Die Intersolar North America teilte in diesem Jahr das Schicksal der Intersolar Europe in München: Einige chinesische Tier-2-Hersteller blieben der Messe fern, und inmitten der laufenden Konsolidierung der Branche fielen Besucher- und Ausstellerzahlen geringer aus als erwartet. Messeveranstalter Markus Elsässer von Solar Promotion zufolge kamen während der drei Ausstellungstage über 18.000 Besucher aus 76 Ländern nach San Francisco. Die Zahl der Aussteller sank von 835 im Jahr 2011 auf 760. Ausschlaggebende Faktoren für den Rückgang waren laut Elsässer die chinesisch-amerikanische Handelsproblematik und vorläufige Zölle für chinesische Hersteller von Solarzellen.
Die Auswirkungen des anhaltenden Handelskonflikts waren außerdem ein Streitpunkt unter den Teilnehmern, Ausstellern und Analysten. Aussteller Suntech gab an, von den Zöllen nicht stark betroffen zu sein, da das Unternehmen bei seinen kleineren Modulen damit begonnen habe, auf taiwanesische Zellen zurückzugreifen. Auch Renesola und Hanwha Solarone bestätigten, bei der für die USA bestimmten Produktion mit taiwanesischen OEM-Herstellern zusammenzuarbeiten. Renesola hat erst vor einigen Wochen seine Exportaktivitäten in Richtung USA aufgenommen und seinen US-Hauptsitz in San Francisco eröffnet.
US-Produzenten unter Druck
Während die Auswirkungen der vorläufigen Zölle Streitthema waren, scheint nun sicher, dass die Zölle auch US-Produzenten kurzfristig nicht zum Vorteil gereicht haben. Unisolar, Abound Solar, Konarka und Global Solar haben in den vergangenen Wochen Negativschlagzeilen gemacht, entweder durch Konkursanmeldung oder die Aussetzung von Teilen der Produktion. Und GE Energy kündigte wenige Tage vor Beginn der Intersolar North America eine 18-monatige Bauunterbrechung an seinem 400-Megawatt-Dünnschichtwerk an.
Sohaila Setayesh, Konzernvertriebsleiterin beim Ausrüstungshersteller Meyer Burger, sagte, das Unternehmen habe eine Reihe von Kunden durch Insolvenz verloren und es in Anbetracht der besonders schwierigen Situation bei der Zellproduktion in den USA nicht geschafft, neue Kunden zu gewinnen. „Ich sehe für neue Investitionen in den USA keinen Rückhalt“, betont Setayesh. Zudem wirft der spektakuläre Misserfolg von Solyndra große Schatten auf die Photovoltaikproduktion in der Region. „Solyndra wirkt sich negativ auf die staatliche Unterstützung für die Photovoltaikproduktion in den USA aus“, so Setayesh. Bernhard Krause vom Ausrüstungshersteller Singulus unterstreicht zusätzlichdie schwierige Finanzierungssituation für die Solarfertigung im Land.
Trotz der Berichte über die finsteren Aussichten für Photovoltaikhersteller in den USA gab es entlang der gesamten Lieferkette Neuinvestitionen. Der im kalifornischen Silicon Valley ansässige Modul- und Zellhersteller Silevo meldete im Mai die Eröffnung einer Pilotanlage mit 30 Megawatt. Ironischerweise, so Christopher Beitel von Silevo, hat das Unternehmen die vorläufigen Zölle negativ zu spüren bekommen: Silevo bezieht OEM-Zellen und -Module aus China. Laut Beitel finden Gespräche zwischen dem Unternehmen und dem Handelsministerium bezüglich einer Befreiung des Unternehmens von den Zöllen statt. Zurzeit kann das Unternehmen nach eigenen Angaben nur US-Kunden mit Zellen und Modulen aus der Pilotlinie im Silicon Valley bedienen. Dünnschichthersteller Miasolé fährt gerade die Produktion in seinem 150-Megawatt-Werk in San Jose in der San Francisco Bay Area hoch. Der CIGS-Hersteller hat kürzlich 55 Millionen US-Dollar über Venture-Capital-Investoren für das Werk und den Markteinstieg aufgebracht.
Mississippi holt auf
Abgesehen von der Region um San Francisco bietet der US-Bundesstaat Mississippi der Photovoltaikproduktion ein Wachstumsumfeld. In Hattisburg fährt gerade der CIGS-Dünnschichthersteller Stion sein 150-Megawatt-Werk hoch. Stion hat für die Entwicklung der Anlage einen Kredit in Höhe von 75 Millionen US-Dollar vom Bundesstaat Mississippi erhalten. Und der c-Si-Ausrüstungshersteller Twin Creeks Technologies zählt zu denjenigen, die vom Silicon Valley nach Mississippi umgezogen sind. Im März gab das Unternehmen die Fertigstellung einer kommerziellen Demonstrationsanlage bekannt, wo ultradünne monokristalline Wafer für die Hyperion-Ausrüstung hergestellt werden. Die Fabrik produziert derzeit 25 Megawatt und ist auf 100 Megawatt ausbaufähig.
Die US-Niederlassung des deutschen Montagesystem-Herstellers Schletter hat 25 Millionen US-Dollar in die Produktion im Land investiert. Den genauen Standort hat das Unternehmen noch nicht preisgegeben. Angela Kliever von Schletter hat auf der Messe jedoch verraten, dass er sich an der Ostküste befinden wird. Schletter hat bereits eine Fabrik in Tuscon im Bundesstaat Arizona mit 200 Angestellten.
Für 2012 wird auf dem nordamerikanischen Solarmarkt wieder mit Wachstum gerechnet. Ruj Prabhu von Mercom Capital erwartet ein Marktwachstum von 1,7 Gigawatt im Jahr 2011 auf 2,7 Gigawatt und schließlich auf 3,2 Gigawatt. Auch Markus Hoehner von EuPD spricht von einem Marktwachstum um die 50 Prozent und fügt hinzu, dass der Markt für großtechnische Anlagen ein wichtiger Wachstumsmarkt im Land bleiben wird. Zudem sei ein Hauptwachstumsfaktor in der Region die steigende Nachfrage beim Solar-Leasing. SunRun, der führende Anbieter für Solar-Leasing, prognostiziert für 2012 einen Leasing-Anteil bei kalifornischen Haushalten von 70 Prozent. Jürgen Krehnke wiederum, Präsident und General Manager bei SMA America, führt das stete Wachstum in den USA auf die 30-prozentige Steuergutschrift für Photovoltaikanlagen und die Renewable Portfolio Standards in einigen Bundesstaaten zurück.
Erfolgsrezept Leasing
Das Leasing erweist sich übrigens in den USA als wirksames Modell, weil es Privathaushalten einen leichteren Zugang zu Kapital verschafft. Auf der Intersolar North America ausstellende Unternehmen berichten, dass die Systemkosten in Nordamerika zwar sinken, jedoch noch über denen etablierterer Märkte wie Deutschland liegen. Stephen Torres von PV Solar Report berichtet, dass die BOS-Kosten in Kalifornien von 8,22 US-Dollar pro Watt im zweiten Quartal 2011 auf 6,82 US-Dollar im zweiten Quartal 2012 gesunken sind. Das ist mehr als dreimal so viel wie in Deutschland. Torres meint, dass die Genehmigungsverfahren in verschiedenen Städten zu großen Schwankungen bei den Systemkosten von Privatanlagen führen können. In San Francisco, so Torres, betragen die durchschnittlichen Kosten für eine Privatanlage 8,30 US-Dollar pro Watt, während sie in San Diego bei nur 6,40 US-Dollar liegen.
Eine große Herausforderung auf dem US-Markt besteht also darin, die relativ hohen BOS-Kosten zu senken. Dazu könnten neue Werkzeuge beitragen, die auf der Intersolar North America präsentiert wurden. Schletter hat sein neues Online-Designtool FlushMount vorgestellt, mit dem Installateure und Systemanbieter Anlagen leichter konfigurieren können. Angela Kliever von Schletter teilte mit, dass das Unternehmen Kunden, die das Werkzeug einsetzen, einen zweiprozentigen Rabatt auf seine Produkte einräumt und darin einen Weg sieht, die BOS-Kosten zu senken.
Eine weitere Erfindung mit dem Potenzial, die BOS-Kosten zu senken, ist ein Do-It-Yourself-PV-Kit von Minijoule. Geschäftsführer Andre Steinau gibt zu bedenken, dass aufgrund verschiedener Genehmigungsvorschriften in den verschiedenen Städten und Staaten in den USA sowie wegen strenger Sicherheitsbestimmungen eine Fachkraft die Installation der Anlage vornehmen muss, was die Kosten zusätzlich erhöht. Das Unternehmen führe daher Gespräche mit Bundesbehörden, um kleinere Anlagen unter einem Kilowatt von bestimmten Sicherheitsauflagen befreien zu lassen.