: Ihre Vertriebsmitarbeiter, Marketingmanagerinnen oder Firmenchefs. Denn die photovoltaik weigert sich seit zehn Jahren (fast ausnahmslos), die orthografischen Wirrungen der Werbewelt mitzutragen. Statt SolarWorld, E.ON, LUXOR Solar, innogy, SoLaR, a2-solar, SolarONE, Q.CELLS etc. haben Sie bei uns immer nur orthografisch unanstößige Firmen- und Produktnamen gelesen, die sich nicht mit billigen Tricks – nämlich Fehlern – in den Hirnen der Leser festfressen wollen.
Ich korrigiere solche Eigennamen besonders gern. Weil ich denke, dass Sie alle großartige Produkte und Dienstleistungen zu bieten haben. Taschenspielereien sind da gar nicht nötig. Und das werde ich auch weiterhin so machen. Zumindest bis zu dem Tag, an dem ein wiederauferstandener Schlecker doch noch Montagesysteme herstellt oder Elektrobusen zur Ausstattung jeder Junggesellenwohnung zählen. Und natürlich mit einer Ausnahme: der photovoltaik.
Andrea Mayer ist Korrektorin und Inhaberin der Agentur Textveredelung in Berlin.