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TIPPS DER REDAKTION

12 Tipps: Die Investition in die Photovoltaik gut absichern

Zwölf Tipps für Solarkunden und Installateure: Wenn Sie Solargeneratoren und Solarakkus nutzen wollen, sollten Sie vorher genau überlegen: Wie sichern Sie Ihre Investition juristisch ab? Wer übernimmt die Haftung, wenn etwas schiefgeht? Was passiert bei Mängeln oder Verschleiß? Ihr sauer verdientes Geld ist es wert, dass Sie es in die richtigen Hände legen. Dann erleben Sie keine bösen Überraschungen. Wer am falschen Ende spart, hat meist das Nachsehen.

Solarstrom ist preiswert, die Generatoren versprechen mindestens zwei Jahrzehnte niedrige Stromkosten. Doch am Anfang der lukrativen Selbstversorgung steht eine Rechnung, die bezahlt werden will. Denn der Installateur kauft die Komponenten für Sie ein, streckt also die Ware vor. Und er baut sie ein, das verursacht Arbeitskosten. So kommen einige tausend Euro zusammen. Da stellt sich die Frage, wie man diese Investition möglichst gut gegen Ausfälle, Mängel, Schäden oder Verschleiß absichern kann. Die Gerichte mögen Streit schlichten, aber die Freude an einer gut funktionierenden Solaranlage ersetzen sie nicht.

1. Werden Sie angesichts fallender Preise nicht leichtsinnig!

Zurzeit muss man für das Kilowatt Photovoltaik rund 1.400 bis 1.500 Euro (netto) einplanen – für eine Solaranlage auf dem Hausdach. Eine ordentliche geplante und installierte Anlage schafft im Jahr zwischen 900 und 1.100 Kilowattstunden je Kilowatt installierter Solarleistung (Angaben für Deutschland, Österreich und die Schweiz). Der Batteriespeicher kostet ungefähr 1.000 bis 1.300 Euro (netto) für die Kilowattstunde nutzbarer Speicherkapazität (Angaben für stationäre Lithiumspeicher im kleinen Haussegment) oder 600 bis 800 Euro (netto) bei Bleispeichern. Gehen wir von einer PV-Anlage mit fünf Kilowatt und einem Lithiumspeicher von 4 Kilowattstunden aus, landen wir bei rund 11.000 Euro. Die Preise sinken schnell, vor allem für die Stromspeicher, für die es zudem eine lukrative Förderung gibt.

Zehn Mille sind kein Pappenstil, trotz allem. Deshalb sollte man vor der Investition unbedingt genau prüfen, wie dieser Mitteleinsatz rechtlich abgesichert werden kann. Denn der Stromspeicher soll mindestens zehn Jahre laufen, der Solargenerator mindestens 20 Jahre. In dieser Spanne kann sehr viel passieren. Deshalb der erste Tipp: Lassen Sie sich von den sinkenden Preisen nicht blenden! Schauen Sie genau hin, und lesen Sie vor allem das Kleingedruckte in Ihren Verträgen!

2. Die beste Versicherung ist ein solider Installateursbetrieb!

Die beste Versicherung für Ihre Investition ist ein solider Installateursbetrieb, der die Anlage für Sie plant, die Ware einkauft und die Systeme auf dem Dach und im Haus montiert und in Betrieb nimmt. Solide heißt, dass der Handwerksbetrieb über ausreichende Referenzen verfügt, sowohl in der Elektrotechnik als auch im Heizungsbau. Er sollte in Ihrer Nähe ansässig sein, persönlicher Kontakt löst die meisten Probleme. Solide heißt: Es ist aller Wahrscheinlichkeit nach zu erwarten, dass es dieses Unternehmen auch in 20 Jahren noch gibt. Ein solider Installateur kann Sie auch bei der Anlagenfinanzierung durch die Regionalbank, bei der Förderung durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und die Versicherung der Anlagentechnik beraten. Zunehmend gehen der TÜV und Versicherer dazu über, gute Handwerksbetriebe zu zertifizieren. Achten Sie auf solche Qualitätssiegel!

3. Kaufen Sie nur Markenware von europäischen Herstellern!

Solide heißt in erster Linie auch: Ihr Handwerker bietet Ihnen Markenware von zuverlässigen Herstellern an. Das sind vorzugsweise europäische Marken und Anbieter, die durch den TÜV oder geeignete Zertifikate ausgewiesen sind. Alle Verkaufsunterlagen sollten auf Deutsch vorliegen. Alle Fragen der Garantie und Gewährleistung sollten mit europäischen Firmen abgewickelt werden, die mindestens eine Niederlassung in Deutschland oder Österreich haben. Es nützt Ihnen nichts, einen sehr preiswerten Stromspeicher zu erwerben, der nach acht Wochen aussteigt. Ihre Kenntnisse in chinesischer oder koreanischer Sprache werden niemals ausreichen, um mit der Serviceabteilung in Shanghai oder in Seoul zu sprechen. Es gab schon Fälle, da standen zwei asiatische Servicetechniker vor der Tür eines deutschen Batteriekunden. Die Jungs waren freundlich, das sind sie immer, aber sie haben kein Wort verstanden. Und der Kunde stand mit seiner defekten Solarbatterie faktisch alleine da. Soll heißen: Je kürzer die Entfernung zum Lieferanten und je geringer die Sprachbarriere, desto einfacher wird es, wenn einmal ein Problem auftritt. Und das hat Technik so an sich: Sie kann ausfallen, und dann ist das Gejammer groß.

4. Installieren Sie nur Komplettsysteme, niemals Marke Eigenbau!

Technisch gesehen, ist an einem Solargenerator nicht viel falsch zu machen: Solarpaneele, Gleichstromverkabelung, Wechselrichter, Anschluss an die Hauselektrik und ans Stromnetz. Meint der Laie. Doch die Sache ist etwas kniffliger, vor allem, wenn ein Stromspeicher hinzu kommt (der zudem der teuerste Teil der Anschaffung ist). Deshalb ist der Anschluss der Solargeneratoren und Stromspeicher ausschließlich Fachleuten vorbehalten. Doch viele Installateure halten sich für solche Experten, dass sie die Systeme für Ihre Kunden aus einzelnen Komponenten zusammenstellen: Die Solarmodule von Hersteller Eins, den Wechselrichter von Hersteller Zwei, die Batterie vom dritten Anbieter. Damit begibt sich der Installateur auf juristisches Glatteis. Denn nicht immer passen die Systeme in allen Betriebsfällen zusammen. Die Komponentengarantien der einzelnen Hersteller erlöschen jedoch, wenn unpassende Komponenten kombiniert werden. So was steht im Kleingedruckten der Lieferverträge für Solarmodule, Wechselrichter oder Solarakkus. Wirklich aus dem Schneider ist man nur, wenn die komplette Technik aus einer Hand kommt. Dann wirkt eine Systemgarantie, weil der Installateur nichts falsch anschließen oder übersehen kann. Ein Loblied auf den Installateur, der ein begeisterter Tüftler sein kann. Aber hier gilt es Job für den Kunden und Hobby klar zu trennen. Eine ordentliche Anlage kommt komplett aus einer Hand – von einem Lieferanten. Marke Eigenbau war gestern!

5. Nehmen Sie den Importeur in die Haftung!

Solarmodule oder Solarbatterien werden gelegentlich (noch) aus Asien importiert und an europäische Kunden verkauft. Hier muss der Solarkunde wissen, dass der Importeur automatisch in die Produkthaftung des asiatischen Anbieters eintritt, auch wenn er an der Ware nichts verändert. Schauen Sie sich also genau an, wie solide der Importeur ist. Für ihn gelten im Grunde genommen dieselben Anforderungen wie an den Installateur der Anlage in Ihrem Haus.

6. Sichern Sie Ihre Investition durch Monitoring und regelmäßige Wartung!

Produkthaftung und Gewährleistung beziehen sich auf Eigenschaften eines Produkts und eventuelle Mängel. Um solche Ansprüche von vornherein zu sichern, sind die korrekte Installation und Inbetriebnahme der Anlage notwendig. Dazu gehört eine korrekte Dokumentation (PV-Anlagenpass und Speicherpass des BSW Solar) mit allen erforderlichen Genehmigungen und Unterschriften. Auch die regelmäßig Durchsicht und Wartung der Technik ist essentiell. Denn die meisten Mängel werden relativ schnell sichtbar. Verfügt die Anlage jedoch nicht über ein professionelles Monitoringsystem, wird niemand den Defekt entdecken. Nicht selten fallen Probleme erst zu spät auf, dann sind Produkthaftung und Gewährleistungen der Hersteller längst verjährt. Auch Garantiefälle bleiben unerkannt.

7. Lassen Sie sich die Garantien genau erklären!

Neben der gesetzlich vorgeschriebenen Produkthaftung und der Gewährleistung der Hersteller und Importeure gibt es verschiedene Garantien. Sie sind Versprechen der Hersteller für bestimmte Funktionen ihrer Produkte. So garantieren die Hersteller von Solarmodulen in der Regel, dass die Module nach einer bestimmten Laufzeit höchstens soundso viel Prozent ihrer Leistung einbüßen. Die Anbieter von Stromspeichern garantieren eine Mindestzahl der Ladezyklen (Vollzyklen), die ihre Batterie durchhalten wird. Auch bei den Batterien ist ein gewisser Schwund der Speicherfähigkeit nach mehreren Jahren normal und wird mit Garantien abgesichert. Hierbei ist zu beachten, wie sinnvoll solche Garantien sind. Kann man sie mit den üblichen Prüfmitteln des Elektroinstallateurs überhaupt nachweisen?

8. Spielen Sie den Schadensfall vorher durch!

Garantien werden gegeben, um den Verkauf anzukurbeln. Sie werden nicht gegeben, um die Kunden zu schützen. Zumindest keimt dieser Verdacht, wenn man das Kleingedruckte in den Garantiebedingungen etlicher Solaranbieter liest. Da gab es schon Abmahnungen durch die Verbraucherzentralen! Deshalb sollte man vor dem Kauf genau durchspielen, was im Schadensfall passiert. Nehmen wir an, ein Solarmodul verliert an Leistung, oder der Batterie geht die Puste aus: Wem nützt es, wenn die Solarmodule zum Hersteller zu schicken sind, um sie zu testen und – vielleicht – zu reparieren? Wer kommt für die Kosten auf, um die Solarmodule vom Dach zu nehmen, für den sachgerechten Transport vorzubereiten (sicher gegen Absturz und Stoß auf Paletten) und ins Werk zu schicken (nach Asien? in die USA?)? Wer bezahlt die Montage der erneuerten Module?

Bei Stromspeichern wird es noch komplizierter: Lithiumspeicher gelten als Gefahrgut, sie dürfen nicht einfach mit dem Paketdienst auf die Reise gehen. Das dürfen nur Installateure und die Hersteller selbst. Deshalb kann es nur sein, dass sich die Hersteller der Systeme oder Komponenten verpflichten, selbst in die Bütt zu treten. Wenn der Installateur mit den üblichen Prüfverfahren feststellt, dass die Module, der Wechselrichter oder die Batterie schwächeln, sind diese Komponenten auszutauschen und sofort zu ersetzen. Sonst liefert die Anlage weniger Strom, und der Kunde hat das Nachsehen. Unser Tipp: Fehlerhafte Wechselrichter und Solarakkus sind innerhalb von 24 Stunden durch Ersatzgeräte auszutauschen – ohne Wenn und Aber!

9. Achten Sie auf Rückstellungen der Anbieter!

Bei Kauf der Ware sollten Sie als Kunde unbedingt darauf achten, dass die Hersteller ausreichend Rücklagen bilden, um im Falle der Insolvenz auch weiterhin den Service für Ihre Produkte zu sichern. Je teurer ein Produkt in der Anschaffung ist, desto wichtiger werden solche Details. Denn rutscht der Batterieanbieter oder der Modulhersteller in die Pleite, bleiben die Installateure und ihre Kunden auf defekten Produkten sitzen. Kein Richter der Welt kann daran etwas ändern!

10. Testen Sie Ihren Versicherer!

Menschen werden versichert (Krankenkasse, Rentenkasse, Pflegeversicherung, Unfallversicherung, Reiseversicherung fürs Ausland, Haftpflichtversicherung, Lebensversicherung). Autos werden versichert (Kfz-Versicherung), Hausgeräte werden versichert (Hausratversicherung), ebenso technische Produkte und Häuser. Solaranlagen und Stromspeicher sind in der Regel nicht über die Gebäudeversicherung abgedeckt, weil sie nicht zum Baukörper gehören. Deshalb schließt man beim Kauf einer Solaranlage und eines Solarakkus eine spezielle Versicherung ab. Das sollte eine Allgefahrenversicherung sein, die sich auf den Minderertrag der Solargeneratoren und die Speicherkapazität des Stromspeichers bezieht. Im Schadensfalle sollte der Versicherer unkompliziert für die Kosten (alle Kosten: Demontage, Transport, Remontage und so weiter) aufkommen, auch wenn die Schuldfrage noch zu klären ist. Testen Sie den Versicherer, bevor Sie eine Police unterschreiben. Rufen Sie probehalber bei der Hotline an. Laden Sie den regionalen Versicherungsagenten auf eine Tasse Kaffee zu sich ein, um sie oder ihn mit konkreten Fragen zu löchern. Bilden Sie sich selbst ein Urteil: Sind Ihre Versicherungspartner vertrauenswürdig? Gute Versicherer verbünden sich mit den Installateuren, indem sie Handwerksbetriebe mit hoher Installationsqualität zertifizieren, oft in Zusammenarbeit mit dem TÜV.

11. Klären Sie die Rücknahme und das Recycling!

Ein wunder Punkt ist (leider immer noch) die Rücknahme ausrangierter Produkte, deren Lebenszeit abgelaufen ist. Denn trotz aller Warnungen laufen die meisten der rund 1,5 Millionen Photovoltaikanlagen in Deutschland völlig problemlos, auch die meisten Stromspeicher für Eigenheime funktionieren tadellos – auch wenn es bislang erst einige zehntausend sind. Am Ende ihrer Lebensdauer sind sie von der Industrie zurückzunehmen. Und zwar ohne Kosten für den Solarkunden! Solarmodule, Verkabelung und Wechselrichter gelten als Elektronikschrott, die gesetzlichen Vorschriften sind eindeutig, ebenso für Batterien. Der Installateur nimmt die Paneele vom Dach – vielleicht nutzt er die Gelegenheit, um neue, leistungsstärkere Solarmodule aufzulegen. Die alte Batterie wird durch eine neue ersetzt. Manche Anbieter haben den Tausch der Batteriezellen nach einer bestimmten Zeit bereits am Anfang eingepreist. Als Faustregel gilt: Der Wechselrichter heißt so, weil er im Laufe von 20 Jahren (Laufzeit der Solarmodule) mindestens einmal gewechselt werden muss. Und die Solarakkus werden derzeit für höchstens zehn Jahre garantiert, also muss man sie auch mindestens einmal erneuern. Strafbar macht sich, wer Solarmodule oder Batterien über den Hausmüll oder gar in der Natur entsorgen will. Da alle Solarkomponenten und die Akkus über individuelle Produktcodes verfügen, lässt sich der Eigentümer in der Regel sehr schnell ermitteln.

12. Installation und Wartung dem Fachhandwerker überlassen!

Unbedingt sollte der Einbau der Komponenten und Geräte von Fachhandwerkern in Ihrer Nachbarschaft erledigt werden. Die Installateure und Anlagenplaner kennen meteorologische und regionale Eigenheiten, haben oft schon ähnliche Systeme gebaut und Häuser ausgestattet.

Ganz wesentlich: Einen guten Installationsbetrieb erkennt man – neben seinen Referenzen – daran, dass er die Anlagenwartung nach der Inbetriebnahme, den Brandschutz und den Blitzschutz von vorneherein mit anbietet. Gute Installateure pflegen zudem einen guten Draht zu ihren Lieferanten. Das kann dem Solarkunden nur von Nutzen sein. (Heiko Schwarzburger)

Diese und weitere Tipps unseres Autors rund um die effiziente Versorgung von Wohngebäuden mit erneuerbaren Energien finden Sie hier.