Bis zum Jahr 2050 sollen in Tirol mindestens zwei Terawattstunden jährlich durch Photovoltaikanlagen erzeugt werden. Dies wären 20 Prozent des gesamten Stromverbrauchs. Um die Photovoltaik im Bundesland voranzubringen, will die Landesregierung die Hausbesitzer bei ihrer Entscheidung für eine Photovoltaikanlage und vor allem den Bau von Speichern unterstützen.
Bis zum Jahr 2050 will sich das österreichische Bundesland Tirol komplett mit erneuerbaren Energien versorgen, die zum größten Teil aus dem Bundesland selbst kommen sollen. Die tragende Erzeugungsform wird dabei die Wasserkraft sein. Doch auch die Photovoltaik soll mit 20 Prozent einen großen Anteil an der Stromversorgung beitragen. Derzeit hat die Photovoltaik in Tirol einen Anteil von lediglich etwa einem Prozent an der Stromerzeugung. Den Rest sollen Biomasseanlagen liefern. Dies hat die Regierung in Innsbruck jetzt als Ziel ausgegeben.
Die Voraussetzungen für die Nutzung der Sonne als Energielieferant in Tirol sind gut. Das zeigt die Studie „Solar Tirol“. Im Auftrag der Landesregierung wurden dabei die Solarpotenziale für das Bundesland anhand der Einstrahlungsdaten und der vorhandenen Flächen errechnet. Das Ergebnis: In Tirol stehen 177.745 Gebäude mit einer gesamten Dachfläche von fast 86,2 Millionen Quadratmeter. Davon sind fast 49,6 Millionen Quadratmeter für die Installation von Solarstromanlagen geeignet. Dies ist immerhin ein Anteil von 58 Prozent der gesamten Dachflächen in Tirol. Wenn alle diese Dachflächen mit Solargeneratoren belegt werden, könnten diese immerhin fast 60 Terawattstunden Strom liefern. „Wir liegen, was die mögliche Stromerzeugung durch Photovoltaikanlagen betrifft, absolut auf der Sonnenseite“, fasst Josef Geisler, stellvertretender Landeshauptmann von Tirol und Energiereferent der Landesregierung, die Ergebnisse der Studie zusammen. „Tirol eignet sich hervorragend für diese Technologie.“
Stromverbrauch in Tirol wird steigen
In ihren Berechnungen geht die Landesregierung davon aus, dass der Strombedarf in Tirol von derzeit 6,5 Terawattstunden auf etwa zehn Terawattstunden im Jahr 2050 steigen wird. Der Anteil des Stromverbrauchs am gesamten Energieverbrauch wird sich im gleichen Zeitraum von 20 auf 70 Prozent erhöhen. Als Grund dafür nennt die Landesregierung den Umbau des Verkehrssektors auf Elektromobilität und vor allem den Verzicht auf fossile Energieträger. Dies würde dazu führen, dass weniger Wärme aus diesen Energieträgern bereitgestellt werden könnte und die Wärmeversorgung dadurch mehr auf elektrisch betriebene Heizungen wie Wärmepumpen umgestellt wird. „Das bedeutet, dass die Stromproduktion mittels Photovoltaik von derzeit 80 Gigawattstunden auf zwei Terawattstunden gesteigert werden soll“, rechnet Geisler vor. Um dies zu erreichen, müsste ein Viertel der in Tirol für die Photovoltaik geeigneten Dachflächen mit Solargeneratoren belegt werden. „Tirol setzt dabei vor allem auf die Eigenversorgung der Haushalte“, betont die Landesregierung. „Dort wo Strom aus der Sonnenenergie produziert wird, soll er auch verbraucht werden.“
Speicher mit bis zu 70 Prozent fördern
Um den Eigenverbrauch und vor allem auch die regionale Versorgung mit vor Ort produziertem Strom zu ermöglichen, will Innsbruck den Ausbau von Speicherkapazitäten vorantreiben. „Deshalb werden wir im Rahmen des regionalwirtschaftlichen Programms Investitionen in Photovoltaikanlagen mit Speichern fördern“, gibt Geisler bekannt. Als besonders förderwürdige Regionen gibt er dabei vor allem das sonnenverwöhnte Tiroler Oberland und die Naturparkregion Lechtal aus. „Durch die Speichermöglichkeit kann der Anteil des tatsächlich genutzten Stroms gesteigert werden“, begründet Geisler das Ziel. „Je 100 solcher Anlagen auf privaten, gewerblichen oder öffentlichen Objekten sollen mit entsprechenden Speichermöglichkeiten ausgestattet und im Rahmen dieser Initiative mit bis zu 70 Prozent gefördert werden. Inwieweit die Speicherung von Sonnenenergie auch in anderen Regionen unterstützt werden kann, wird derzeit geprüft.“
Solarkataster ist in Arbeit
Um das Photovoltaikprogramm in die Spur zu bringen, plant Tirol den Aufbau eines Solarkatasters. „Bis Ende Oktober werden die gewonnenen Daten öffentlich zugänglich gemacht“, verspricht Manfred Riedl, der das Projekt von Seiten der Landesregierung leitet. „Jeder und Jede kann sein eigenes Haus betrachten und ausrechnen, ob eine Solar- oder Photovoltaikanlage eine geeignete Investition ist oder nicht. Auch bei Neubauten sollen diese Berechnungen helfen, potenzielle Vorkehrungen zu treffen.“ Die Photovoltaik ist bereits in weiten Teilen wettbewerbsfähig. „Durch Photovoltaikanlagen selbst produzierter Strom ist längerfristig billiger als jener aus der Steckdose“, betont die Landesregierung. (Sven Ullrich)