Der Rückenwind für die Photovoltaik in Japan hat viele Gründe. Er kommt von der Energieknappheit, dem wachsenden Umwelt- und Sicherheitsbewusstsein, staatlichen Förderprogrammen sowie sinkenden Kosten. Derzeit sind von den 54 japanischen Atomreaktoren nur noch zwei am Netz. „Wir müssen unsere Abhängigkeit vom Atomstrom abbauen, hierbei spielen der Ausbau intelligenter Netze und die Solarstromnutzung eine wichtige Rolle“, betonte denn auch Regierungssprecher Tsuyoshi Saito zum Auftakt der PV Expo 2012 in Tokio.
Eingebettet war die Messe in die World Smart Energy Week 2012, zu der insgesamt mehr als 1.950 Aussteller und 95.000 Besucher ins Internationale Ausstellungszentrum Tokio kamen. Neben japanischen Herstellern wie Sharp, Panasonic, Kyocera, Kaneka, Mitsubishi oder Solar Frontier präsentierten sich dort dieses Jahr verstärkt internationale Solarunternehmen. Viele chinesische und taiwanesische Zell- und Modulherstellerzeigten auf der PV Expo Flagge, doch auch deutsche Komponentenhersteller wie SMA kamen in die japanische Hauptstadt. Am Vorabend der Messe hatte der nordhessische Wechselrichterhersteller mit einer Feier in der Deutschen Botschaft offiziell seine japanische Vertriebs- und Servicegesellschaft eingeweiht.
„Japan stand viele Jahre an der Spitze der Solarindustrie. Daher haben wir uns bereits vor den tragischen Ereignissen in Fukushima entschieden, eine lokale Präsenz in diesem Markt aufzubauen. Für die kommenden Jahre erwarten wir ein starkes Wachstum des japanischen Photovoltaikmarktes. Neben dem Segment für Aufdachanlagen sehen wir auch großes Potenzial im Bereich kommerzieller und industrieller Solarprojekte“, erklärte Vorstandssprecher Pierre-Pascal Urbon. Christian Langen, SMA-Marketingvorstand, rechnet damit, dass in diesem Jahr in Japan neue Solarstromanlagen mit einer Leistung von insgesamt 2,5 bis 3 Gigawatt installiert werden.Entscheidend für das Tempo des Ausbaus der Photovoltaik in Japan dürfte jedoch auch die weitere Förderung sein. Bereits jetzt werden kleinere Anlagen mit einer Leistung von weniger als zehn Kilowatt mit einem anteiligen einmaligen Investitionszuschuss von bis zu 48.000 Yen – umgerechnet etwa 436 Euro – pro Kilowatt installierter Leistung gefördert. Zudem wird überschüssiger, nicht selbst verbrauchter Solarstrom vom Netzbetreiber bei Kleinanlagen bis zehn Kilowatt mit gut 38 Eurocent und bei größeren Anlagen mit etwa 37 Cent je Kilowattstunde vergütet.
Einspeisetarif kommt ab Juli
Am 1. Juli soll für größere Anlagen ab zehn Kilowatt Leistung ein allgemeiner Einspeisetarif eingeführt werden, der den gesamten erzeugten Solarstrom vergütet, wenn er ins Netz eingespeist wird. Ein entsprechendes Gesetz ist bereits im vergangenen Jahr verabschiedet worden. Allerdings ist bisher noch unklar, wiehoch die Einspeisetarife sein werden. Der japanische Solarindustrieverband JPEA fordert eine Vergütung in Höhe von etwa 40 Cent pro Kilowattstunde. Branchenvertreter wie Brooks Herring, Sprecher des Dünnschichtmodulherstellers Solar Frontier, rechnen allerdings damit, dass die Vergütung zwischen 32 und 37 Cent pro Kilowattstunde für Großanlagen etwas geringer ausfallen wird.
Selbst mit diesen Tarifen würde das Niveau der Solarstromförderung in Japan noch weit über der in Deutschland oder anderen Ländern liegen – und spiegelt die im internationalen Vergleich hohen Kosten der Photovoltaik in Japan wider. Derzeit liegen die Systempreise von Photovoltaikanlagen in Japan zwischen 4.000 und 5.000 Euro pro Kilowatt, während sie in Deutschland in den vergangenen Monaten auf rund 1.300 bis 1.900 Euro pro Kilowatt je nach Anlagengröße gefallen sind. Die Gründe für die höheren Photovoltaikpreise in Japan sind Branchenkennern wie SMA-Vorstand Langen zufolge die höheren Installationskosten, ein teurerer Vertrieb, strengere Baunormen sowie ein vergleichsweise abgeschotteter Markt.
Hohe Hürden für Importeure
Ausländische Solarimporteure haben zum einen mit der häufigen Präferenz der Japaner für heimische Marken zu kämpfen, zum anderen mit den nötigen zusätzlichen Zertifizierungen wie denjenigen der Japan Electrical Safety & Environment Technology Laboratories (JET). „Die großen japanischen Hersteller versuchen, mit den oft wenig transparenten Zertifizierungen den Marktzugang zu erschweren sowie ihr Terrain und das hohe Preisniveau zu verteidigen“, sagt Peter Dötsch, beim baden-württembergischen Großhändler Krannich Solar verantwortlich für den Einkauf, der sich auf der Messe in Tokio umsah.
Doch trotzdem rechnen viele Importeure, allen voran aus China und Taiwan, mit guten Geschäften in Japan und bieten ihre Produkte meist auch etwas günstiger an als die heimische Konkurrenz. Die Nase vorne hat dabei Weltmarktführer Suntech. Der chinesische Modulhersteller ist bereits seit 2006 in Japan mit einer eigenen Tochterfirma vertreten und hat im vergangenen Jahr mit 5,5 Prozent den höchsten Anteil aller ausländischen Hersteller am japanischen Solarmarkt erreicht. Edwin Huang von Suntech rechnet damit, den Marktanteil in diesem Jahr verdoppeln zu können. An zweiter Stelle lag im vergangenen Jahr Canadian Solar mit einem Marktanteil von zwei bis drei Prozent, der in diesem Jahr laut den Erwartungen von Marketingleiter Ryoko Arai auf rund sieben Prozent wachsen soll.
Auch Hersteller wie Chaori Solar, Upsolar, AU Optronics, Neo Solar Power oder Gintech waren mit großen Messeständen auf der PV Expo in Tokio präsent und bauen auf den wachsenden Photovoltaikmarkt in Japan. Gut im Geschäft ist auch Hyundai. Der koreanische Hersteller ist laut Senior Vice President James Kim zuversichtlich, in diesem Jahr Photovoltaiksysteme und Solarmodule mit einer Leistung von 50 Megawatt im Nachbarland verkaufen zu können, eine Vervierfachung gegenüber dem Vorjahr. Dagegen waren deutsche und europäische Modulhersteller nur sehr schwach auf der diesjährigen PV Expo vertreten und sind bisher auch sonst kaum präsent in Japan.