Der Branchenverband PV Austria schlägt vor, die Unterstützung der Photovoltaik in Österreich von der Einspeisevergütung auf eine Investitionsförderung umzustellen. Damit könnte der Zubau verdreifacht werden, was auch notwendig ist, um die versprochenen Klimaschutzziele zu erreichen.
Die neusten Zahlen des österreichischen Branchenverbandes PV Austria bestätigen die ersten Einschätzungen zum Zubau des vergangenen Jahres. Die Installateure haben in der Alpenrepublik 2015 160 Megawatt neue Solarstromleistung installiert. Damit ist das Marktvolumen im Vergleich zum Jahr 2014 stabil geblieben. Die Zahlen von PV Austria werden durch die Marktbeobachtungen des Beratungsunternehmens Kreuzer, Fischer & Partner untermauert. „Mögliche kleine Unschärfen sind auf Anlagen zurückzuführen, die ohne Förderung errichtet wurden, da diese noch nicht systematisch erfasst werden können“, betonen die Branchenvertreter von PV Austria.
Österreich installiert mehr als Deutschland – pro Einwohner
Mit dem stabilen Zubau haben die österreichischen Installateure erstmals mehr Solarstromleistung pro Kopf der Bevölkerung installiert als ihre Kollegen in Deutschland. Denn für jeden Einwohner der Alpenrepublik kam im vergangenen Jahr eine Solarstromleistung von 18,9 Watt dazu. In Deutschland betrug der Zubau hingegen nur 18,1 Watt pro Einwohner.
Eigenverbrauch erfordert Umdenken bei der Förderung
Die Experten von PV Austria führen den stabilen Markt vor allem auf die gesunkenen Anlagenkosten zurück. Um die Klimaziele zu erreichen, die sich Wien gesteckt hat, reicht ein stabiler Zubau aber nicht aus. Der muss mindestens verdreifacht werden. „Es braucht daher eine dringende Korrektur des derzeitigen Ökostromgesetzes“, fordert Hans Kronberger, Präsident von PV Austria. Er plädiert für ein Umschwenken von der reinen Einspeisevergütung auf einen Investitionszuschuss. „Während beim Inkrafttreten des Ökostromgesetzes im Jahr 2012 noch ein Fördertarif von bis zu 27,6 Cent pro Kilowattstunde zur Verfügung stand, kommt man jetzt mit einer Investitionssumme von 375 Euro pro Kilowatt installierter Leistung und einem Tarif von 8,24 Cent aus“, rechnet Kronberger vor. „Damit ist das System gekippt. Während es sich vorher gelohnt hat die gesamte produzierte Strommenge ins Netz einzuspeisen und den Strom zu einem niedrigeren Preis von etwa 20 Cent vom Energieversorger zurück zu kaufen, macht es jetzt mehr Sinn, möglichst viel Strom selbst zu verbrauchen.“
Ökostromgesetz der neuen Realität anpassen
Im aktuellen Ökostromgesetz wird allerdings nur die installierte Leistung bewertet und nicht der tatsächlich gelieferte Strom. Dadurch gehen der österreichischen Photovoltaikwirtschaft jedes Jahr zwei Millionen Euro verloren, rechnen die Branchenexperten vor. Denn durch das jetzige System kommen dem Ausbau statt der im Fördertopf liegenden acht Millionen Euro nur sechs Millionen Euro zugute. Bei einer grundsätzlichen Umstellung der Förderung von einem Einspeisetarif auf einen Investitionszuschuss könnte man die auf 13 Jahre konzipierten Tarife auf die kommenden sechs Jahre vorziehen. Damit könnte man in dieser Zeit den Zubau verdreifachen, wie es auch zum Erreichen der Klimaschutzziele notwendig ist, ohne einen Cent zusätzlich auszugeben, sondern diese Ausgaben nur vorzuziehen. „Mit hoher Wahrscheinlichkeit würde danach überhaupt kein Förderbedarf mehr bestehen“, stellen die Experten von PV Austria in Aussicht. „Seit 2014 gibt es Gespräche mit dem federführenden Wirtschaftsministerium und es ist höchste Zeit, dass das Gesetz der neuen Situation angepasst wird!“, fordert Hans Kronberger. (Sven Ullrich)
Einen ausführlichen Report über die derzeitigen Bedingungen für die Installation von Solarstromanlagen in Österreich lesen Sie in den kommenden Ausgabe der photovoltaik, die am 16. Juni erscheint.