Akteure aus den Branchen der erneuerbaren Energien, der Energie- und Speichertechnik und des Maschinenbaus wollen künftig in dem neuen Netzwerk Smart Energy Ostdeutschland zusammenarbeiten, um die Chancen der neuen Märkte zu nutzen, die sich aus der Umsetzung der Energiewende ergeben. Dazu sollen Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung besser verzahnt werden.
Die bisher 91 Akteure kommen aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Es sind 65 Industriebetriebe, 13 Forschungseinrichtungen, 10 Hochschulen und Mitglieder aus Politik und Verbänden. Sie wollen auf vier Feldern aktiv werden: bei der Technologieentwicklung, im Bereich der Bildung, auf dem Gebiet der Netzwerkentwicklung und bei Querschnittsaufgaben, um die verschiedenen Bereiche zu integrieren.
Mehr als effiziente Energieerzeugung
„Mit dem heute erreichten Ausbaustand der regenerativen Energien muss die Wertschöpfungskette der erneuerbaren Energien neu definiert werden“, sagt Peter Frey, Manager des Spitzenclusters Solarvalley Mitteldeutschland, dem F&E-Konsortium mitteldeutscher Photovoltaikhersteller. Das Spitzencluster ist gleichzeitig der Initiator von Smart Energy Ostdeutschland. Es gehe nicht mehr nur um die effiziente Energieerzeugung im Verbund von Solar, Bioenergie und Wind, sondern um kostengünstige Speichertechnologien und die systemische Weiterentwicklung der Netztechnologien.
Dazu gehören regelfähige Wechselrichter inklusive Speicher, Systemdienstleistungen für Verteil- und Übertragungsnetzte, die Synchronisation mit konventionellen Kraftwerken und die dynamische Einbindung der Stromkunden bei Änderung von deren Verbrauchsverhalten sowie entsprechend neue Marktmodelle.
Es liege zum einen im ureigenen Interesse der Photovoltaikhersteller, mit systemtechnischen Anpassungen und neuen Marktmodellen das Fortbestehen des Binnenmarktes für Photovoltaik zu sichern. Andererseits lasse sich mit der neuen Systemtechnik ein Vielfaches dessen verdienen, was die reine Photovoltaik einbringt, betonen die Initiatoren.
Besondere Situation in Ostdeutschland
Die Strategie für Smart Energy Ostdeutschland geht von der besonderen Situation in den neuen Bundesländern aus. Die Gründer des Netzwerks betonen, dass die Wirtschaft hier wesentlich weniger forscht als in den alten Bundesländern. Großunternehmen fehlen und kleine und mittlere Unternehmen können sich strategische Forschungs- und Entwicklungsarbeit kaum leisten. So würden hier auch keine „kritische Massen“ erreicht. Für junge Akademiker sei es da attraktiver, in die alten Bundesländer zu gehen. So würden diese ständig in die Ballungsgebiete der alten Bundesländer abwandern. In Thüringen fehlten derzeit 25.000 Fachkräfte, im Jahr 2020 würden es 200.000 sein, so die Initiatoren.
Auch die Solarbranche in Mitteldeutschland habe darunter gelitten. In der Boomphase hätte der Aufbau von Forschung und Entwicklung nicht mithalten können. „Die F&E-Quote der Unternehmen war daher gemessen an den Herausforderungen des internationalen Wettbewerbs zu gering.“ Der Aufbau eines besseren Forschungsumfeldes, angepasst an die Bedürfnisse kleinerer und mittlerer Unternehmen, soll helfen und ist ein Feld, bei dem Smart Energy Ostdeutschland unterstützen möchte.
Intelligente Photovoltaik
Die Partner im Netzwerk wollen gemeinsam Produkte und Dienstleistungen entwickeln, die bereits nach einer Forschungs- und Entwicklungsphase von drei bis fünf Jahren und nach einer kurzen Zeit der Produkteinführung Marktwirksamkeit erzielen.
Ein Technologiefeld ist beispielsweise die intelligente Photovoltaik. Heute sind die Module auf Spitzenleistung optimiert, liefern ausgeprägte sommerliche Stromspitzen. Künftig geht es darum, den Strom dann zu produzieren, wenn er gebraucht wird. Das gelingt beispielsweise durch einen andere Ausrichtung, durch besseres Schwachlichtverhalten und durch intelligente gebäudeintegrierte Photovoltaik , bei der automatisch unterschiedliche Einstrahlungswinkel realisiert werden und außerdem weitere nützliche Funktionen für das Gebäude übernommen werden können: Übrigens ein Gebiet, das die neue photovoltaik künftig intensiv begleiten wird.
Geschäftsstellen vor Ort
Das ist nur ein Beispiel. Smart Energy Ostdeutschland wird sehr komplex arbeiten. In den neuen Bundesländern ist das Netzwerk durch Geschäftsstellen vor Ort vertreten, deren Akteure weit über die Photovoltaik hinausgehen und die verschiedenen Bereiche der Erneuerbaren Energien umfassen. Und genau das ist es ja, was in der Krise der Solarindustrie und angesichts des Orientierungsbedarfs bei den riesigen Herausforderungen der Energiewende helfen könnte.
Lesen Sie mehr über die Lage der Photovoltaikindustrie in den Brennpunkten Ostdeutschlands in der Mai-Ausgabe des photovoltaik Magazins. (William Vorsatz)
Mehr Infos zu Smart Energy Ostdeutschland: www.solarvalley.org